Nicht alle wollen die Arbeit im Pflegebereich aufgeben: Warum drei Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter der Kages von ihrem Job schwärmen - und was sich dennoch ändern sollte.
Der Kontrast könnte größer kaum sein: Am Mittwoch schlugen Gewerkschafter in Graz laut Alarm und warnten vor einem Zusammenbruch des Pflegesystems. Einen Tag später sitzen vier Pflegekräfte der Kages im LKH Graz-West und zeichnen das Bild eines Berufs, der erfüllend und vielfältig ist.
„Wir wollen keine Schönfärberei“, betont Pflegedirektorin Eveline Brandstätter. Bei der Kages fehlen derzeit mehr als 400 Pflegekräfte. Es wurden zuletzt zwar Maßnahmenpakete geschnürt. Es sei aber klar, dass noch mehr Schritte notwendig sind, um den Job attraktiver zu machen, so Brandstätter. Schlüssel sind die derzeit laufenden Gehaltsverhandlungen - und die Dienstplansicherheit.
Für mich ist es wichtig, den Menschen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und nicht nur die Krankheit im Vordergrund zu sehen.
Uwe Hubmann
„Ich muss nur selten einspringen“
Diese ist bei Uwe Hubmann gegeben. Der 31-Jährige arbeitet seit 2016 als Pflegeassistent auf der Kinder-Jugendpsychosomatik am LKH Leoben. „Ich muss nur selten einspringen“, sagt er. Besonders schön ist es für ihn, zu sehen, wie Kinder Therapien annehmen und wie eine Beziehung zu den kleinen Patienten aufgebaut wird.
Vielseitig unterwegs ist Diplomkrankenpflegerin Katrin Knödl, die auch wissenschaftlich arbeitete und derzeit im Herzkatheterlabor am LKH-Uni-Klinikum Graz das mobile Monitoring von Patienten nach deren stationärem Aufenthalt begleitet: „Ich werde gefordert und gefördert. Mit Fleiß und Interesse kann man sich in unserem Beruf super entfalten.“
Erst mit 44 Jahren in die Pflege eingestiegen
Kellnerin, Kraftfahrerin, Betonmischmeisterin: Diese Jobs übte Sabine Vilim aus, ehe sie mit 44 Jahren in die Pflege einstieg und nun am LKH Graz II als Pflegefachassistentin arbeitet: „Ich fühle mich auch in meinem Alter noch gut aufgehoben und begleitet“, macht Vilim anderen Quereinsteiger Mut
An der FH Joanneum studiert die gebürtige Kärntnerin Lara Rakanovic: Zehn Praktika hat sie bereits gemacht, derzeit ist sie im Anästhesie-Bereich - hier will sie auch bleiben. „Wenn man von der Arbeit heimkommt, ist das ein wundervolles Gefühl - auch wenn die Umstände nicht so gut sind.“
Pflegelehre: Steiermark nicht Pilotregion
Auch wenn Hubmann, Knödl, Vilim und Rakanovic von ihrem Aufgabenfeld schwärmen, ist klar, dass an vielen Schrauben gedreht werden muss, um das System aufrecht zu erhalten. Brandstätter denkt etwa an „flexible Pools“: Die Arbeitszeiten sind dabei für Mitarbeiter fixiert, die Station, auf der sie an diesem Tag arbeiten, noch nicht.
Auch weitere Pflegerinnen aus dem Ausland sind denkbar, derzeit sind ja schon 16 Kolumbianerinnen in Graz und Leoben im Einsatz. Die von der Regierung auf Schiene gebrachte Pflegelehre könnte ebenso Erleichterung bringen: Die Steiermark ist allerdings bei den Pilotregionen nicht vertreten.
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