Gesperrte Spitalsbetten, offene ärztliche Stellen, Bedarf an Pflegepersonal und in der Verwaltung: In Österreichs Gesundheitssystem gibt es einen massiven Engpass. Um dem entgegenzuwirken, soll zukünftig die wöchentliche Ruhezeit für Spitalsbedienstete von derzeit 36 Stunden auf 24 Stunden reduziert werden. Doch die Ärztekammer übt bereits heftige Kritik daran.
Eine entsprechende gesetzliche Änderung hinsichtlich der Ruhezeit soll kommende Woche bei der Landesgesundheitsreferentenkonferenz im Burgenland mit einem Konsens auf Länderebene initiiert werden.
Ärztekammer: „Billiger Trick“
Die Ärztekammer übte am Freitag Kritik. „Die Bundesländer und ihre Spitalsträger wollen mit diesem billigen und leicht durchschaubaren Trick erreichen, dass jene Lücken in der Gesundheitsversorgung, für die die Politik selbst hauptverantwortlich ist, von jenen geschlossen werden, die ohnehin seit Jahren am Limit sind“, wurde Harald Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, in einer Medienmitteilung zitiert.
Wird die Reduzierung der Ruhezeiten durchgepeitscht, wird das zur Folge haben, dass noch mehr Ärzte aus Österreich vertrieben werden - dann brauchen wir uns über den Ärztemangel nicht wundern.
Aussendung der Österreichischen Ärztekammer
2775 Spitalsbetten in Österreich gesperrt
Österreichweit sind aktuell 2775 Spitalsbetten (Stand Mai 2023) gesperrt. Diese Zahlen präsentierten die GÖD-Gesundheitsgewerkschaft und younion am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien. Vorsitzender Reinhard Waldhör sprach von einem „Notstand“. Verschärft werde die Situation durch knapp 700 offene Stellen bei den Ärzten, hieß es. Zudem würden 2200 Pflegekräfte fehlen.
„Die hohe Arbeitsbelastung und der Mangel an medizinisch pflegerischem Personal hat dazu geführt, dass aktuell weit mehr Betten gesperrt sind, als es im AKH Wien mit 1732 gibt“, sagte Waldhör.
Die Zahlen beziehen sich laut GÖD auf alle länder- und gemeindegeführten Spitäler in Österreich (33.000 Betten). Österreichweit sind damit 8,41 Prozent der Betten gesperrt. Zahlen zu Sperren für die insgesamt laut Statistik Austria 61.927 Betten in 264 Krankenhäusern (Stand Ende 2021) liegen nicht vor.
Ministerium: „Lage ist bekannt“
Waldhör forderte einen Spitalsgipfel von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Das Ministerium stellte jedoch noch am Vormittag klar, dass es einen solchen Krisengipfel nicht geben werde. Die Lage sei selbstverständlich bekannt. „Gerade deswegen sind Reformen aktuell auch Gegenstand von Verhandlungen im Rahmen des Finanzausgleich. Daher braucht es aus Sicht des Gesundheitsministeriums keinen Spitalsgipfel“, hieß es. Man befinde sich ohnehin in laufendem Austausch mit den Ländern.
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