„Kriegssituation“

Raketenhagel, aber 40.000 Konzertgäste in Tel Aviv

Ausland
12.05.2023 08:42

Die Kämpfe zwischen militanten Palästinensern und Israels Armee gehen unaufhörlich weiter. „Wir befinden uns in einer Kriegssituation“, sagte ein Armeesprecher am Donnerstag. In der Küstenmetropole Tel Aviv trotzten Zehntausende Musikfans der Bedrohung und besuchten ein gigantisches Open-Air-Konzert - „umrahmt“ vom Raketenabwehrsystem „Iron Dome“.

Seit Beginn der israelischen Militäroffensive starben nach palästinensischen Angaben 30 Menschen, unter ihnen sechs Kinder. Die israelische Luftwaffe griff in den vergangenen Tagen laut eigenen Angaben mehr als 150 Ziele im Gazastreifen an und tötete dabei auch mehrere hochrangige Mitglieder der Terrororganisation Islamischer Dschihad.

800 Raketen aus Gazastreifen abgefeuert
Militante Palästinenser feuerten israelischen Angaben zufolge mehr als 800 Raketen und Mörsergranaten Richtung Israel, 620 davon überquerten demnach die Grenze. Bei einem Raketeneinschlag in ein Wohnhaus in der israelischen Stadt Rehovot wurde laut Rettungskräften ein Mensch getötet, sieben weitere wurden verletzt. Auch im Großraum Tel Aviv waren in den vergangenen Tagen mehrfach Sirenen zu hören.

40.000 Besucher bei Open Air: Instruktionen für Raketenalarm
Dort sorgte ein Open-Air-Konzert des Musikers Aviv Geffen, zu dem am Donnerstagabend trotz Raketendrohungen rund 40.000 Besucher kamen, für Unmut. Die Fans wurden laut Medienberichten angewiesen, sich im Fall von Raketenalarm auf den Boden zu setzen und ihre Köpfe zu schützen. Sie seien gebeten worden, nicht zu laufen, um keine Massenpanik zu riskieren. Gegen die Organisatoren wurde Kritik laut, die Veranstaltung sei „unverantwortlich“.

Das „Iron Dome“-System fängt Raketen aus dem Gazastreifen ab. (Bild: APA/AFP/MOHAMMED ABED)
Das „Iron Dome“-System fängt Raketen aus dem Gazastreifen ab.

„Viel Glück mit eurer Intifada“
Viele Besucher betrachteten den massenhaften Konzertbesuch hingegen auch als Trotzreaktion. Der Musiker Yoni Leviatan etwa twitterte: „Wenn deine gefürchtetsten Waffen nichts erreichen, außer dass sie als großartiger Feuerwerk-Hintergrund für ein Konzert dienen: Viel Glück mit eurer Intifada.“ Als Intifada bezeichnen die Palästinenser ihre groß angelegten Aufstände.

Auch in weiteren Twitter-Videos ist zu sehen, wie das Abwehrsystem „Iron Dome“ die „Kulisse“ für das Groß-Event abgibt:

Raketendrohungen und gezielte Tötungen
Hoffnung auf baldige Entspannung besteht indes kaum: Der Islamische Dschihad erklärte seine Bereitschaft, die Angriffe auszuweiten, „egal wie lange der Kampf dauert und was auch immer die Kosten für uns sind“. In einem Propagandavideo zeigte die Gruppierung, wie Mitglieder Raketen vorbereiten und damit drohen, Israel „mit Raketen zu ertränken“.

Gespräche über eine Waffenruhe blieben ägyptischen Angaben zufolge erfolglos. Laut Dschihad scheiterten die Gespräche, weil Israel sich geweigert habe, gezielte Tötungen zu beenden.

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