Der Semifinal-Hit in der Champions League zwischen Milan und Inter Mailand begeistert die Fußball-Welt ++ Vor dem Hinspiel (21 Uhr) sprach Lothar Matthäus über Sternstunden, Fan-Liebe und Trainer-Legende Giovanni Trapattoni ...
„Krone“: Ganz Mailand fiebert dem Halbfinale der Champions League zwischen Milan und Inter entgegen - welche Erinnerungen weckt das Derby bei Ihnen?
Lothar Matthäus: Ich verbinde damit viele Sternstunden. 1989 schoss ich Inter gegen Verfolger Neapel und Diego Maradona mit dem 2:1-Siegestreffer zum Meistertitel. 1990 bestritten wir mit Deutschland die ersten fünf WM-Spiele im San Siro, legten da die Basis zum Titel. Im Jahr darauf feierten wir den Titel im UEFA-Pokal gegen AS Roma.
Sie bezeichnen das San-Siro-Stadion heute noch als ihr Wohnzimmer?
Ja, so wie für Boris Becker Wimbledon wird für mich das San Siro immer mein Wohnzimmer sein. Ich habe hier die geilsten Jahre meiner Karriere erlebt. Auch die Liebe und Zuneigung der Fans habe ich richtig gespürt, wusste daher: In diesem Stadion kann ich alles erreichen.
Sie wurden während ihrer vierjährigen Zeit „Il Grande“ genannt.
Nicht bloß in Mailand, sondern in ganz Italien. Wenn ich heute nach Napoli komme, grüßen mich die Fans mit „Grande Lothar“. Das zeigt: Es ist was hängen geblieben bei den Leuten.
Wie viel Anteil hatte ihr Inter-Trainer Giovanni Trapattoni am Aufstieg zum Weltklasse-Spieler?
Giovanni war ein erfahrener Trainer, ein anderer Trainer, wie ich sie davor in Deutschland hatte. Er legte viel Wert auf Taktik und Defensive - das war davor bei Gladbach und Bayern nicht der Fall. Diese Mischung ließ mich reifen und noch stärker werden.
Inwiefern haben Sie von Trapattoni profitiert?
Trapattoni hat mir zum Beispiel gelernt, mit dem linken Fuß stärker zu werden. Ich konnte vorher mit links nie wirklich schießen. Er hat mich beiseite genommen, mir Übungen nach dem Training gezeigt, die ich alleine machen konnte.
Beschreiben Sie einmal diese Faszination des Mailänder Derbys ...
Es ist ein Derby auf allerhöchstem Niveau, eines der bekanntesten überhaupt, hat eine unglaubliche Tradition. Die Fans sind nach wie vor verrückt danach. Es ist ein Derby wie bei Austria gegen Rapid - da freut man sich einfach drauf.
Inwiefern hat sich das Derby verändert?
Das Tempo hat sich verändert, die Qualität hatten wir damals schon. Inters Defensive mit Zenga, Bergomi und Ferri bildete den Stamm in Italiens Nationalteam. Auf der anderen Seite Maldini, Baresi, Ancelotti oder Donadoni - auch lauter Nationalspieler. Dazu wir drei Deutsche Brehme, Klinsmann und ich bei Inter sowie die Holländer Gullit, Rijkaard und van Basten bei Milan - das war damals die Crème de la Crème.
Wer steigt am Ende ins Finale auf?
Inter beeindruckt mich derzeit eine Spur mehr als Milan. Mein Ex-Klub hat sich taktisch stark verbessert, ist vor allem in der Defensive stabiler geworden und daher leichter Favorit.
Das Lustige ist, dass einer ihrer Söhne Milan heißt ...
Da hat mein Herz mal für den Namen geschlagen, Milan hat da nichts mit Fußball zu tun. Da steckt mehr meine Vergangenheit in Serbien drin. Alle meine vier Kinder haben fünf Buchstaben in ihren Namen, daher auch Milan.
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