Störaktion in Berlin
Nackter Protest und Tortenwurf auf VW-Versammlung
In Berlin wurde am Mittwoch eine Hauptversammlung des Autoriesen Volkswagen gestört. Es kam sowohl vor dem Gebäude zu Klimaprotesten als auch zu Aktionen in der Halle. So wurde etwa eine Torte in Richtung von Wolfgang Porsche geworfen, der die Eigentümerfamilie vertritt. Sie verfehlte zwar ihr Ziel, ließ die Manager auf dem Podium aber schon früh aufschrecken.
Die Kritik zielte auf den Umgang des Wolfsburger Unternehmens mit dem Dieselskandal und der Menschenrechtssituation in China, aber auch auf den Verkauf von Verbrennerautos ab. VW betreibt mit einem Gemeinschaftsunternehmen ein Werk in der chinesischen Provinz Xinjiang. Die dort lebende muslimische Minderheit der Uigurinnen und Uiguren wird laut Menschenrechtsorganisationen gezielt von der Regierung in Peking unterdrückt. Der Autoriese hält entgegen, dass in dem Werk mit 240 Mitarbeitenden keine Zeichen für Menschenrechtsverletzungen vorlägen und er weltweit gegen Zwangsarbeit einstehe.
Dennoch musste der neue Konzernchef Oliver Blume (54) seine Rede zum Zehn-Punkte-Plan rund um Elektromobilität und vernetzte Autos am Mittwoch unterbrechen. Eine Aktivistin störte seinen Vortrag lautstark mit nacktem Oberkörper und Plakat, um auf die Probleme in China hinzuweisen. Das sollte auch nicht die letzte Störung sein. Straßen wurden blockiert, Klimaproteste vor dem Versammlungsgebäude durchgeführt.
Protest direkt im Saal selten
Dass Aktivistinnen und Aktivisten das Umfeld von Hauptversammlungen für ihre Anliegen nutzen, ist nicht ungewöhnlich. Direkt im Saal sind sie jedoch selten, auch wegen der Sicherheitsvorkehrungen. „Ein konstruktiver Austausch ist wichtig. Und eine Hauptversammlung bietet dafür eine gute Möglichkeit. Bis auf Einzelne halten sich alle an die dafür vorgesehenen Regeln“, hieß es seitens des Konzerns in einer ersten Stellungnahme zu den Aktionen. Ungefähr 700 Aktionärinnen und Aktionäre nahmen an der Versammlung teil.
Volkswagen steht derzeit auch bei einem Teil von ihnen in der Kritik, unter anderem wegen der Doppelfunktion von Blume als VW-Konzern- und Porsche-Chef. „Die Aktionäre wollen einen Vorstandsvorsitzenden, der sich voll und ganz auf eine Aufgabe konzentrieren kann“, sagte etwa Hendrik Schmidt von der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS. Blume sagte am Mittwoch, dass keine Interessenskonflikte zu erwarten seien. Für diesen Fall hätte man auch schon Vorkehrungen getroffen.
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