Der Streit um die wirkungsvollsten Maßnahmen gegen Teuerung und Armut hat am Freitag zu einem Eklat im Parlament geführt. Mit Conny Bischofberger spricht Österreichs Top-Ökonom Gabriel Felbermayr über zahnlose Politik, zynische Bemerkungen und seinen größten Wunsch an die nächste Bundesregierung.
Freitagnachmittag im Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut, das mitten im Wiener „Arsenal“ liegt. Im Stiegenhaus mit den typischen Wandreliefs werden manchmal Krimis gedreht - wie kurioserweise schon im Kiel Institut für Weltwirtschaft, das Gabriel Felbermayr ab 2019 als Präsident leitete. „Es ist in einem alten ehemaligen Hotel untergebracht und der Bibliotheksbau dient im Kieler ‘Tatort‘ als Polizeistube.“
In seinem heutigen Büro spiegelt sich noch immer nordisches Flair. „Diese Gorch Fock haben mir meine Kollegen zum Abschied geschenkt“, erzählt der Wifo-Chef und zeigt auf die Miniatur des Segelschiffs der deutschen Marine. Manchmal, gesteht er, habe er noch Sehnsucht nach dem Meer. „Mein ehemaliges Institut lag direkt an der Förde, und abends ging man in den Sandhafen auf ein Fischbrötchen und ein Bier.“
Vom Tisch, der mit roten Äpfeln und Zimtschnecken vom Biobäcker gedeckt ist, überblickt er heute den militärischen Gebäudekomplex, in dem sich auch das Heeresgeschichtliche Museum befindet. Seit 2021 ist Felbermayr Wifo-Chef und Österreichs einflussreichster Ökonom.
Krone: Die Caritas hat das Land mit ihrem Armutsbericht aufgerüttelt. Immer mehr Familien können sich aufgrund der Teuerung kein warmes Essen mehr leisten. Was geht Ihnen da als Ökonom und Mensch durch den Kopf?
Gabriel Felbermayr: Man muss sich eigentlich schämen, denn wir gehören zu den reichsten Ländern der Welt. Der Ökonom fragt sich natürlich, wie es trotz unseres Sozialsystems, das eines der am besten ausgebauten der Welt ist, so weit kommen konnte? Und was jetzt passieren muss. Dass Menschen ihre Kinder nicht mehr gut versorgen können oder sich selbst nicht mehr ausgewogen ernähren können, das ist jedenfalls kein Zustand, der andauern darf.
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