Der Tiroler Fischereiverband spricht von einer Umweltkatastrophe: Im Zuge einer Wehröffnung unter der Europabrücke kam es am Montag - wie berichtet - zu einem folgenschweren Zwischenfall im Sillfluss. Durch die Schlammflut sei es laut Verband zu einem „tausendfachen Fischsterben“ gekommen. Fischer haben die „unkontrollierten Wassermassen“ und „das brutale Sterben der Fische“ im Schlamm gefilmt und schockierende Bilder gemacht. Die Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB) hatten den Vorfall bereits eingeräumt.
„Binnen Minuten steigt der Pegel der Sill rasant an, die Fischer haben selbst Mühe, in Sicherheit zu kommen. Für die Fische gibt es aber keinen Ausweg. Sie werden von Wassermassen und der Schlammwelle an die Seite des Flussbettes gedrückt und ersticken dann qualvoll“ - so beschreibt der Tiroler Fischereiverband den Vorfall am Montag in einer Aussendung. Im Anhang: ein Video, das Ausmaße zeigt:
„Kraftwerksbedingte Naturzerstörung“
Geschäftsstellenleiter Zacharias Schähle zeigt sich empört: „Solche massiven Spülungen sind nichts anderes als eine kraftwerksbedingte Naturzerstörung, die zudem absolut vermeidbar gewesen wäre. Das kann keinesfalls die Lösung für technische Notwendigkeiten des Kraftwerksbetriebs sein.“
Traurig, dass der Naherholungsraum Sillschlucht durch diese Form der Energieerzeugung nicht mehr gefahrlos betreten werden kann.
Zacharias Schähle vom Tiroler Fischereiverband
Schähle, der während der Flutwelle selbst an der Sill war, ist der Meinung, dass dadurch sogar Menschenleben gefährdet werden. „Traurig, dass der Naherholungsraum Sillschlucht durch diese Form der Energieerzeugung nicht mehr gefahrlos betreten werden kann.“
„Landespolitik endgültig gefordert“
Für ihn sei es „fünf nach zwölf, wenn es um die längst fällige Ökologisierung aller Kraftwerke geht: Jetzt ist die Landespolitik endgültig gefordert, entsprechende Maßnahmen zu setzen. So sieht jedenfalls keine saubere und naturverträgliche Wasserkraft aus.“
IKB: „Das darf nicht passieren“
Die IKB hatten den Zwischenfall Dienstagabend eingeräumt. „Durch die Schneeschmelze werden viel Gehölz, Sedimente und anderes natürliches Material in der Sill mitgeschwemmt. Dieses lagert sich an der Wehr ab und muss entfernt werden, um das Kraftwerk weiterhin verlässlich betreiben zu können. Dazu wurde die Sillwehr nach dem Einsetzen der Schneeschmelze gestern (Montag, Anm.) erstmals nach dem Winter geöffnet“, hieß es in einer Aussendung.
IKB setzen nun auf Gespräche
Die Wehröffnung habe „zu einem kurzzeitigen Wasserschwall, vermischt mit den monatelang abgelagerten Sedimenten“ geführt. Als man den Umstand bemerkt habe, sei sofort reagiert und Wasser nachgespült worden. „Wir haben den Fischereiberechtigten kontaktiert, mit dem wir in laufendem Austausch sind. So etwas darf nicht passieren, daher werden wir uns so rasch wie möglich zusammensetzen und besprechen, wie wir solch ein Szenario zukünftig vermeiden“, so Herbert Schmid, Geschäftsbereichsleiter der Strom-Erzeugung in der IKB.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.