Drei Jahre nach dem Debütalbum „Believe Us“ veröffentlichen At Pavillon rund um Frontmann Mwita Mataro am 19. Mai den mehr als gelungenen Nachfolger „Personal Development Deals“. Während Corona hat sich innerhalb und außerhalb der Band so einiges verändert und nichts blieb, wie es war. Das führte schlussendlich zum persönlichsten, aber auch herausforderndsten Werk, wie uns Mataro im „Krone“-Interview verriet.
„Krone“: Mwita, vor den Aufnahmen zu eurem zweiten Album „Personal Development Deals“ wärt ihr als Band angeblich an der Kippe gestanden. Was ist genau passiert?
Mwita Mataro: Jeder in unserer Band hatte persönliche Ziele. Ich habe beim ersten Album „Believe Us“ erwartet, dass die Musik meine Miete zahlt, aber das traf nicht ein. Unser Fokus war immer darauf ausgelegt, ein Album zu machen, das alle finanziellen Probleme lösen sollte. Ich habe mich nicht auf den Studienabschluss fokussiert, sondern mir mehr Zeit für Musik und Kunst genommen und das Ergebnis war enttäuschend. Wir wurden immer damit konfrontiert, dass wir gute Shows spielen und die Streaming-Zahlen in Ordnung seien, aber trotzdem reichte das nicht. Dann kamen auch noch Corona und das erste Album konnte sich nicht weiterentwickeln. Wir konnten uns nicht im Proberaum treffen und machten online weiter Musik. Mein Kollege Bernhard Melchart hat uns Gas gegeben, sonst hätten wir das schleifen lassen. Es war nicht immer leicht, unter diesen Umständen zusammenzuarbeiten und so blieben wir dann auch nur zu dritt übrig. Das ist natürlich und passiert oft. Es war für alle Parteien okay.
Manchmal trennen sich die Wege und andere tun sich auf.
Die Verpflichtung für eine Band ist ja nicht immer nur schön, sondern manchmal auch holprig. Es geht um finanzielle Themen, Social-Media-Postings und Proben - nicht nur um die Bühne. Wir haben uns für alles viel Zeit gelassen und jetzt einen tollen Live-Bassisten. Wir sind auch zu dritt sehr zufrieden und schauen, wohin die Reise jetzt geht.
Geht es bei „Personal Development Deals“ um das Reifen, Wachsen und Kommunizieren untereinander?
Das Album befasst sich mit den individuellen Geschichten, die wir als Bandmitglieder durchlebt haben. Wir haben die Band in Schulzeiten gegründet und es ist spannend, wie sich die Leute weiterentwickeln und sich die Prioritäten ändern. Es werden Fragen gestellt wie was und wer möchte man sein. Was ist Liebe? Was ist das Ziel im Leben und worum geht es überhaupt? Es geht im Kontrast dazu aber auch um die Selbstoptimierung in der Online-Welt, in der wir uns bewegen. Der Albumtitel kam uns bei einer Fahrt zum Konzert, weil es dazu viele Interpretationen gibt.
Hat diese anfängliche Enttäuschung, dass At Pavillon jetzt doch nicht dein Leben finanziert, im Songwriting für das neue Album eingespielt?
Absolut. Ich spielte schon mit dem Gedanken, mit der Musik aufzuhören, weil es emotional so anstrengend ist. Mein Kollege Kaltenkirchen hat mittlerweile auch aufgehört und meinte, er könne den Leuten nichts mehr geben, weil die Kunst für ihn zu zerbrechlich und fragil sei. Er wollte Musik wieder konsumieren und von außen beobachten und ich fühlte ähnlich, aber meine Band gab mir genug Zeit, um eine Auszeit zu nehmen und zurückzufinden.
Du bist dich abseits von At Pavillon in x Projekten beteiligt. Es war wahrscheinlich nicht so, dass die große Langeweile über dich hereinbrach?
Das stimmt. Die Leichtigkeit bei der Musik ist jetzt stärker, weil ich anfangs recht stur und unflexibel war. Ich fühle mich heute viel freier und weiß gar nicht, woher das kommt. Wenn man sich was vornimmt, trifft es nicht ein, also richte ich meinen Fokus als Kunstschaffender anders. Jetzt ist mir die Leichtigkeit wichtiger. Sich nicht so ernst zu nehmen. Das sieht man auch im Video zu unserem Song „Ukulele Land“ - das spielt sehr mit dem Leben als Band und der Selbstironie, die es dafür braucht.
