Donnerstagabend widmete sich die wichtigste Nachrichtensendung des Landes den Turbulenzen im Reich des Immobilienjongleurs René Benko und widmete sich der Frage: „Steckt der Konzern in einer Liquiditätskrise?“
Schon in der Anmoderation des Beitrags brachte „ZiB-2“-Moderator Martin Thür die Probleme auf den Punkt: „Er galt als praktisch unbesiegbarer Überflieger der Immobilienbranche, doch das weit verzweigte Firmengeflecht des Beton-Magnaten René Benko hat Risse bekommen. Vor allem der Ausflug in den stationären Handel in Deutschland läuft nicht so wie verhofft. Die Warenhauskette Galeria muss einen harten Sanierungskurs umsetzen und zum zweiten Mal ein Schutzschirmverfahren beantragen. Die Wirtschaftskrise könnte nun aber auch eine Reihe von Immobilienprojekten des Konzerns gefährden. Das Nachrichtenmagazin ‚Der Spiegel‘ stellt sich bereits die Frage, ob die Benko-Blase platzt.“
„Hat eine Menge Geld vom Staat bekommen“
Im ORF-Beitrag selbst wird ein deutscher Gewerkschafter deutlich: „Herr Benko hat eine Menge Geld vom Staat bekommen, also mit anderen Worten Steuergelder. Damit sollte das Kaufhaus gerettet werden. Es sollte investiert werden. Aber hier geht es dem Herrn Benko anscheinend nur um Finanzinteressen, um seine eigenen Interessen, aber nicht um die Interessen des Warenhauses (…)“ Zu diesen Vorwürfen ließ Signa verlauten: Signa habe „bis dato den Erhalt von Galeria Karstadt Kaufhof gesichert und viele hunderte Millionen Euro investiert (…) Ohne diese Beiträge wäre die Sanierung von Galeria gar nicht darstellbar.“
„… was ein ehrbarer Kaufmann nicht machen würde“
Doch Benko müsse sich laut ORF derzeit noch ganz anderen Herausforderungen widmen: Steigende Zinsen, steigende Baukosten und die Inflation würden sein Immobilienimperium vor neue Herausforderungen stellen. Und: „Das eingeübte Geschäftsmodell von Wertsteigerungen halten Experten für fragwürdig.“
Professor Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein erklärte in dem „ZiB-2“-Bericht wörtlich: „Wer Immobilien besitzt und diese Immobilienwerte in der Bilanz stehen hat, schreibt normalerweise Immobilien ab. Die werden abgeschrieben, das heißt: Die Werte der Immobilien werden immer weniger. Wenn man allerdings umgekehrt Wertsteigerungen, die auch schwankend sein können, in der Bilanz durch Zuschreibungen erhöht, dann ist das etwas, was ein ehrbarer Kaufmann wahrscheinlich nicht machen würde.“
Die Frage der Notverkäufe
Laut „Spiegel“ suche Benkos Gruppe dringend Käufer für mehr als ein Dutzend Gebäude. Die „ZiB 2“ fragte am Donnerstag: „Steckt der Konzern in einer Liquiditätskrise?“
Heinemann, der als einer der profiliertesten Handelsexperten im deutschsprachigen Raum gilt, sagte dazu dem ORF: „Das glaube ich. ‚Der Spiegel‘ schreibt nicht einfach irgendwas. Dann wird in der Tat irgendwann auch Liquiditätsnot entstehen und Notverkäufe gemacht werden müssen von Immobilien.“ Gegenüber dem ORF teilte Signa empört mit: „Diese Fragen gehen von kreditschädigenden, falschen Unterstellungen aus.“
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