Einen großen Erfolg feierte die 641. Aufführung der imposanten - und noch immer zeitgemäßen - Margarete Wallmann „Tosca“ in der ausverkauften Staatsoper.
Die Attraktivität von Margarethe Wallmanns „Tosca“-Inszenierung ist seit 1958 ungebrochen. Einen zusätzlichen symbolischen Reiz erhält die Produktion durch die beeindruckende Anzahl namhafter Künstlerpersönlichkeiten, die in genau dieser Regie, in genau diesen Dekorationen und in genau diesen Kostümen in erinnerungswürdigen Vorstellungen vor das Wiener Publikum getreten sind. Die Galerie an herausragenden Interpretinnen und Interpreten wurde an diesem Abend fortgesetzt.
Ihre besondere Attraktivität bezog die Vorstellung durch die Mitwirkung von Piotr Beczała als Cavaradossi, Rollendebütantin Maria Agresta in der Titelrolle und Bryn Terfel als Baron Scarpia. Piotr Beczała ist eine Ausnahmeerscheinung: Schon in der ersten Arie, „Recomdita armonia“ sendete er prunkenden Spitzentöne in den Raum und ernteten enthusiastischen Beifall. Und solche Szenen wie „La vita mi costasse“ und „Vittoria!“ waren vokale Glücksmomente, wie man sie auf den Bühnen unserer Zeit nur in Ausnahmefällen erleben kann. Und im 3. Akt überraschte Beczała in der inbrünstig vorgetragenen Arie „E lucevan le stelle“ und dem zart intonierten „O dolce mani“ auch mit feinen lyrischen Valeurs.
Das sensationelle Niveau des Abends garantierten auch die beiden anderen Protagonisten, die dem Startenor durchaus ebenbürtig waren. Die italienische Sängerin Maria Agresta sang die Titelrolle mit üppiger, dunkel und reizvoll timbrierter Stimme, war daher eine ideale Partnerin zu dem gleichfalls dunkel getönten Tenor. Ihre leidenschaftlichen Ausbrüche und bestechenden Spitzentöne imponierten ebenso wie der berührende, innige Vortrag der großen Arie„Vissi d’arte, vissi d’amore…“. Dieses Bekenntnis zeichnete sie mit großer Ausdruckskraft die Verzweiflung dieser Figur, einer Künstlerin, die nur für ihre Kunst und die Liebe gelebt hat und nun in die Fänge des Machtmenschen geraten ist und gezwungen ist, ihren Geliebten zu verraten. Ihr Sopran klingt strahlend und leicht in der Höhe und warm in der Tiefe.
Bryn Terfel bot als Scarpia ein Charakterporträt von erschauern machender Intensität. Die Stimme des Baritons hat ausladendes, wuchtiges Format, was das „Te Deum“ zum gigantischen Kraftakt machte. Geradezu wollüstig wälzt er sich danach auf dem Boden im Vorgefühl seines nahenden Triumphes, Tosca zu gewinnen. Atemberaubend, gleich einem Krimi gesteigert, sind die Szene zwischen ihm, Cavaradossi und Tosca im 2. Akt - hier waren wahrhafte Singschauspieler am Werk.
Sie wurden getragen von Giampaolo Bisanti am Pult des hervorragend musizierenden Staatsopernorchesters, der Puccinis Komposition in all ihren Farben aufleuchten ließ. Da mangelte es nicht an geschärften Klangflächen, an dramatisch aufgepeitschtem Spiel, dem dann wieder spannende Zäsuren folgten. Aber man hörte auch viele mit feinem Pinselstrich aufgetragene Töne, wie in der Einleitung zum 3. Akt, welche gleichermaßen Kontrast und Balance zum expressiven Aufruhr der Musik garantierten. Die Aufführung war ein überzeugender Beweis für das hohe Repertoire-Niveau des Hauses am Ring und endete in stürmischer, anhaltender Begeisterung.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.