Diese Leichtigkeit hört man dem Album gut an. Ich habe das Gefühl, ihr habt euch mehr zugetraut als beim Debüt.
Allein die Track-Namen sind absolut absurd. (lacht) Ich hätte mit 17 niemals einen Song „Ukulele Land“ genannt, ich wollte immer coole Titel wie die Arctic Monkeys. Ich war früher zu verbittert, weil ich unbedingt ein bestimmtes Gefühl vermitteln wollte, obwohl wir innerhalb der Band viel lustiger sind, als wir in den Songs vorgegeben haben.
Die Single „Loved“ etwa ist ein wunderschönes Beispiel für Öffnung, Toleranz, Respekt und Akzeptanz. Das Lied war auch für dich ein ganz besonderes.
Das Lied passt perfekt zum Albumtitel. Die Liebe wird sehr stark beworben, aber immer mit dem heterosexuellen Bild zwischen Mann und Frau. Wenn man sich in der Schule mit anderen Leuten über Sexualität unterhält, dann ist Homosexualität stets ein Tabuthema und uncool. Ich fand das immer schade, denn die Kunst kann dieses Bild zerbrechen. Man kann mit der Plattform der Kunst ein progressiveres Narrativ zeigen.
Spürst du die Verantwortung, dass du als Frontmann einer Band dir wichtige gesellschaftspolitische Themen in den Vordergrund rücken möchtest?
Absolut. Da liegt noch sehr viel Potenzial verborgen und „Loved“ war ein Versuch dorthin. Ich hole mir immer sehr viel Kraft und Inspiration von The 1975, denn deren Sänger Matt Healy sagt immer, was er sich denkt. Direkt und gerade aus dem Bauch. Etwa über seine Heroinsucht und 16-Jährige hören ihm zu. Es ist verrückt, aber auch ehrlich und offen.
Leben wir in Österreich vorwiegend in einer homophoben Gesellschaft?
Dieses Gefühl habe ich schon oft, aber das ist ein globales und kein österreichisch-regionales Problem. Meine Eltern sind aus Tansania und meine Verwandten haben auf das Video zum Song sehr erschrocken reagiert. Warum werden vor der Kamera Männer geküsst? Will sich Mwito outen? Ich kellnere nebenbei Teilzeit und wenn ich ein schwules Pärchen bediene, halten sie sich fast immer bedeckter als Hetero-Pärchen. Es gibt eine gewisse Vorsicht und Anspannung - da ist noch sehr viel Luft nach oben. Es war schön zu sehen, dass die Band sofort d’accord mit meinem Videokonzept war. Helmut Karner hat Regie geführt, mit dem arbeite ich auch an meiner Dokumentation „Austroschwarz“. Es hat sich alles sehr gut angefühlt.
Ist es dir als offener Künstler jetzt noch wichtiger, mit der Kunst für Vielfalt und Toleranz einzusetzen, weil sich die Politik in Österreich immer stärker Richtung schwarz-blau verfärbt?
Durch meine äußere Erscheinung als schwarzer Österreicher schwingt per se viel Politisches mit. Es kann sich jemand eloquent ausdrücken, obwohl er nicht dem klassischen Bild entspricht. Ich erwarte mir eher von größeren Acts klare Positionierungen wie von Wanda oder Bilderbuch. Bilderbuch nimmt Uche Yara mit auf Tour, was ein wichtiger und guter Schritt ist. Als schwarzer Österreicher, der im Alltag mit Rassismus zu kämpfen hat, ist das ständige Positionieren anstrengend. Ich muss auf der Bühne nicht extra etwas erwähnen.
Du hast immer sehr frei darüber gesprochen, dass vor allem deine Kindheit in Salzburg mit schlechten Erfahrungen konnotiert ist.
Bei mir ist das komplexer. Freunde und Schulkollegen waren super, aber ich habe es bei meiner Mutter mitbekommen, wie sie im Tourismusbereich keine Arbeit bekam, obwohl von der Ausbildung her alles passte. Diesen Frust als Migrantin bekommt man natürlich mit und das prägt einen. Es gab eine gewisse Ohnmacht und ich war sehr dankbar, dass wir nach Wien gezogen sind, als ich zwölf war. Ich hätte in Salzburg auch nie so viel Zugang zur Kunst wie hier. In Wien gibt es viele tolle Anlaufstellen für junge Künstlerinnen und die Szene ist viel besser vernetzt. Mittlerweile bin ich seit 18 Jahren in Wien.
