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So vermeidest du Kosten-Ärger mit Handwerkern
„Unverschämt – für die paar Handgriffe so viel Geld zu verlangen“, „Ja, hat der mit Blattgold gearbeitet?“ – Solche und ähnliche Aussprüche sind häufig die Reaktion auf Handwerkerrechnungen. Aber auch Terminvergaben und langes, untätiges Herumsitzen, bis der ersehnte Handwerker endlich eintrifft, stellen manchmal heftige Ärgernisse im häuslichen Alltag dar.
Doch nicht immer liegt es an den Handwerkern – schuld sind in vielen Fällen ungenaue Kosten-Vorinformationen und Auftragsbeschreibungen bzw. -erteilungen.
Was darf ein Handwerker kosten?
„So ziemlich jeder weiß ungefähr, was z.B. ein Hemd oder ein Pullover kosten kann. Viele Verbraucher haben jedoch keine Ahnung über übliche Handwerkerkosten, vor allem, weil man Handwerker im Regelfall ja nur alle paar Jahre braucht“, so Karl Kollmann, Konsumentenschützer bei der AK Wien.
Diese mangelnde Kenntnis kann im Alltag teuer kommen: Handwerkerpreise können für die gleichen Leistungen beträchtlich schwanken. Ein Vergleich bei unseren deutschen Nachbarn ergab sogar Preisschwankungen bis zu 100 Prozent.
Um hier Konsumenten einen konkreten Ansatz zu bieten, hat die AK Wien im vergangenen August die Preise für den Einsatz von Handwerkern in Wien erhoben.
Ein Schlüsselbegriff für die Zusammenstellung von Handwerkerrechnungen sind die Stundensätze, die von Unternehmen zu Unternehmen beträchtlich abweichen können. Neben der erbrachten Leistung nach Stundensätzen fallen dann auch noch Fahrkosten oder Fahrzeugpauschalen an. Für die Wegzeit wird der normale Stundensatz verrechnet. Eventuelle, teils heftige, Zuschläge können bei Notfällen anfallen, wenn Arbeiten an Sonn- und Feiertagen nötig werden.
Tipp: Wegen der großen Preisunterschiede empfehlen die Konsumentenschützer, mehrere Angebote einzuholen! Sparen kann man aber auch, wenn man Handwerker aus dem Bezirk beschäftigt, da hier die Anfahrtskosten geringer ausfallen.
Einige Kosten-Beispiele
Nachfolgend einige Beispiele von Handwerker-Stundensätzen in Wien, die im Rahmen der AK-Erhebung ermittelt wurden:
- Elektriker-Monteurstunde: Kostet zwischen rund 56 und 84 Euro.
- Gas-Wasser-Installateur: Eine Monteurstunde schlägt mit rund 67 bis 82 Euro zu Buche.
- Thermen-Werkskundendienst: Zwischen rund 67 und 98 Euro.
- Notdienst-Installateur: Bei 50 Prozent Überstundenzuschlag fallen dafür zwischen 90 und 142 Euro an, bei 100 Prozent Überstundenzuschlag (z.B. am Sonntagabend) zwischen 120 und 190 Euro.
- Glaser-Facharbeitsstunde: Kostet zwischen rund 58 und 80 Euro.
- Aufsperrdienste: Verlangen für das Aufsperren von Türen im eigenen Bezirk durchschnittlich 89 Euro, in anderen Bezirken rund 96 Euro.
Übrigens: Im Vergleich zu 2009 sind alle Handwerker-Stundensätze teurer geworden (zwischen 3,2 und 4,6 Prozent). Spitzenreiter in der Teuerungs-Hitliste ist das Nachmachen von Schlüsseln mit stolzen 9,1 Prozent.
Die richtige Angebotseinholung
Die Grundlage für möglichst niedrige Kosten und einer für beide Seiten zufriedenstellenden Auftragserledigung liegt bereits in den ersten Schritten.
Einige Tipps:
- Handwerkersuche: Möglichst im eigenen Bezirk zwei oder drei Fachbetriebe kontaktieren.
- Anfrage: Möglichst detailliert die angeforderte Leistung beschreiben.
- Richtig nach Kosten erkundigen: Meist werden telefonisch Kostenpauschalschätzungen eingeholt („Wie teuer wird das denn etwa?“). Das kann sich, überhaupt bei ungenauer Auftragsbeschreibung, teuer auswirken. Um die Angebote mehrerer Handwerker richtig vergleichen zu können und sich selbst von Beginn an einen möglichst guten Überblick zu verschaffen, ist es sinnvoll, nach den konkreten Stundensätzen zu fragen und welche zusätzlichen Kosten in welcher Höhe berechnet werden (z.B. Anfahrtszeit, Fahrzeugpauschale).
- Kostenvorschlag: Ist vor allem bei größeren Handwerkerarbeiten in schriftlicher Form unverzichtbar. Für die Erstellung muss man nur dann bezahlen, wenn vorab der Handwerker auf eine Zahlungspflicht hingewiesen hat. Der Kostenvoranschlag gilt dann als verbindlich, wenn nicht ausdrücklich das Gegenteil (also unverbindlich, ca., ungefähr) erklärt ist.
Und wenn es dann doch nicht passt?
Trotz aller „Vorarbeit“ kann es in der Praxis natürlich trotzdem passieren, dass die End-Rechnung dem Verbraucher zu hoch erscheint. Blutdruck und Nerven kann man schonen, indem man nicht im ersten Schritt zornentbrannt von möglichen „Abzock-Versuchen“ ausgeht, sondern in aller Ruhe das Gespräch mit dem zuständigen Betrieb sucht. Oft kann hier schon ein Großteil der Unklarheiten ausgeräumt werden.
Ein wichtiger Ansatzpunkt dafür ist auch die übliche, vom Kunden zu unterschreibende, Bestätigung der erbrachten Leistung, die der Rechnungslegung vorangeht und die Stundenanzahl und Materialien sowie eine Beschreibung der Tätigkeiten auflistet. Der Kunde erhält nach Unterschrift eine Kopie. Achtung: Diese Kopie bis zur Rechnungslegung aufbewahren!
Sollte es keine Einigung geben, kann man sich auch mit allen Unterlagen an die entsprechende Innung wenden.
Und zuletzt noch ein wichtiger Tipp: Nicht selten ergibt sich ein nettes Gespräch mit dem Handwerker, während er die Arbeit durchführt. Da wird dann manchmal auch schon bei einem Kaffee über Hobbies, eigene Heimwerker-Projekte etc. geplaudert. Vor allem ältere, alleinstehende Menschen nehmen gerne diese Gelegenheit für einen Plausch wahr. Aber: Auch diese netten Unterhaltungen können in die kostenpflichtige Stundensatz-Zeit fallen!
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