Laut dem jüngsten Klimaschutzbericht des Umweltundesamts wird Österreich seine für 2030 gesteckten Klimaziele verfehlen - und zwar deutlich: Die Treibhausgasemissionen würden dann bei 42 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten liegen - das wären zwölf Millionen mehr als vorgesehen. Daher müssen zusätzliche Anstrengungen unternommen und womöglich neue Technologien zur Anwendung kommen. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) fordert in diesem Zusammenhang das Überdenken des derzeit geltenden Verbots der geologischen CO2-Speicherung.
CO2 zu speichern oder wiederverwerten und nutzen zu können, werde zu einem Standortvorteil, sagte Brunner, der als Minister auch für Rohstoffe zuständig ist, am Montag bei einer Expertendiskussion im Finanzministerium.
„Das Geld dafür ist da, das stellen wir zur Verfügung. Bis 2026 investieren wir fast fünf Milliarden Euro in die ökologische Transformation“, so der Minister.
Brunner will „thematischen Schwerpunkt“ im Klimaplan
Der ÖVP-Politiker will sich dafür einsetzen, dass sich im Nationalen Energie- und Klimaplan, der heuer an die EU-Kommission übermittelt wird, „ein thematischer Schwerpunkt auch für die Speicherung und für die Nutzung wiederfindet“.
Bei der Speicherung von CO2 (CCS, Carbon Capture and Storage) wird Kohlenstoffdioxid (CO2) aus Kraftwerks- und Industrieanlagen abgeschieden, zu einer Speicherstätte transportiert und dort zur dauerhaften Speicherung in eine geeignete geologische Struktur injiziert. Wenn von „Carbon Capture and Utilization“ (CCU) die Rede ist, meint man die Abscheidung, den Transport und die anschließende Nutzung von CO2.
Experte ortet geringes Risiko bei Speicherung
Das Risiko der CO2-Speicherung sei minimal, sagte Oliver Geden von der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik bei der Diskussion im Rahmen der Reihe „Finanz im Dialog“. Das Hauptrisiko wäre eine Leckage, erklärte Geden. „Da könnte man salopp sagen, dass die Speicherung von CO2 in Bäumen möglicherweise riskanter ist auf lange Sicht als die geologische Speicherung von CO2.“ Das Gesundheitsrisiko eines Austritts von gespeichertem CO2 werde außerdem überschätzt.
FPÖ auf einer Linie mit Brunner
Unterstützung erhält Brunner auch von der FPÖ. Generalsekretär Michael Schnedlitz verwies allerdings in einer Stellungnahme darauf, dass Parteiobmann Herbert Kickl das Forcieren der CO2-Speicherung bereits vor eineinhalb Monaten im Rahmen einer Pressekonferenz gefordert habe.
Kritisch betrachtet wird dieses Thema hingegen von Greenpeace: „Die künstliche Kohlenstoffspeicherung ist ein leeres Klimaschutzversprechen und birgt ein gefährliches Risiko. Der Fokus beim Klimaschutz muss darauf liegen, wie wir die klimaschädlichen Emissionen in den nächsten Jahrzehnten radikal senken können“, kommentierte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace, die Pläne.
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