In Niederösterreich haben sich diverse Künstler und Kunstschaffende zusammengeschlossen, um gegen die schwarz-blaue Landesregierung zu protestieren. Hast du Angst vor einer Provinzialisierung der Kultur?
Ein Kollege erzählte mir, dass der Musikfonds 2002 von einem ÖVP-Politiker gegründet wurde - während der schwarz-blauen Regierung. Ich kenne mich nicht so gut in der Förderkultur aus, aber ich habe schon Hoffnung, dass sich Leute Kraft und Energie nehmen, um genau auf die Kulturauswirkungen zu achten. Ich sehe es aber nicht per se als negativ und bin gespannt, wie es weitergeht.
Auf Social Media hast du zur Veröffentlichung von „Loved“ geschrieben: „Lasst uns ein bisschen mehr trauen“. Ist das nicht allgemein das Motto, dem ihr als Band gerne folgt?
Durchaus, auch bei „Ukulele Land“ haben wir lange überlegt, wie wir daraus ein Musikvideo machen sollten, aber das klassische Posen vor der Kamera fadisiert mich. Wir wollten das aufbrechen und den Leuten mehr Outtakes und Streitereien zeigen - uns das einfach zutrauen. Man kann sich aber nur etwas trauen, wenn man sich dabei wohlfühlt.
Der Song „Access“ ist digitalkritisch. Ist er aus eigenen Erfahrungen geboren und bist du mit der digitalen Welt manchmal auf Kriegsfuß?
Der Internetkonsum ist schon etwas sehr Eigenes. Man pickt sich immer die Rosinen raus und kann die nicht so schöne Realität ausblenden. Jeder ist in seiner eigenen Blase und wird von den Algorithmen so bedient, dass der nur Sachen sieht, die er gerne sehen möchte. Im Refrain stelle ich fest, dass ich mehr möchte, dass mir der Zugang zu meiner Seele in dem Bereich zu limitiert ist. Es wird einem oft etwas vorgeschlagen, das man nicht wirklich haben möchte und dann bleibt eine gewisse Leere übrig.
Suchst du bewusst nach der Realität oder den negativeren Aspekten im Leben, weil sie zum Gesamtbild dazugehören?
Mir geht es in meinem Leben darum, dass ich mich nach Offenheit, Neugierde und ehrlichem Interesse vom Gegenüber sehne. Man muss nicht die politische Meinung teilen, aber man muss diskutieren und zuhören können. Verständnis und Zärtlichkeit sind mir auch wichtig.
Fürchtest du dich als Künstler und Musiker vor dem rasanten Fortschritt der künstlichen Intelligenz?
Man hat zwei Perspektiven. Wie kann man mit dieser neuen Technologie umgehen und wie können wir sie am besten vernichten? Wir können sie aber nicht mehr verdrängen, denn sie ist ein Teil von uns Menschen. Wir müssen umgehen lernen, sie vernünftig anzuwenden. Ich appelliere da sehr stark an die Politik, denn auch das Internet an sich und die Plattformen wie Napster oder YouTube, die das Musikgeschäft zerstört haben, wurden nicht aufgehalten. Verloren haben am Ende die Musikschaffenden selbst und das hat sich mit den Streaming-Portalen nicht verändert. Die Politik muss sich mit den KI-Menschen zusammensetzen und das regeln, aber da sind wieder alle zu langsam. Dahinter steckt eine große Verantwortung und ich habe das Gefühl, dass wieder alle alles verschlafen. Als das Fernsehen salonfähig wurde, waren auch alle dagegen und haben es verteufelt, aber natürlich hat es sich durchgesetzt - nur wurde es anfangs unterschätzt und nicht reglementiert. Wir müssen uns mit der KI befassen und dürfen nicht die Augen davor verschließen, denn das wäre ganz schlecht.
Wir als Menschen können der Geschwindigkeit der Veränderungen oft gar nicht mehr folgen, was die Dinge auch schwieriger macht.
Das Thema Posthumanismus ist ein wichtiges. Ich habe zum Beispiel Angst davor, dass man meine Stimme nimmt, verfälscht und für etwas verwendet, wofür ich nicht stehe oder wogegen ich vielleicht sogar bin. Dagegen anzukämpfen ist nur eine Symptombekämpfung und kostet unnötig Zeit.
