Was für ein magischer Moment! Der frühere Skispringer Lukas Müller, der seit seinem schweren Sturz am 13. Jänner 2016 am Kulm inkomplett querschnittgelähmt ist, stand auf der Startlinie beim Wings for Life World Run aus dem Rollstuhl auf und lief das Rennen auf Krücken.
Alle Zuschauer beim Start am Burgtheater hatten eine Gänsehaut, feuerten Lukas Müller an. Der 31-Jährige marschierte auf den Krücken los, gab Servus TV auf der Strecke gleich ein erstes kleines Interview. „Luki“ lief dann 2,3 Kilometer weit, erzählte danach: „Am Donnerstag hatte ich noch 38 Grad Fieber. Und dann das! Ich habe noch nie so viel grinsen müssen wie jetzt.“ Mit eisernem Willen und harter Arbeit hat sich Luki, bei dem die in den ersten 24 Stunden so wichtige Erstversorgung sehr gut gelaufen ist, wieder zurückgekämpft.
„In den nächsten zehn Jahren kann es zu großen Durchbrüchen kommen“
Schon vor dem Start hatte er zur „Krone“ gesagt: „Die Forschungsprojekte sind unglaublich spannend, es tut sich extrem viel. In den nächsten zehn Jahren kann es zu großen Durchbrüchen kommen.“ Der Kärntner betonte auch: „Viele querschnittgelähmte Menschen würden sogar auf die Gehfunktion verzichten, wenn dafür wieder der Stoffwechsel wieder normal funktioniert, wenn alles, was in Bad und Klo passiert, wieder normal funktioniert.“
„Mit uns kann man kein Geld verdienen“
Der frühere Monoskifahrer und Paralympics-Teilnehmer Reini Sampl, der eines der beiden Catcher Cars pilotierte, sagte: „Als ich vor 20 Jahren meinen Unfall hatte, hat das Thema noch keinen interessiert. Für die Pharmaindustrie sind wir querschnittgelähmten Menschen eine viel zu kleine Zielgruppe, mit uns kann man kein Geld verdienen. Daher ist die Wings for Life-Stiftung so wichtig. Sie finanziert ganz wichtige Forschungsprojekte.“
Elektrode auf das Rückenmark implantiert
Anita Gerhardter, CEO der Wings for Life-Stiftung, ist überzeugt: „In den nächsten, fünf, zehn, 15 Jahren werden wir unglaubliche Entwicklungen erleben. Da ist eine große Schwungmasse in Bewegung gekommen.“ Die Steirerin erzählt: „Unser bisher sichtbarste Erfolg ist das Projekt mit der Elektrostimulation. Dabei wird eine Elektrode auf das Rückenmark implantiert. Durch getaktete elektrische Stimuli können viele betroffene Menschen wieder aufstehen, ihr eigenes Körpergewicht tragen.“
Spezielle Operationsmethode
Ganz wichtig war auch die Erforschung einer speziellen Operationsmethode. Gerhardter erklärt: „Dabei wird unmittelbar nach dem Unfall die äußere Gehirnhaut geöffnet. Dadurch kann das Gewebe anschwellen, werden Zellen weiter durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. So bleiben ganz wichtige Körperfunktionen, die man sich später ganz mühsam zurückkämpfen muss, erhalten.“
Sehr große Projekte beschäftigen sich zudem mit Proteinen, die das Wiederaussprossen von verletzten Nerven verhindern. Es konnten Mittel und Wege gefunden werden, die diese Proteine unschädlich machen. Gerhardter erzählt: „Für chronisch verletzte Menschen hat die Yale-Universität ein Projekt laufen, das wir mit sieben Millionen Dollar unterstützen. Für frisch verletzte Menschen forschen die Universitäten im schweizerischen Balgrist und in Deutschland in Heidelberg.“
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