Geheimauftrag am Kirchendachboden: Niemand sieht die Männer mit Kraft und Gefühl, aber jeder ist berührt vom Spektakel.
Wenn am Christi Himmelfahrtstag die Orgel spielt, die Kirchenglocken und die Ministranten mit den Glöckchen läuten, wenn alle verfügbaren Stimmen das „Großer Gott wir loben dich“ erklingen lassen, Weihrauch den Kirchenraum erfüllt und Christus mit den Engeln emporsteigt, dann staunen nicht nur Kinder ob der großartig inszenierten Bibelstelle. Und vor Rührung stehen beim einen oder anderen Gottesdienstbesucher Tränen in den Augen.
In der Apostelgeschichte heißt es, Jesus „wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen“.
Statt der Wolke hat man in der Kirche eine Luke im Gewölbe. Oben am Dachboden hocken mehrere Männer, die über ihren ehrenvollen Auftrag selten sprechen. Um die blumengeschmückten, kerzentragenden Engerln und Jesus ohne Zusammenstoß elegant hinaufschweben zu lassen, braucht es Kraft, Können und Gefühl. Allein die Jesusfigur wiegt in Pulst 20 Kilo, wie die Männer der „Kärntner Krone“ verrieten. Und er wird nicht nur hochgezogen, sondern sanft gedreht.
Wohin Christus schaut, von dort drohen Gewitter
Mancherorts schauen die Kirchgänger gespannt, in welche Richtung Jesus schaut, wenn er in der „Heiliggeistluke“ verschwindet, denn von dort soll das nächste Gewitter kommen.
Das ausdrucksstarke Schauspiel macht in mehreren Kirchen das biblische Geschehen sichtbar, das am 40. Tag nach Ostern von Christinnen und Christen aller Konfessionen gefeiert wird. Mit dem Hochfest am Donnerstag, 18. Mai, wird der österliche Glaube an die Auferstehung entfaltet.
Bis ins 4. Jahrhundert wurde die Himmelfahrt Jesu zu Pfingsten gefeiert. Seit 370 kann Christi Himmelfahrt als eigenständiges Fest 40 Tage nach Ostern nachgewiesen werden. Die Festlegung auf den 40. Tag geht auf die Apostelgeschichte zurück, wo es heißt, dass Jesus den Aposteln 40 Tage hindurch erschienen sei.
Der Kaiser hatte das Spektakel verboten
Joseph II. - der Kaiser, der den wiederverwendbaren Sparsarg erfand, aus dessen Öffnung unten die in Leinen gehüllten Leichname in die Gräber plumpsten - verbot das Christi Himmelfahrtsschauspiel Ende des 18. Jahrhunderts. Aber wie bei so vielen seiner Verboten - beispielsweise der Untersagung, den Vierbergelauf am Dreinagelfreitag zu gehen - setzten sich die Kärntner still aber bestimmt über die Befehle des Kaisers hinweg.
In heute noch wird in einigen Pfarren zu Christi Himmelfahrt das besondere, effektvolle Brauchtum des „Heiland Aufziehens“ oder „Engele Auftanzens“ gepflogen: Das Engelaufziehen erfreut in Steinbichl ab 11.15 Uhr - danach wird dort Pfarrfest gefeiert. Auch in Rangersdorf, Maria Dornach bei Großkirchheim, Feistritz ob Grades im Metnitztal, St. Jakob in der Wiegen (Pfarre St. Stefan bei Dürnstein), Zedlitzdorf und weiteren Kirchen lockt das heilige Spektakel die Kirchgänger.
2017 wurde in der Propsteikirche Gurnitz diese Tradition des Engele-Tanzens wieder eingeführt (Beginn um 8.30 Uhr). Die Figuren hat der Gurnitzer Künstler Friedrich Kach hergestellt.
„Aber aui muass er!“ - auch einst in Hall in Tirol
Aus Hall in Tirol wird berichtet, dass das Seil der Jesusstatue riss, die Figur am Boden zerschellte. Einige Haller gaben die Bruchstücke in einen Kübel, der dann aufgezogen wurde, begleitet von den Worten „Aber aui muass er“. Seitdem werden die Haller die „Haller Kiebl“ („Haller Kübel“) genannt.
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