Was macht denn, angelehnt an den Song, „El Salvador“ zu einem Sehnsuchtsort für dich?
Bernhard war die leitende Kraft zu dem Song und er hatte ein Bild von El Salvador in seinem Zimmer hängen. Ich fand das sehr speziell und habe mich dann total in das Thema reingegraben. El Salvador steht für Ausruhen, Chillen und kurz die Sinnlichkeit in einem Land genießen, wo es schön warm ist und alle Probleme weg sind. Es passt überhaupt nicht zum Album, aber wir wollten diesen Ausruh-Moment unbedingt darauf haben.
„Shooting Star“ behandelt das ernste Thema mentale Gesundheit, mit der du selbst zu kämpfen hast. War das Verarbeiten für dich mit dem Lied therapeutisch?
Der Titel ist eine schöne Metapher für einen glühenden Stern, der plötzlich abkühlt. Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich wusste, wo meine Grenzen liegen. Irgendwann habe ich meine Kapazitäten ganz ausgeschöpft und konnte nicht mehr weiter. Die Diagnose beim Psychiater war, dass ich manische Züge hätte, also bipolar bin. Ich war in der Corona-Zeit sechs Wochen auf Rehabilitation und das war sehr wichtig. Ich merke für mich aber schon, klarer zu kommunizieren, mehr zu delegieren und manchmal auch einfach Schluss zu machen. Wenn etwas zu viel wird, dann breche ich auch mal ab, was früher undenkbar gewesen wäre. Im Song geht es darum, dass alle das Beste aus einem rausquetschen wollen, aber man selbst oft nicht weiß, ob das gut ist. In unserer Zeit ist es mit allen verfügbaren Kommunikationsmitteln unglaublich schwer zu sagen, dass jetzt einmal genug ist.
Andererseits ist das Leben so teuer geworden, dass für viele ein Job nicht reicht. Oft nicht mal für sich selbst, geschweige denn für eine Familie. Dann kommt man erst wieder in eine unheimliche Stresssituation.
Was ist einem wichtig? Diese Frage muss man sich stellen. Manche wollen viel Geld verdienen, damit sie sich ihr großes Auto und ihr Sommerhaus leisten können. Ich habe für mich die Wahl getroffen, dass es für mich als Teilzeit-Kellner passt, der nebenbei seine Kunst macht. Ich kann jetzt nicht spontan zwei Wochen nach Italien fahren wie andere, das spielt sich nicht. Vielleicht aber doch mit dieser Platte. (lacht)
„Finally Free“ klingt wie eine Selbstermächtigungsnummer. Welche Art von Freiheit besingst du darauf?
2019 war eine sehr intensive Zeit, in der wir viel gespielt haben. Auf der Bühne ist immer alles möglich und man ist in einer Art Rauschzustand, doch wenn man runtergeht und abbaut, flacht alles ab und der Alltag ist wieder da. Ich fühlte mich zu der Zeit nur auf der Bühne wirklich frei und verspürte danach eine Einsamkeit. Im Gegensatz zu meinen Bandkollegen und Freunden bin ich auch in keiner Beziehung. Sie können sich mit ihren Partnerinnen austauschen und die Band auch mal ausschalten, was mir fehlt. Deshalb heißt es im Text auch „I don’t want to feel so lonely“.
Ist die Bühne dein Wohlfühlort?
Kunst generell ist das. Ich merke das sehr stark in meinem Umkreis bei Leuten, die kein künstlerisches Ventil für ihre Frustration haben. Das ist doch furchtbar, weil man etwas nicht verarbeiten kann und in seinem eigenen Desaster gefangen ist. Ich kann in der Kunst schreien und weinen und ich bin sehr privilegiert, dass ich dann auch noch in Interviews darüber sprechen kann.
Du hast deine Doku „Austroschwarz“ mehrmals angesprochen - gibt es da eine Querverbindung zum neuen Album von At Pavillon?
Die zwei Projekte sind voneinander getrennt. „Austroschwarz“ ist ein Dokumentarfilm, an dem ich seit drei Jahren arbeite. Ich gehe der Frage nach, was es für mich bedeutet als schwarzer Österreicher diese Nationalität zu haben. Mir kommt immer vor, dass Österreich sehr vielfältig und divers ist, dieses Bild aber nicht in den Medien repräsentiert wird. Die Redaktionen sind alle sehr homogen gestaltet und ich sehe die Gefahr, dass sich dadurch keine Prozesse in der Gesellschaft entwickeln. Ich führe gemeinsam mit Helmut Karner Regie bei „Austroschwarz“ und wollte eine kurze Bilanz zu meiner Wahrnehmung zu Österreich ziehen. Es sollte Archivmaterial für nicht-weiße Österreicher in der Zukunft sein. Sie sollen sich auch inspiriert und ermutigt fühlen, ihre Geschichten zu erzählen.
