Ausgerechnet auf der Strecke, auf der Simoncelli 2008 seinen WM-Titel in der 250er-Klasse ausgelassen gefeiert hatte, herrschten am Sonntag nur noch Schock und Trauer. In Runde zwei war Simoncelli in der elften Kurve ausgerutscht. Die hinter ihm fahrenden Edwards und Rossi hatten keine Chance auf ein Ausweichmanöver. Edwards traf den am Boden liegenden Simoncelli mit vollem Speed im Rückenbereich, auch Rossi erwischte seinen befreundeten Kollegen. Simoncellis Helm wurde förmlich abgerissen und rollte ins Gras. Der Honda-Pilot blieb regungslos auf der Strecke liegen.
Trotz sofort eingeleiteter Erstversorgung im Medical Center durch erfahrene Rennärzte starb er um 10.56 Uhr an seinen schweren Verletzungen. Das zunächst abgebrochene Rennen wurde daraufhin abgesagt und ersatzlos aus dem Rennkalender 2011 gestrichen.
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Schock bei den Kollegen
"Das ist ein wirklich schrecklicher Tag für uns alle", lautete die erste Reaktion von Ex-Weltmeister Nicky Hayden aus den USA und er fügte hinzu: "Marco, wir werden dich vermissen!" "Wenn der Helm weg ist, dann ist das nie ein gutes Zeichen", betonte der australische Weltmeister Casey Stoner. "Als ich die Bilder gesehen habe, habe ich mich innerlich ganz schlecht gefühlt." Erst im Vorjahr hatte es in der Moto2 einen ähnlichen Horrorcrash gegeben, damals war der Japaner Shoya Tomizawa in Misano ums Leben gekommen. In der Königsklasse hatte es bis Sonntag seit Daijiro Kato im Jahr 2003 in seinem Heim-GP in Japan kein Todesopfer zu beklagen gegeben.
Nach dem Unfall herrschte Stille auf dem gut besuchten Sepang-Circuit. Die Piloten verkrochen sich in ihren Boxen, warteten geschockt, ungeduldig und voller Sorgen auf die neuesten Informationen über Simoncellis Zustand. In seiner Box weinte Simoncellis Freundin in böser Vorahnung hemmungslos, ehe sie sich mit den Teammitgliedern vor dem Medical Center versammelte, um schließlich die traurige Nachricht in Empfang zu nehmen.
Paradiesvogel der MotoGP-Szene
Simoncelli, der erst vergangenen Mai bei der eSafety-Challenge 2011 zusammen mit Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel und Alexander Wurz im ÖAMTC-Fahrsicherheitszentrum in Teesdorf zu Gast war, galt als Paradiesvogel der Szene. Sein Lockenkopf war das Markenzeichen des in Cattolica geborenen Milan-Fans, der bereits mit sieben Jahren erste Erfahrungen auf einem Pocket Bike gesammelt hatte. "Supersic", wie der 1,83 Meter große Pilot gerufen wurde, kannte auf dem Motorrad weder Freunde noch Feinde. Seine aggressive Fahrweise grenzte oftmals an übertriebene Risikofreude und löste bei manchen Rivalen Ärger aus.
2002 fuhr Simoncelli in Tschechien seinen ersten Grand Prix, nachdem er im selben Jahr Europameister in der 125-Kubikzentimeter-Klasse geworden war. Nach dem WM-Titel 2008 gelang ihm ein Jahr später noch ein dritter Gesamtrang in der Viertelliter-Kategorie. Danach stieg er in die Königsklasse MotoGP um. Simoncelli wurde als ein möglicher Thronfolger von Superstar Rossi gehandelt. In dieser Saison bestätigte er die Erwartungen. Zwei Podestplätze und zwei Pole Positions auf der eher unterlegenen Gresini-Honda untermauerten das Talent des so lebensfrohen Fahrers.
Keine weiteren WM-Entscheidungen
Durch den tragischen Tod des Italieners rückten die WM-Läufe in Malaysia, in denen keine weiteren WM-Entscheidungen fielen, komplett in den Hintergrund. Bei den 125ern schaffte es der Spanier Nicolas Terol als Fünfter nicht, vor dem Franzosen Johann Zarco (3.) ins Ziel zu kommen. Terol muss aber beim Finale am 6. November in Valencia nur noch Elfter werden, um den Titel zu holen.
Auch im Moto2 wurde die Titelentscheidung vertagt. Obwohl Hauptkonkurrent Marc Marquez wegen einer Gehirnerschütterung Starterverbot erhalten hatte, schaffte es Stefan Bradl als Zweiter hinter Abbruchsieger Tom Lüthi (SUI) nicht, vorzeitig den Titel sicherzustellen.
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