Der Schein trügt nicht: Seit der Pandemie steigen die Anzeigen in Zusammenhang mit Stichwaffen wieder stark an. In Wien steht ein Plus von 17 Prozent im vergangenen Jahr. Auch für 2023 zeigt die Tendenz klar nach oben. Heimische und ausländische Kriminelle setzen also auch weiterhin aufs Messer.
Die Statistik spricht eine klare Sprache: Im Vorjahr wurden allein in Wien 959 Gewaltverbrechen angezeigt, in denen - vom Messer bis zur Machete - eine Stichwaffe im Spiel war. Die Palette der Delikte reicht dabei von gefährlicher Drohung bis hin zum Mord. Heißt: Im Durchschnitt kommt es beinahe dreimal täglich zu einem Zwischenfall mit „Werkzeugen“, die die Menschheit seit der Bronzezeit begleiten.
Doch in den vergangenen Wochen kam es zu einer unerklärlichen Häufung von blutigen Attacken, die für Schlagzeilen sorgten. Besonderes Aufsehen erregte dabei der Macheten-Mord im Bereich der U-Bahn-Station Jägerstraße, wo ein junger Algerier von einem Rollkommando regelrecht hingerichtet wurde.
Am Wochenende wiederum wurde ein junger Mann nach einem Wortgefecht mit einem erst 15-jährigen Syrer in den Rücken gestochen. Nur ein Indiz dafür, dass die Messer immer lockerer sitzen. Nach dem Rekordjahr 2016 mit mehr als 1000 Delikten und einem deutlichen Rückgang in den darauffolgenden Jahren nehmen die Anzeigen seit 2020 wieder deutlich zu. Auch Angriffe mit Hiebwaffen - etwa Baseballschlägern - stiegen, während die Schusswaffe eine immer geringere Rolle spielt.
Küchenmesser als „erlaubte“ Tatwaffe
Ein Grund: Während der Gesetzgeber bei Pistolen & Co. leicht eingreifen kann, ist dies bei Messern praktisch unmöglich. Denn die am häufigsten verwendete Stichwaffe ist nach wie vor das Küchenmesser. Und das gibt es bekanntlich in jedem Haushalt. Es ist schnell verfügbar und brandgefährlich. Nicht umsonst sind Messer aller Art auch aufseiten der Polizei die gefürchtetste aller Waffen.
Laut Psychiater Dr. Alexander Bernhaut hat der „statistische Anstieg von Messergewalt sicher auch mit einem transkulturellen Einfluss zu tun“. Vor allem Burschen ab 14 und junge Männer bis 30 Jahre haben immer häufiger Messer dabei. Nicht nur als Statussymbol und Zeichen für Stärke, sondern auch, um Konflikte zu lösen. Zuerst fliegen die Fäuste, dann fließt das Blut ...
Verbot für Fremde umfasst Stichwaffen aller Art
Das Waffengesetz in Österreich gehört zu den liberalsten in ganz Europa. Grundsätzlich ist nämlich kein Messer, kein Messertyp und keine Bauform verboten. Gewöhnliche Messer mit stumpfem Rücken, wie Jagdmesser, Hirschfänger, Brot- oder Taschenmesser, sind in der Regel als Gebrauchsgegenstände anzusehen. Erst dann, wenn etwa ein feststellbares Taschenmesser überdies noch eine Vorrichtung zum Aufspringen der Klinge besitzt, liegt eine verbotene Stich- oder Stoßwaffe vor - die laut Gesetz aus dem Jahr 1996 als Waffe im herkömmlichen Sinn klassifiziert ist.
Verboten sind hingegen Waffen, deren Form geeignet ist, einen anderen Gegenstand vorzutäuschen. Der berühmte Dolch im Spazierstock fällt etwa darunter. Ein generelles Messerverbot herrscht übrigens seit dem Jahr 2019 für Asylwerber, Asylberechtigte und unrechtmäßig in Österreich aufhältige Drittstaatsangehörige. Im Alltag ist die Polizei aber oftmals machtlos gegen die Vielzahl an Messern.
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