Felbermayr mahnt:

Wegen Inflation droht Schicksal der „Südländer“

Wirtschaft
09.05.2023 11:59

Die aktuellen wirtschaftlichen Aussichten Österreichs sind angesichts der grassierenden Inflation düster. Nach seiner Warnung aus der Vorwoche, erneuert WIFO-Chef Gabriel Felbermayr seine Kritik an der Bundesregierung. Ließe man „die Sache laufen“, drohe uns gar ein ähnliches Schicksal wie den „Südländern“.

Die so massive Teuerung in Österreich treibt weiterhin die Politik um. Und nicht zuletzt nach dem gescheiterten Lebensmittelgipfel am Montag scheint keine realistische Perspektive in Sicht zu sein, die Inflation adäquat einzudämmen.

Vor allem ein Aspekt der höheren Kosten bereitet den Wirtschaftsexperten im Land dabei Sorgenfalten - im Vergleich mit den Nachbarländern (etwa Deutschland) und insbesondere mit der Eurozone hinkt man weiterhin hinterher. Schon in der Vorwoche mahnte Felbermayr zu einem beherzteren Eingreifen der Politik, die sich in der Frage zu sehr auf die Europäische Zentralbank (EZB) verlasse.

Teuerung bekämpfen, „nicht nur die Effekte“
Rund eine Woche später legt er mit brisanten Worten nach: Die nun vorliegenden Fakten würden die wirtschaftspolitische Einordnung ändern, mahnt er via Twitter. Liegt die Inflation in Österreich nämlich dauerhaft über jener der Eurozone, „erodiert die Wettbewerbsfähigkeit“ - es werde zunehmend schwieriger, die Kosten des täglichen Lebens (Miete, Gebühren, etc.) zu decken. Es sei nun essenziell, die Teuerung selbst zu bekämpfen, „nicht nur die Effekte“, so Felbermayr weiter.

„Lässt man die Sache laufen, ergeht es uns wie den ,Südländern‘“ nach dem Beitritt zur Eurozone, findet er einen drastischen Vergleich. Damals seien dort „die Preise jenen der ,Nordländer‘ davongelaufen, mit den bekannten desaströsen Folgen.“

Standort Österreich in Gefahr?
Lag die Teuerung hierzulande in der ersten Phase des Anstiegs noch unter dem Durchschnitt der Euro-Länder, ist sie in den vergangenen vier Monaten um 2,5 Prozentpunkte über ebendiesen geschnellt. Ging es in der ersten Phase der Teuerung „vor allem um eine sozialpolitische Herausforderung“, um die Effekte etwas abzumildern, komme nun eine „stabilitätspolitische Herausforderung dazu“, so der Wirtschaftsforscher.

Droht uns damit etwa ein ähnliches Schicksal wie etwa Griechenland, das nur mit massiven Finanzhilfen anderer Euroländer gerettet werden konnte? Entgegen der aktuellen Haupterklärung für die hohe Teuerung, liegt diese aber nicht nur an den gestiegenen Energiekosten, wie Felbermayr weiter betont, sondern vor allem an den Dienstleistungen.

Als „Ultima Ratio“ auch Steuersenkungen
Es brauche nun vielerlei Maßnahmen, um dem gegenzusteuern, hat der Wirtschaftsforscher auch gleich ein kleines Paket für die Regierung parat: „Gebührenstopp im öffentlichen Sektor, Druck auf die Energiewirtschaft, Transparenzoffensive, usw.“ Auch eine Senkung der Mehrwertsteuer schließt er dabei nicht aus - allerdings nur als „Ultima Ratio“.

Was immer man auch tue, dürfe dabei aber nicht mit Schulden finanziert werden, betont der Wirtschaftsexperte aber: „Sonst kannibalisiert man die Wirkung der Maßnahmen gleich wieder.“

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