Das Burgenland will bis 2030 klimaneutral werden. Der Fahrplan für das ambitionierte Ziel steht - die Maßnahmen betreffen fast alle Bereiche.
Schon 2013 war das Burgenland seiner Zeit voraus. Damals erreichte es die (rechnerische) Energieautarkie. Nun will man beim Klimaschutz Erster sein. 2030 soll das Bundesland bilanziell klimaneutral sein, zehn Jahre früher als der Bund. 120 Maßnahmen sollen die Vision Realität werden lassen. Einen wesentlichen Teil wird der weitere Ausbau erneuerbarer Energie ausmachen. Im Mittelburgenland soll die Wind- in Kombination mit der Sonnenkraft erweitert werden, im Norden soll die Sonnenenergie wachsen, erklärt Burgenland Energie-Vorstandsvorsitzender Stephan Sharma.
Keine Energie-Importe mehr
Schon bis Ende 2023 soll der Anteil der Energieimporte um zehn Prozent sinken. 2030 soll nichts mehr importiert werden. Wind, Sonne, Energiespeicher und Wasserstoff werden die Säulen der Versorgung sein. Eine wichtige Rolle werden Energiegemeinschaften spielen. Eine entscheidende Frage dabei sei, wie man Strom kleinteilig speichern könne, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Dazu wird im Juni in Schattendorf ein Versuch mit einem Speicher auf organischer Basis gestartet.
Freiwilligkeit und Anreize
Weiters sei geplant, die Bodenversiegelung zu reduzieren und die Entsiegelung zu fördern, sagt Doskozil. Wirtschaftsparks sollen in jedem Bezirk nur mehr an einem Standort errichtet werden, große Parks in einzelnen Gemeinden soll es nicht mehr geben. In der Landwirtschaft wird der Bio-Weg fortgesetzt. Die Aufforstungsprämie soll wieder ins Leben gerufen werden. Im Bereich des Verkehrs soll die E-Mobilität weiter wachsen, erklärt Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf. Bedeutet: Mehr Ladesäulen, mehr Anreize für den Umstieg, E-Busse bei Öffis. Die Sanierungsrate bei den Gebäuden soll steigen, Ölheizungen der Vergangenheit angehören. „Wir setzen auf Freiwilligkeit und Anreize“, so Eisenkopf. Das betont auch Doskozil: „Es wird nur gelingen, wenn man die Bevölkerung davon überzeugt, wenn man positive Anreize setzt, diese Schritte auch mitzugehen.“ In den Schulen soll Klimaschutz verstärkt thematisiert werden.
„Unser Geschäftsmodell ist tot“
Die Vision sei, dass jeder Strom und Wärme selbst produziere, meint Sharma. Für den Energiekonzern bedeutet das eine Umstellung. „Unser bisheriges Geschäftsmodell, Strom und Gas zu verkaufen, ist damit tot.“ 4,5 Milliarden Euro koste die Umstellung des Energiesystems, so der Vorsitzende. Die Summe amortisiere sich in neun Jahren.
Beispiel Neusiedler See
Wissenschaftlich begleitet werden soll die Umsetzung der Strategie unter anderem von Klimaforscherin und „Krone“-Kolumnistin Helga Kromp-Kolb. Österreich zähle derzeit in Sachen Klimaschutz nicht zu den Vorreitern, doch im Burgenland tue sich viel. Die nun präsentierte Klimastrategie sei wirklich bemerkenswert. Gerade das Burgenland bekomme die Folgen des Klimawandels deutlich zu spüren, etwa in Hinblick auf den Neusiedler See.
Konsequenzen für alle
Man müsse sich an diese Veränderungen anpassen, was Konsequenzen für die Landwirtschaft, aber auch für den Tourismus bedeute. „Diese Anpassung an diese Veränderungen wird nicht immer leicht sein. Es ist nicht ganz trivial, auf den größten See des Landes weitgehend zu verzichten.“ Die Hoffnung, dass sich der See mit einem regenstarken Jahr wieder erhole, werde sich nicht realisieren. Es brauche einige Jahr mit überdurchschnittlichem Niederschlag.
„Jeder muss Beitrag leisten“
Im Hinblick auf die Klimakrise sei es wichtig, bald zu handeln. Dazu müssten aber Bund, Land, Gemeinden, Bevölkerung, Wirtschaft und auch die Parteien gemeinsam an einem Strang ziehen. „Jeder muss einen Beitrag leisten, sonst werden wir das Problem nicht lösen“, so Kromp-Kolb.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.