Ein sehr interessantes und auch wichtiges Thema.
Es gibt dazu einen Kurzfilm namens „Edelweiß“, der dieses Jahr veröffentlicht wurde, aber wir haben den Anspruch, damit auch in die Kinos zu kommen. Wer werden jetzt alles schneiden und überlegen uns, bei welchen Filmfestivals wir das Werk einreichen können, weil es dort auch Fristen gibt. 2024 kommen wir damit hoffentlich in die Kinos.
Noch einmal zurück zum Album - ein Song nennt sich „Lenny Kravitz“. Welche Bedeutung hat er für dich?
In dem Song geht es auch sehr stark um meine mentale Gesundheit. Ich habe meine manischen und depressiven Phasen und bekam bei Therapeuten viele Vorschläge, wie ich meinen Alltag führen sollte. Oft kann man diese Empfehlungen aber nicht umsetzen und deshalb wollte ich einen Song machen, in dem ich offenkundig sage, dass heute nichts klappt. Im Refrain singe ich dann, dass eine negative Haltung nur weitere negative Gedanken erweckt und sonst zu nichts führt. Das ist eine kleine Kritik an Leute, die mir sagen wollen, dass ich nicht so schlecht gelaunt sein sollte. Die Kravitz-Komponente ergibt sich daraus, dass wir Stadionrock-artige Phase-Gitarren verwenden. Und der Titel steht wie kein zweiter für Coolness und Lässigkeit. Ich bin da, ich bin sexy, ich habe eine geile Stimme - kurz orientieren wir uns also an ihm und haben das Selbstvertrauen unseres Lebens.
Abgeschlossen wird das Album mit dem Song „Responsibilities“. Geht es darum, dass du mit den Jahren gelernt hast, Verantwortung zu übernehmen und zu tragen?
Darin analysiere ich, warum ich seit meinem 17. Lebensjahr single bin. Ich weine da ein bisschen über mich selbst und sorge mich darum, ob ich jemals in eine Beziehung kommen kann, weil ich nicht bereit bin, Verantwortung zu tragen.
Es geht neben Verantwortung dann auch um Kompromissbereitschaft. Jeder, der sich in einer Beziehung befindet, muss sich zumindest zu einem gewissen Teil selbst zurücknehmen.
Die Band gibt es schon mehr als zehn Jahre und da schaffe ich es offenbar, beziehungsfähig zu sein. Wenn es aber um romantische Beziehungen geht, fällt es mir unheimlich schwer. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich keine Balance zwischen Bühne und Alltag sehe. Ich sehe den Alltag zu ernst und finde darin nichts, was mich erfüllt. Es macht für mich viel mehr Sinn, an Sachen zu arbeiten, als jetzt stundenlang mit meinem Schatz spazieren zu gehen. Das alles muss ich wahrscheinlich am dritten Album stärker thematisieren, was es da mit mir hat. (lacht)
Das klingt sehr danach, als wärst du ein passionierter Workaholic?
Das wurde auch in der Therapie sehr oft thematisiert, dass ich einen unheimlichen Leistungsdruck verspüre. Für mich ist die Kunst keine Arbeit, sondern Teil meines Lebens. Meinem Papa habe ich mal ganz pathetisch gesagt, dass die Kunst meine Religion wäre, man sie immer infrage stellen muss und ich auch oft daran zerbreche. Es ist auf jeden Fall immer ein Lernprozess, aber es geht vielen Leuten in dieser Szene so. Wenn man in der Öffentlichkeit steht, bekommt man viel Bestätigung. Ich bin in privaten Sachen wie Freundschaften pflegen unglaublich katastrophal. Da kann es schon passieren, dass ich auf WhatsApp-Nachrichten erst drei Tage später beantworte. Großer Respekt an alle meine Freundinnen, die so viel Geduld mit mir haben.
Live in Wien
At Pavillon stellen ihr zweites Album „Personal Development Deals“ am 18. Mai live im Das Werk in Wien vor. Unter www.loveyourartist.com bekommen sie Karten und weitere Informationen zur Release-Show.
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