Der Tiroler Neos-Chef Dominik Oberhofer rastete jüngst im Tiroler Landtag aus: Postenschacher-Verdacht gegen die ÖVP und satte Gage für Parteigründer Matthias Strolz in Wien waren für ihn zu viel des Guten! Gemeinsam mit der Opposition kartet er beim Urlaub von Ex-ÖVP-Landesrat Johannes Tratter nach: Der Landesrechnungshof muss herhalten.
Zweimal musste Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann (ÖVP) im jüngsten Landtag mit einer Sitzungs-Unterbrechung drohen, so sehr hatten sich die Gemüter einiger Mandatare erhitzt. Es ging dabei – leider nicht – um die wirksame Eindämmung der Tiroler Strompreise, sondern um die Bestellung des Ex-Landesrates Johannes Tratter zum technischen Geschäftsführer bei der Neuen Heimat Tirol. Was wohl weit weniger Menschen direkt betrifft.
Wenn ich der Firmenchef wäre, ich wüsste nur zu gut, was zu tun wäre.
Wirtschafts-LR Mario Gerber
LH-Sprecher wies Falschmeldungen zurück
Besonders hervor tat sich dabei der Neos-Chef, der zeitweise so außer sich geraten war vor Zorn, dass er Fakten und Fiktion vermischte. Dominik Oberhofer spannte den Bogen zurück bis ins Jahr 2019 und ortete in Tirol denselben Postenschacher wie in der Ära Kurz. Namentlich brachte er die Bestellung des FPÖ-Kandidaten Peter Sidlo als Finanzvorstand der Casinos Austria ins Spiel, bei der dasselbe Personalbüro tätig gewesen sei wie jetzt bei Tratter. Der Sprecher von LH Anton Mattle sah sich hernach genötigt, die „Falschinformation“ richtigzustellen, das Büro habe Sidlo empfohlen. Er weise zudem die Vermischung auf das Schärfste zurück.
LR Gerber: „Wüsste, was zu tun wäre“
„Ich kann dem Firmenchef nur empfehlen, das Video dieser Landtagssitzung anzusehen“, zeigte sich Wirtschafts-LR Mario Gerber schockiert darüber, wie ein Unternehmen leichtfertig diskreditiert werde. Nachsatz: „Wenn ich der Firmenchef wäre, ich wüsste nur zu gut, was zu tun wäre“, spielte Gerber wohl auf eine Klage an.
Wiener Beratervertrag als No-Go
Doch das war nicht das einzige, bei dem Oberhofer übers Ziel hinausschoss. Mit deftigen Worten kritisierte er den 30.000-Euro-Beratervertrag seines Parteifreundes (!) Christoph Wiederkehr in Wien, den dieser mit Parteigründer Matthias Strolz abschloss. Auch kein Niemand in der Partei. Ein Anruf aus Wien war die Folge, gemunkelt wurde über eine einstündige Kopfwäsche durch Parteichefin Beate Meinl-Reisinger. Doch so schlimm war’s doch nicht, wie Oberhofer erläutert: „Mit Beate habe ich zuletzt vor 14 Tagen persönlich gesprochen“, sagt er.
Telefoniert habe er mit Wiederkehr: „Wir haben uns das ausdiskutiert.“ Die Optik finde er allerdings nach wie vor nicht die beste, auch wenn alles transparent vonstattengegangen sei. „Wir Neos haben einen anderen Anspruch. Gewisse Dinge müssen von vornherein ausgeschlossen werden, weil die Botschaft eine fälschliche sein könnte.“
Tiroler Opposition fährt schweres Geschütz auf
Ungleichbehandlung und Intransparenz bei der NHT-Bestellung von Ex-ÖVP-LR Tratter orten nicht nur die Neos, sondern auch die anderen drei Oppositionsparteien FPÖ, Grüne und Liste Fritz. Nachdem ihre Kritik am Bestellungsprozess bis dato die erhoffte Wirkung verfehlt hat, wird jetzt bei seinen 19 Wochen am Stück konsumierten Urlaub der Hebel angesetzt. Der Landesrechnungshof soll prüfen, ob das rechtens war. Wenn nicht, soll Tratter auf seinen NHT-Job verzichten.
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