Die Wirtschaft muss sich viel aktiver bemühen, um Personal zu finden. „Der Arbeitskräftemangel reduziert den Wohlstand, verschärft Versorgungsengpässe und erhöht die Inflation“, sagte NEOS-Lab-Direktor Lukas Sustala am Mittwoch. Um gegenzusteuern, müssten die Steuern auf Arbeit runter und Österreich als Zuwanderungsland für Fachkräfte aus Drittstaaten attraktiver werden. Derzeit dauere die Behandlung von Ansuchen - mit im Schnitt 15 Wochen - zu lange.
Die Arbeitsmarktlage in Österreich habe sich stark verschärft, vor allem in den vergangenen drei Jahren. „Wir haben die größte Zahl an Vakanzen von allen Ländern in der EU“, kritisierte Sustala.
Loacker will Neustart der Rot-Weiß-Rot-Karte
„Wir brauchen da einen Neustart der Rot-Weiß-Rot-Karte“, forderte NEOS-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker. Mit der jüngsten Neuregelung sei „das Grundproblem nicht behoben, dass am Ansuchen einer Person mehrere Behörden arbeiten“ - das Arbeitsmarktservice (AMS) und die jeweilige Bezirksverwaltungsbehörde.
Bei Bedarf können Unternehmen auch noch die Betriebsansiedlungsgesellschaft aba (Austrian Business Agency) einschalten. „Die Rot-Weiß-Rot-Karte gehört bei einer Behörde abgewickelt“, meinte Loacker. Sonst dauere das zu lange und ein Koch arbeite inzwischen längst in einem anderen Land.
NEOS: „Steuerlast verringern“
Ein besonders wichtiger Punkt im Kampf gegen den Arbeitskräftemangel ist laut NEOS die Verringerung der Steuerlast. „Es zahlt sich nicht ausreichend aus, mehr zu arbeiten“, hielt Loacker fest. Eine Aufstockung der Wochenarbeitsstunden von 30 auf 35 Stunden sei wegen der zu hohen Belastung durch Sozialversicherung und Steuern meist unattraktiv. „Es muss sich auszahlen, mehr zu tun - keiner hat Lust mehr zu arbeiten, dass der Finanzminister mehr Budget hat.“
Wir besteuern den durchschnittlichen Angestellten als ob er ein Großverdiener wäre. Schleichend steigt die Steuerbelastung immer noch.
Aussendung der NEOS
Die Abschaffung der kalten Progression verhindere nur eine weitere Erhöhung der Steuerlast, verringere diese aber nicht, so Sustala. Vor 30 Jahren habe der Grundsteuersatz im Schnitt 32 Prozent betragen, im Vorjahr 42 Prozent. „Wir besteuern den durchschnittlichen Angestellten als ob er ein Großverdiener wäre.“ Schleichend steige die Steuerbelastung immer noch.
Bei 55- bis 64-Jährigen niedrige Erwerbsquote
Weiters würden sehr viele Menschen vom Arbeitsmarkt ferngehalten, sagte Sustala. Viele scheiden seiner Meinung nach „zu früh aus dem Erwerbsleben“ aus. „Wir haben eine niedrige Erwerbsquote bei den 55- bis 64-Jährigen“, so Loacker. Hätte Österreich eine Erwerbsbeteiligung wie in Schweden, „dann hätten wir 288.000 Menschen mehr“. Doch auch die Kinderbetreuung müsse ausgebaut werden.
Derzeit gebe bundesweit 200.000 offene Stellen. 2020 seien es nur 100.000 gewesen. In Salzburg und Oberösterreich sei der Arbeitskräftemangel besonders eklatant. „Die Situation wird sich noch verschärfen - wir haben einen demografischen Kipppunkt.“ Vom bestehenden Potenzial müsse man mehr Leute aktivieren zu arbeiten.
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