Gegenoffensive?
Offiziere in Panik: Lage in Bachmut unklar
Wir schreiben Tag 443 im brutalen russischen Angriffskrieg. Während mehrere russische Kriegsreporter und Militärblogger über den Beginn der Gegenoffensive Kiews spekulieren, dementiert das russische Verteidigungsministerium die Berichte. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bat daraufhin den russischen Verteidigungsminister, er möge doch persönlich nach Bachmut kommen - um die tatsächliche Situation realistischer bewerten zu können.
Am Donnerstag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj noch um etwas Zeit für die Gegenoffensive gebeten und versprochen, dass die Russen eine „böse Überraschung“ erwarten würde. Am Abend des 11. Mai meldeten promilitärische russische Telegramkanäle, dass es jetzt offenbar so weit sei.
Laut dem bekannten Moskauer Kriegskorrespondenten und Militäroffizier Jewgeni Poddubny hat das ukrainische Militär „mit der Durchführung einer Operation zur Einkesselung“ der russischen Streitkräfte in Richtung Bachmut begonnen. Ihm zufolge gelang es den ukrainischen Streitkräften auch, einen Durchbruch im Gebiet Soledar zu erzielen.
Oleksandr Kots, ebenfalls Militäroffizier, schreibt, dass ukrainische Panzer in Charkow gesichtet worden seien. Er geht davon aus, dass sie sich in Richtung russische Grenze bewegen. Das Manöver könnte darauf abzielen, die russischen Ressourcen zu strapazieren - „um die Bedrohung in der Region Belgorod zu stoppen“.
Der ehemalige Chef des Verteidigungsministeriums der selbsternannten separatistischen Volksrepublik Donezk Igor Girkin (auch bekannt unter dem Pseudonym Igor Strelkow) sieht darin bisher „lokale, erfolgreiche Gegenangriffe“. Der der skrupellosen Söldnertruppe „Wagner“ nahestehende Telegramkanal „Grey Zone“ beschrieb die Meldungen der Militäroffiziere hingegen als „Panik aus heiterem Himmel“. Aus Kiew gab es zunächst keinen Kommentar dazu.
Russisches Verteidigungsministerium dementiert Berichte
Das russische Verteidigungsministerium hat Berichte über einen Durchbruch ukrainischer Truppen bei der schwer umkämpften Stadt Bachmut dementiert. „Die Erklärungen, die vereinzelte Telegram-Kanäle über ‚Durchbrüche der Verteidigungslinien‘ an mehreren Stellen verbreiten, entsprechen nicht der Wirklichkeit“, teilte das Ministerium in der Nacht auf Freitag auf Telegram mit. „Die Gesamtlage im Gebiet der Spezialoperation ist unter Kontrolle“, betonte die Moskauer Militärführung.
Prigoschin an Kreml: „Situation unabhängig bewerten“
Nicht in das Bild der offiziellen russischen Stellungnahme passt jedoch die Bitte des Gründers der Söldnertruppe „Wagner“, Jewgeni Prigoschin. Er rief den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu auf, doch selbst nach Bachmut zu kommen. Eine entsprechende Meldung wurde am Freitagmorgen von Prigoschins Pressedienst veröffentlicht.
„Angesichts der schwierigen Lage und Ihrer langjährigen Erfahrung im Kampfeinsatz bitte ich Sie, nach Bachmut zu kommen.“ Man könne dann dort die Situation unabhängig bewerten. Bereits seit geraumer Zeit klagt der Söldner-Chef über zunehmende Probleme durch fehlende Munition und Unterstützung. Seinen Angaben zufolge droht seinen Truppen durch die jüngsten Erfolge der Ukrainer an den Flanken die Einkesselung in Bachmut.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.