Erste Razzia-Bilanz

Immo-Haie: So will Wien den „Wohnraub“ stoppen

Wien
09.05.2023 09:00

Teures Wohnen belastet viele Wiener sehr. Ein Aspekt dabei: Für Mieter günstige Altbauen müssen lukrativen Eigentums-Objekten weichen. Mache Immo-Hai setzen dazu Brachialmethoden ein. Die Stadt Wien geht seit April verstärkt gegen solche Abriss-Spekulationen vor. Wir haben die erste Bilanz.

Innerhalb von 15 Jahren wurden fast 500 Wiener Zinshäuser dem Erdboden gleich gemacht. Teils wunderschöne Gründerzeithäuser und unter Denkmalschutz sind für immer verloren. Ersetzt durch gesichtslose Betonklötze. Das ist schlecht fürs Stadtbild, fürs Klima und schlecht fürs leistbare Wohnen.

Die Altbau-Mieter hatten den vollen Schutz des Mietrechts und lebten mit ihren alten Verträgen oft recht günstig. Im Neubau ist es in der Regel deutlich teurer. Egal ob Miete oder Eigentum. Um geschützte Juwelen abtragen zu können, setzen manche Immo-Haie auf Brachialmethoden oder lassen die Häuser gezielt verfallen.

Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál, Gerhard Cech, Chef der Baupolizei (links daneben), Walter Hillerer, Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen (rechts neben der Vizebürgermeisterin) (Bild: PID/Christian Fürthner)
Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál, Gerhard Cech, Chef der Baupolizei (links daneben), Walter Hillerer, Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen (rechts neben der Vizebürgermeisterin)

Diese Art von Abriss-Spekulation bezeichnen die Grünen schlicht als „Wohnraub“. Auch der Stadt Wien sind diese Methoden ein Dorn im Auge. Mit „Grätzel-Razzien“, Hilfetelefon und einer schnellen Eingreiftruppe geht sie seit Mitte April dagegen verstärkt vor. Jetzt liegt der „Krone“ die erste Bilanz vor. 

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Beim Schutz der rund 30.000 Altbauten geht es mehr als um die Bewahrung des wunderschönen Stadtbildes Wiens

Vizebürgermeisterin Kathrin Gaal (SPÖ)

Unsichere Stiegenhäuser, lose Kabel
Beim Servicetelefon für die Bevölkerung (4000-4001) sind bisher 140 Meldungen eingegangen. 89 davon betreffen Gründerzeithäuser mit baulichen Mängeln. Baupolizei und Gruppe Sofortmaßnahmen haben bei „Grätzel-Razzien“ im 10. und 15. Bezirk 400 Gebäude überprüft. 57 weisen Probleme auf: Lockere Geländer im Stiegenhaus, lose Elektroleitungen, Müllablagerungen, unsicheren Treppen.

Akute Abbruchgefahr stellten die Experten bisher noch nirgends fest. „Uns waren die Problemhäuser bereits bekannt, nur haben wir jetzt ein probates Mittel, um die Situation besser einschätzen zu können“, so Gerhard Cech, Chef der Baupolizei. Mit einer mobilen Einsatzzentrale kommt das Stadtservice Wien in die Grätzel. Pro Termin wurden in etwa fünf weiteren Adressen zu Mängeln an Gebäuden aus der Bevölkerung entgegengenommen, heißt es.

„Mit Rat und Tat“
„Mit unserem Servicebus stehen wir den Wienern fast täglich im Stadtgebiet mit Rat und Tat zur Verfügung. Wir suchen das direkte Gespräch, nehmen Meldungen, Störfälle und Anregungen entgegen und versuchen im Sinne der Bewohner Lösungen zu finden“, so Walter Hillerer, Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen.

Die verschärften Kontrollen gehen weiter. Zunächst im 10. und 15. Bezirk. Ab 10. Mai ist der Rayon zwischen der Hütteldorfer Straße, Huglgasse und Felberstraße in Rudolfsheim-Fünfhaus an der Reihe. Weitere Termine folgen im 14-Tages-Rhythmus.

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