Claudia Winkler aus der Stadt Salzburg steht Kindern in ihren schwersten Momenten bei und schenkt ihnen mütterliche Liebe. Schon 43 Pflegekinder durften sie ihre „Mama“ nennen.
Nicht alle Kinder haben einen leichten Start ins Leben. Manche müssen schon gleich nach der Geburt ohne Eltern auskommen. Andere Familien geraten plötzlich in Notlagen und können auch für ältere Kinder nicht mehr ausreichend sorgen oder brauchen durch Krankheit vorübergehend Hilfe.
Vom schweren Start ist nicht geblieben
In solchen Fällen springt Claudia Winkler ein. Die 55-Jährige ist als Bereitschaftspflegemutter bei der Stadt Salzburg angestellt und versorgt derzeit zwei Kinder bei sich zuhause: Ein siebenjähriges Mädchen, „Janni“, (die Namen wurden von der Redaktion geändert) und einen erste dreieinhalb Monate alten Buben. „Der kleine Mario kam zwei Wochen nach der Geburt zu uns. Am Anfang war ich noch mit ihm im Krankenhaus. Jetzt geht es ihm gut“, erzählt Winkler, während sie den Buben auf seiner Spieldecke bespaßt. Mario lacht herzlich und unbeschwert. Dass er aus einer Krisensituation zu seiner Pflegemama kam, merkt man ihm nicht an.
„Ich verurteile niemanden, der sich nicht ausreichend um sein Kind kümmern kann. Ich bin froh darüber, dass Eltern diese nicht einfache Entscheidung treffen und sich Unterstützung holen“, sagt Winkler. Für sie ist es das 43. Pflegekind, dazu kommen zwei eigene, erwachsene Kinder.
Immer mehr Familien schlittern in Krisen
In den vergangenen Monaten ist der Bedarf an Pflegeplätzen gestiegen. „Momentan geben sich die Kinder die Klinke in die Hand“, sagt Winkler, die zwischenzeitlich sogar vier Kinder zu pflegen hatte. Seit 2019 ist sie beim Magistrat angestellt und bezieht zusätzlich zum Pflegegeld ein Fixgehalt. Eine weitere Stelle ist offen. Auch beim SOS Kinderdorf sind zwei Bereitschaftspflegeeltern fest angestellt, die Suche nach weiteren läuft. „Tatsächlich ist der Bedarf aktuell gestiegen, weil immer mehr Familien unter Druck geraten“, sagt Wolfgang Arming vom SOS Kinderdorf. Oft reiche eine einzige Zusatzbelastung wie Arbeitslosigkeit, Wohnungsverlust oder Krankheit, um das Gesamtgefüge zum Kippen zu bringen. „Oft stecken mangelnde Erziehungskompetenz, Erkrankungen, finanzielle Schwierigkeiten oder Sucht dahinter“, so Arming.
„Einfach mal Kind sein dürfen“
Für Wochen bis Monate werden die Pfleglinge von der Kinder- und Jugendhilfe – meist aus Notsituationen heraus – bei der Familie Winkler untergebracht und erfahren dort Liebe und Wärme, bis sie dann zurück zu den leiblichen Eltern zurück oder zu einer dauerhaften Pflegefamilie kommen. Die Entscheidung treffen Behörde, Pflegemutter und das Kind gemeinsam. „Die Kinder brauchen oft einfach nur Struktur. Ich merke wie sie es genießen, einfach mal Kind sein zu dürfen“, sagt Winkler. Groß ist die Freude etwa schon allein über frisch gewaschene Kleidung, ein Frühstück oder Hilfe bei den Hausaufgaben.
Zum Muttertag hat Winkler nur einen Wunsch: „Dass sich weitere Bereitschafts- oder Pflegeeltern finden, um den Kindern ein Zuhause zu geben.“
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