Vorboten der Klimakatastrophe? Riesenzecken und Tigermücken tauchen häufiger in Österreich auf - Experten schlagen Alarm.
Warmer Winter, heißer Frühling und trockener Sommer: Der Klimawandel holt uns langsam ein, seine Folgen sind auch jetzt schon zu spüren. Wo Gelsen früher bloß an warmen Sommerabenden für Händefuchteln sorgten, schwirren die Stechmücken mittlerweile auch schon tagsüber in der Luft herum. Ebenso kann ein besorgniserregender Trend in puncto Zecken beobachtet werden: Die Riesenzecke ist im Anmarsch.
Heuer schon zwei Riesenzecken in Österreich gefunden
Erstmals 2018 in Österreich gesichtet, waren die heimischen Bedingungen früher zu kalt und trocken. Heutzutage fühlen sich die mit Zugvögeln transportierten Riesenzecken wohl genug, um auch in Österreich zu überwintern und frühjährlich auf die Jagd zu gehen - bereits zwei Riesenzecken konnten so 2023 laut „Falter“ in Vorarlberg und Niederösterreich gefunden werden.
Bis zu sechs Millimeter lang
Die Riesenzecke, auch Hyalomma marginatum genannt, kann bis zu sechs Millimeter lang werden - deutlich größer als der Gemeine Holzbock oder die Reliktzecke. Und auch der jagdfreudige Instinkt der Riesenzecke sorgt für Gänsehaut: Bis zu 100 Meter weit verfolgt das krabbelnde Spinnentier seine „Beute“ in flottem Tempo. Wer von einer Hyalomma gebissen wird, sollte aufpassen, denn sie gilt als Überträger des Krim-Kongo-Fiebers, das im Ernstfall tödlich enden kann.
Wir müssen uns für den Klimaschutz einsetzen, um derartige Vorgänge zu bremsen. Dagegen muss man etwas tun und nicht bloß darüber reden.
Dr. Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner
Gelsen profitieren von hohen Temperaturen
Ganze 50 verschiedene Gelsenarten aus sieben unterschiedlichen Gattungen sind in Österreich zu Hause. Auseinandergehalten werden die Stechmücken nach Aussehen, Lebensraum oder Wirtpräferenz. So ist besonders die Hausgelse ein lästiger Störfaktor beim Einschlafen, kann als Träger des West-Nil-Virus jedoch auch gefährlich werden.
Immer öfter tauchen Exoten, wie etwa z.B. die gebietsfremde Asiatische Tigermücke, auf. Sie verdrängt zunehmend unsere heimischen Blutsauger und ist im Gegensatz zur Hausgelse auch tagsüber und nicht nur hauptsächlich nachts aktiv. Per Güterverkehr kam die invasive Art erstmals nach Österreich. Milde Temperaturen begünstigen, dass diese Mücken laut AGES ihre Eier selbst im Winter ablegen.
Eine weitere Ausbreitung der gestreiften Gelse ist insofern problematisch, da auch sie, wie die Riesenzecke, tropische Krankheiten in sich trägt und bei einem Stich Chikungunya, Dengue oder Zika übertragen kann.
Artensterben begünstigt Exoten-Invasion
„Die Artenvielfalt darf nicht zurückgehen. Das in Kombination mit einem Temperaturanstieg begünstigt das Ausbreiten invasiver Spezies“, warnt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. Dass die Riesenzecke heuer schon zweimal hierzulande gesichtet wurde, spreche aber dafür, dass sie sich bereits ausbreitet. Aber: „Heimische Zeckenarten wie der Holzbock sind das Hauptproblem, da auch sie exotische Krankheiten tragen können und viel öfter auftauchen.“
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