Zwei-Klassen-Medizin

Der Unmut über unser Gesundheitssystem wächst

Österreich
09.05.2023 09:49

Die Österreicherinnen und Österreicher sind zunehmen unzufrieden mit ihrem Gesundheitssystem. Knapp 60 Prozent sind einer aktuellen Umfrage zufolge der Meinung, dass es sich zuletzt sogar verschlechtert habe. Die Probleme fangen dabei bereits beim Ergattern eines Arzttermins an - für viele ist Dr. Internet bereits erste Anlaufstelle.

Die Zufriedenheit der Österreicher mit dem Gesundheitssystem ist laut einer aktuellen Umfrage im Vergleich zum Zeitpunkt vor der Corona-Pandemie gesunken. Während im Mai 2019 noch 77 Prozent „sehr zufrieden“ oder „eher zufrieden“ waren, sind dies nun nur mehr 68 Prozent. Unzufrieden („sehr“ oder „eher“) waren 2019 noch 21 Prozent, im April 2023 bereits 31 Prozent, ergab eine Umfrage des Demox-Instituts im Auftrag des Austrian Health Forum (AHF).

Die Studienergebnisse wurden im Vorfeld des AHF (Motto: „Reform oder Revolution“), das diese Woche von Donnerstag bis Samstag in Schladming stattfindet, präsentiert - und sollen dort dann diskutiert werden. Befragt wurden 1000 Personen ab 16 Jahren (online).

Knapp 60% sehen Verschlechterung
59 Prozent der Befragten gaben an, dass sich das Gesundheitssystem in Österreich verschlechtert habe. Als Gründe dafür werden der zunehmende Ärztemangel (42 Prozent) angegeben, gefolgt von Wartezeiten für Behandlungen (34 Prozent) sowie der „Pflegenotstand“ (23 Prozent) und eine „Zwei-Klassen-Medizin“ (22 Prozent). Die mangelnde Verfügbarkeit von Arzneimitteln sahen nur vier Prozent als Grund für Unzufriedenheit, drei Prozent nannten ein „mangelhaftes Corona-Krisenmanagement“.

Problem fängt schon bei Terminen an
Schwierigkeiten werden auch wahrgenommen, „bei einem gesundheitlichen Anliegen einen Termin bei der entsprechenden Stelle zu bekommen“: Nur 39 Prozent finden es einfach, diesen Termin zu bekommen, 36 Prozent schwierig. Bei den mit dem Gesundheitssystem Unzufriedenen orten sogar 66 Prozent diesbezügliche Schwierigkeiten. 27 Prozent haben bereits persönliche Beziehungen genutzt, um Termine zu bekommen.

Zusatzversichert sind laut der Umfrage 25 Prozent. Weitere zwölf Prozent haben vor, eine Zusatzversicherung abzuschließen. 46 Prozent besuchten in den letzten sechs Monaten einen Wahlarzt.

Internet für jeden Zehnten erste Anlaufstelle
Die hohe Bedeutung der Hausärzte lässt sich daraus ablesen, dass diese für 72 Prozent der Befragten die erste Anlaufstelle sind (bei „nicht näher definierten medizinischen Problemen, einer Fragestellung zur Gesundheit oder der eines Angehörigen“). Weiter neun Prozent wenden sich direkt an Fachärzte, jeweils zwei Prozent an Spitalsambulanzen und an Primärversorgungseinheiten (PVE). Elf Prozent konsultieren „das Internet“.

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