Ex-Skistar Philipp Schörghofer sprach mit der „Krone“ über lebensverändernde Ereignisse, seine Kinder und Internatsessen.
„Krone“: Herr Schörghofer, schön, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben. Sie haben sich für den „Sonnhof“ entschieden, sind Sie aus der Gegend?
Philipp Schörghofer: Nicht direkt, ich wohne 20 Minuten von St. Veit entfernt. Vitus Winkler, der den Sonnhof betreibt, und ich kennen uns schon seit wir Kinder waren. Eigentlich über unsere Väter. Umso faszinierender finde ich, was Vitus hier mit dem Sonnhof geschaffen hat. Jetzt freue ich mich schon auf das Fichten-Eis.
„Krone“: Klingt spannend! Gibt es was, das Sie gar nicht essen?
Philipp Schörghofer: Ich bin mit zehn Jahren ins Internat gekommen – von dem her esse ich alles. Nur Innereien nicht. Aber sonst bin ich recht unhaklich. Das freut vor allem meine Frau, denn ich darf immer vorkosten, wenn sie was Neues kocht (lacht).
„Krone“: Das kann ich mir vorstellen, dass das Internat Sie diesbezüglich geprägt hat.
Philipp Schörghofer: Es war schon eine coole Zeit auch, aber sicher nicht immer einfach. Am Anfang habe ich brutales Heimweh gehabt. Die Fahrt zur Skihauptschule nach Bad Gastein war immer die Hölle. Aber sobald ich dann mit den anderen Schülern zusammen war, hat das schon gepasst. Man lernt definitiv viel fürs Leben.
„Krone“: Ist zu dieser Zeit schon Ihr Wunsch entstanden, Skifahrer zu werden?
Philipp Schörghofer: Ja, obwohl ich schon als kleiner Bub zuhause im Skiclub Filzmoos sehr aktiv war und auch schon öfters Rennen gewonnen habe. So ist der Wunsch dann immer weiter gewachsen.
„Krone“: Also einen Plan B gab es gar nie?
Philipp Schörghofer: Natürlich haben meine Eltern schon gesagt, dass ich die Schule fertig machen muss und auch eine Ausbildung. Mein Vater und meine Mutter haben in Filzmoos ein Hotel gehabt. Da wäre es eigentlich naheliegend gewesen, dass ich auch im Tourismus arbeite. Mein Bruder ist auch tatsächlich Koch geworden, aber ich wollte Skifahren.
„Krone“: Sind Sie mit Ihrer Skirennläuferkarriere zufrieden?
Philipp Schörghofer: Man kann immer alles besser machen generell, aber ich bin schon zufrieden damit, wie’s gelaufen ist. Mehr ist halt nicht gegangen.
„Krone“: War das eine leichte Erkenntnis für Sie?
Philipp Schörghofer: Nein! Nur mit meiner heutigen Erfahrung würde ich schon einiges anders angehen.
„Krone“: Was zum Beispiel?
Philipp Schörghofer: Ich habe ziemlich früh sehr professionell meine Kondition trainiert. Es wäre besser gewesen, das Koordinative und das Spielerische mehr zu üben. Skifahren ist sehr komplex, da hätte das sicher nicht geschadet. Ich glaube auch, dass einige meiner Verletzungen auch daraus resultiert sind. Aber generell muss ich sagen, es war zu meiner Zeit schon ein brutaler Druck im Weltcup, weil damals viele gute Leute gefahren sind, wie Maier, Eberhardter, Raich.
Philipp Schörghofer wurde am 20. Jänner 1983 in Salzburg geboren und wuchs in Filzmoos auf. Während seiner Karriere gelang Schörghofer unter anderem ein Weltcupsieg und 2x Gold bei einer Ski-WM. Im Frühjahr 2019 verkündete er seinen Rücktritt vom Skirennsport. Seitdem baute er sich neue Karrieren auf, ist als Unternehmer, Kommentator, Moderator und Testimonial tätig. Schörghofer ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.
„Krone“: Sie haben Ihre Karriere 2019 beendet, gab es da einen Auslöser für diese Entscheidung?
Philipp Schörghofer: Ich bin eines Tages mit Rückenweh zum Arzt gefahren, wollte mir schnell nur eine Spritze vorm Rennen holen, aber der Arzt hat mich nicht mehr gehen lassen. Er hat einen Bandscheibenvorfall diagnostiziert, der schnellstens operiert werden musste. Vor dieser OP habe ich mich richtig angeschissen. Bis heute muss ich regelmäßig trainieren, weil ich die Muskeln als Stütze brauche. Wenn ich nicht trainiere, tut mir alles weh. Aber auch die Knieverletzungen waren nicht ohne. Ich musste deswegen öfters bei Rennen aussetzen und ein Sponsor ist abgesprungen. Das hat mich dann wiederum mental runtergezogen. Ich hatte zwischendurch sogar depressive Verstimmungen.
„Krone“: Heute haben Sie sich erfolgreiche neue Karrieren aufgebaut – Sie haben gemeinsam mit einem Partner eine Sportmanagement-Firma und sind Sportmoderator.
Philipp Schörghofer: Ja, das habe ich unter anderem mit Hilfe von einem Mental-Coach geschafft. Viele Sportler reden nicht gerne drüber, aber mir war eine Unterstützung schon während meiner Karriere wichtig. Allerdings merke ich erst jetzt, dass im Skisport eigentlich nur ein Sieg zählt. Früher als Athlet denkt man sich, ein sechster Platz ist doch auch was. Medial interessiert das überhaupt keinen. Das verursacht natürlich einen riesigen Druck. Da sehe ich eigentlich auch den Verband ein bisschen in der Pflicht, dass er die jungen und unerfahrenen Athleten dafür sensibilisiert und auf die Medien vorbereitet.
„Krone“: Apropos Nachwuchs: Sie sind zweifacher Papa. Welche Werte möchten Sie Ihren Kindern mitgeben?
Philipp Schörghofer: Ein großes Ziel von mir und meiner Frau ist, dass die beiden gerne rausgehen und sich bewegen. Sie müssen keinen Spitzensport machen, außer sie wollen das. Aber fit zu sein heißt auch gesund zu sein. Leider wird das heutzutage oft vernachlässigt. Und ansonsten wünsche ich mir, dass die beiden ihre Wege mit Zielstrebigkeit und Selbstbewusstsein gehen.
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