Die Pläne für ein Asylheim in St. Veit ließen im Ort die Wogen hochgehen. Nun spricht eine Miteigentümerin des Hauses über Attacken mit Eiern und Eingeweiden, Anfeindungen, Drohungen und die Rolle des Bürgermeisters.
Frau P. wollte sich bisher nicht zum geplanten Asylheim in St. Veit äußern. Nun bricht die Miteigentümerin des alten Bauernhauses ihr Schweigen. Denn: „Die Leute sollen wissen, was man uns antut. Wie unzivilisiert und ausländerfeindlich hier agiert wird. Wir wollten nur Gutes tun.“
Als die Eigentümer Ende 2022 dem Land Salzburg ihr Haus als Unterkunft für ukrainische Familien angeboten hatten, konnte sie nicht ahnen, welche Dynamik sich in der 4000-Seelen-Gemeinde entwickeln würde. Denn: Später hieß es, dass zehn alleinstehende Männer einziehen würden. Frau P. und die anderen Besitzer akzeptierten, obwohl das nicht der ursprüngliche Wunsch gewesen ist. Sie wollten aber etwas für Menschen in Not tun. Schnell gab es erboste Anrufe. Dann landeten Eier auf dem künftigen Asylheim und dem Haus von Frau P’s Mutter. Dann fand P. ein Schweineherz in ihrem Garten – obwohl sie nicht im selben Ort wohnt. Am Grund ihrer Mutter lag ein Schweinefuß. Die Absperrung an der Zufahrt wurde zerstört.
Die Leute sollen wissen, was man uns antut. Wie unzivilisiert und ausländerfeindlich hier agiert wird. Wir wollten nur Gutes tun.
Inhaberin des Gebäudes
Doch damit nicht genug. „Ich hatte auch schon eine deutliche Drohung im Briefkasten“, so Frau P. Mündlich seien Sätze gefallen, wie: „Wenn die Asylanten wirklich einziehen, dann geht es erst richtig los.“ Mit Anfeindungen hätten sie und die anderen Eigentümer in ihrem Alltag ständig zu kämpfen. „Leute, die ich seit 35 Jahren kenne, mit denen es immer ein gutes Verhältnis gab, grüßen mich nun nicht mehr“, klagt Frau P.
Gar nicht recht war den Eigentümern die Protestaktion verärgerter Anrainer auf ihrem Grund. „Das ist eigentlich Besitzstörung. Und irgendwann müssen wir anfangen, uns zu wehren“, denken sie über rechtliche Mittel nach. Wegen der Attacken war die Pongauerin schon oft bei der Polizei. „Ich habe mich sogar bei den Beamten entschuldigt, weil es mir so unangenehm war.“
Harsche Kritik an der Rolle des Bürgermeisters
Kein gutes Haar lässt sie an Bürgermeister Manfred Brugger (ÖVP). Er hatte sich nicht nur öffentlich vehement gegen das Projekt ausgesprochen. Er stellte sich auch an die Spitze der Protestierenden und warf dem Land eine „rücksichtslose Vorgangsweise“ vor. Zudem kündigte er eine behördliche Überprüfung des Objektes an. Es sei aus seiner Sicht „nicht geeignet“ und „menschenunwürdig“. Frau P. weißt den Vorwurf zurück. Das Haus sei in gutem Zustand und bis vor Kurzem vermietet gewesen. Sie meint: „Eigentlich geht es den Bürgermeister nichts an, was wir mit unserer Liegenschaft machen. Er wiegelt aber die Anrainer auf.“
Brugger verurteilt auf Anfrage die Vorfälle. Für ihn sei aber auch klar: „Ich stelle mich vor meine Bürger und nicht vor zehn Flüchtlinge. Ob mit denen jemand Geld verdienen will, ist für mich sekundär.“
Kommentar: „Zum Fürchten“
Mag sein, dass es nicht angenehm ist, wenn zehn alleinstehende Asylwerber nebenan einziehen sollen. Die Sorge lässt sich nachvollziehen, der friedliche Protest gegen das Vorhaben sich verteidigen. Im Hinblick auf die Attacken und Anfeindungen, die Familie P. durchleben muss, drängt sich aber vor allem eine Frage auf: Wovor hat man eigentlich noch Angst, wenn man neben Menschen wohnt, die zu solchen Taten fähig sind? Davor sollte einem mehr grauen, als vor zehn Männern aus der Ferne. Nebenbei droht einem für derlei Aktionen selbst der Einzug in eine Männer-WG - hinter schwedischen Gardinen.
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