Stella Rollig

„Natürlich war es ein Sprung ins kalte Wasser“

Kunst
10.05.2023 16:00

Stella Rollig, Chefin des Belvedere Wien, war 12 Jahre Direktorin des Lentos. Das Linzer Kunstmuseum begeht am 18. Mai sein 20-Jahre-Jubiläum. Rollig prägte das Haus und erinnert sich im „Krone“-Gespräch an Hürden. Und sie schaut in die Zukunft, die Museen viel abverlangen wird.

(Bild: kmm)

„Krone“: Sie waren Kuratorin, übernahmen 2004 die Leitung des Lentos. War es für Sie ein Sprung ins kalte Wasser, nun plötzlich Direktorin eines Riesen-Museums zu sein? 
Stella Rollig: Natürlich! Aber ich habe ein neues, wunderschönes Haus übernommen, das auch heute, 20 Jahre nach seiner Errichtung, perfekt als Museum funktioniert. In den Beständen des 20. Jahrhunderts sind Perlen vorhanden - Schiele, Kokoschka, Helene Funke, aber auch Raritäten wie der heute hochgeschätzte Franz Sedlacek. Das Erbe der Sammlung Gurlitt (Anm. Grundstock der städtischen Sammlung) war nicht einfach, führte in meiner Amtszeit zu mehreren Restitutionen von Raubkunst.

Das Lentos Kunstmuseum im Herzen der Stadt Linz feiert im Mai sein 20-jähriges Jubiläum (Bild: Einöder Horst)
Das Lentos Kunstmuseum im Herzen der Stadt Linz feiert im Mai sein 20-jähriges Jubiläum

Was schlug besonders hohen Wellen?
Am aufsehenerregendsten war die Rückgabe des Porträts „Ria Munk“ von Gustav Klimt.  Aber unrechtmäßig erworbenes Gut zurückzugeben ist ethische Pflicht. Ich war froh und stolz, dass die Stadt Linz sich aus freien Stücken den Regeln des Restitutionsgesetzes des Bundes angeschlossen hat. Am Anfang gab es auch Widerstand und Unverständnis. Ich erinnere mich, dass ich nach der Restitution von „Ria Munk“ beim Einkauf im Supermarkt von jemandem verbal attackiert wurde!

Stella Rollig im Lentos im Jahr 2014 (Bild: Horst Einöder)
Stella Rollig im Lentos im Jahr 2014

Wie konnten Sie aus Ihrer Sicht die Sammlung im Lentos weiterentwickeln?
Der wichtigste Coup war der Erwerb der Vorlasses von Valie Export, der zur Gründung des Valie Export Centers geführt hat. Wir hatten, schon aus finanziellen Gründen, einen Schwerpunkt auf zeitgenössische Arbeiten gelegt, konnten Schenkungen unter anderem von Sean Scully und Dietmar Brehm verbuchen. Ein wichtiger Zugang war eine große Kreuz-Arbeit von Arnulf Rainer, die das Lentos dem Verein seiner Freunde verdankt.

Wo war Ihr Lieblingsplatz im Lentos? 
Ich liebte es immer, durch die Ausstellungsräume zu gehen. Und nach wie vor vermisse ich mein Büro mit Blick auf die Donau.

Die größte aktuelle Herausforderung für ein Museum, egal ob Lentos oder Belvedere? 
Die Digitalisierung aller Bereiche, die Entwicklung des Web 3.0., des Metaverse. Und insgesamt vielfältige Anforderungen: Diversifizierung, soziale Durchlässigkeit, kritische Aufarbeitung und Vermittlung der Sammlung, Kommunikation auf immer mehr Kanälen – all das bei gleichbleibenden Ressourcen. Hier muss jedes Museum eine fokussierte Strategie entwickeln.

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