Ihre Lieder erzählen von den großen Emotionen und Gefühlen des Lebens und lassen sich stilistisch nicht eingrenzen. Die Norddeutsche Catt gehört zu den spannendsten Sängerinnen im breiten Spektrum des Indiepop und wagt sich auf ihrem Zweitwerk „Change“ in neue Gefilde. Im „Krone“-Talk erzählt sie von ihrer Musik, Kreativität, bewussten Pausen und warum sie in ihrer Karriere so viel Geduld beweist.
Zarte Töne, austreibende Sounderuptionen und sehr viel Gefühl - nach mehrmaligem Verschieben lieferte die norddeutsche Sängerin Catt unlängst im Wiener Chelsea eine mehr als gelungene Live-Talentprobe ab und verzauberte die Fans mit ihrer klanglichen Vielseitigkeit. Ursprünglich wollte sie hier ihr 2020 veröffentlichtes Debütalbum „Why, Why“ vorstellen. Wir alle wissen, warum es lange nicht dazu kam. Während der Pandemie hat sie mit „Change“ bereits ihr zweites Album eingespielt und dabei einen großen Sprung nach vorne gemacht. „Ich durfte mit meiner Musik lange nicht auf Reisen gehen, aber die Musik alleine schon“, erzählt uns die 27-jährige Catharina Schorling, so ihr bürgerlicher Name, am Vormittag nach dem Wien-Konzert im „Krone“-Talk, „nachdem so vieles so lange ausgebremst wurde, bin ich einfach froh, dass meine Musik trotzdem so viele Menschen erreicht hat.“
Mit den Großen begonnen
Als Catt vor fünf Jahren ihre erste Single „Moon“ veröffentlichte, hatte sie schon eine aufregende Karriere im Musikbusiness hinter sich. Im niedersächsischen Wendland spielte sie als Kind Klavier und Posaune, brachte sich selbst Horn und Trompete bei, zog später für ein Musikproduktionsstudium nach Berlin und erprobte sich als Live-Musikerin auf Tour unter anderem bei Sarah Connor und Judith Holofernes. „Ich spielte auf ganz großen und ganz kleinen Bühnen und war schon in vielen Ländern unterwegs. Ich wollte erst einmal ganz viele Erfahrungen sammeln, bevor ich meine eigene Musik veröffentliche. Anfangs habe ich selbst aufgenommen und produziert, doch über die Jahre erweiterte sich mein Team. Mir war immer wichtig, dass alles organisch wächst.“
Das Debütalbum „Why, Why“ wurde hauptsächlich während eines „Artist-In-Residence“-Programms in der ehemaligen Hamburger Villa von Roger Willemsen aufgenommen, „Change“ war dafür eine musikalische, wie auch inhaltliche Weiterentwicklung, die Catt von einer neuen, breiteren Seite präsentiert. Der Albumtitel spricht nicht nur, aber mitunter auch auf die Veränderungen während der Pandemie an. „Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung. Entweder lässt man sich auf sie ein oder wird von ihr eingeholt. Meine Songs erzählen vom ganzen Spektrum der menschlichen Gefühle wie Schmerz, Liebe, Freude oder Leichtigkeit. Musik nimmt uns in den Arm und gibt uns manchmal Rückenwind. Sie spricht ihre ganz eigene Sprache, nimmt unsere Geschichten auf und spinnt sie dann weiter.“
Buntes Spektrum
Im Direktvergleich zum Debütwerk ist „Change“ nicht mehr so introspektiv und bewegt sich zwischen ausgeweiteten Klangwelten. „Seven Wishes“ etwa hat ein untrügliches Gospel-Flair, während das wild treibende „Wild Heart“ die sonst eher ruhig agierende Künstlerin von einer schwungvolleren Seite zeigt. „Ich habe mich aus dem Fenster gelehnt und bin dem gefolgt, was sich richtig anfühlte. Das bunte Spektrum der Songs war so nicht geplant, aber meine Bandmitglieder haben auch neue Farben hinzugefügt, wodurch sich einiges erweitert hat.“ Wichtig ist Catt die Authentizität in ihren Songs. „Die Lieder fließen ehrlich und intuitiv aus mir raus. Ich würde Musik niemals totproduzieren oder das Leben aus Instrumenten nehmen, um etwas zu perfektionieren. Gerade das Unperfekte, das zwischen den Zeilen und Noten mitschwingt, öffnet die Herzen. Lieder dürfen ruhig Kurven haben und gerne mal abbiegen.“
Zwischen Westküsten-Pop, New-Wave-Flair und Indiepop-Verständnis ohne Angst vor Pathos und der großen Melodie ist „Change“ ein besonders wertvolles Kleinod, das man sich als Hörer detailliert erarbeiten kann, aber nicht muss. Veränderung in jeder Hinsicht. „Ich selbst bin durch herausfordernde, aber auch wunderschöne Jahre gegangen. Ich habe mich emotional um viele Schichten erweitert und erzähle nur Geschichten, die ich auch selbst erlebt habe. Anders wäre das gar nicht möglich. Wenn man sich traut, in den Schmerz, die Heilung oder die Ehrlichkeit zu gehen, dann passieren großartige Dinge. Musik soll verbinden und mir ist es genauso wichtig, dass die Hörer ihre Geschichten in meine Songs interpretieren können, wie das Loslassen meiner Gefühle.“
Bewusst rausnehmen
Unlängst zog Catt von Berlin raus in eine kleinere Stadt mit mehr Natur. Sie sucht nach dem Echten und Ursprünglichen, auch wenn man die Social-Media-Welt nicht aus der Gegenwart verschwinden lassen kann. „Es geht um die richtige Balance. Man kann diese Plattformen sehr gut nutzen, aber sollte auch mal barfuß über den Rasen laufen und das Handy zu Hause lassen.“ Nach Jahren der harten Arbeit gönnte sich die Sängerin unlängst zwei Monate Auszeit in Costa Rica. „Eine Woche lang habe ich davon im Dschungel komplett geschwiegen. Diese Auszeit war sehr schön und ich würde sie gerne etablieren. Als Künstlerin kennt man keine Wochenenden und Feiertage, deshalb hilft es, sich klare Grenzen zu setzen.“ Die Vergleiche mit Kate Bush oder Joni Mitchell nimmt Catt dankbar an, das Fernziel ist Internationalität. „Die Dinge werden ihren Weg gehen, darauf vertraue ich. Es sieht aber sehr gut aus, dass sich Shows in England und den USA entwickeln. Der größte Erfolg für mich ist, mit Dankbarkeit und Freude hinter diesem Projekt zu stehen.“
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