Djaffar Shalchi und Marlene Engelhorn haben Millionenvermögen. Und sie finden: Ihr Reichtum ist nicht gerecht. In Wien brachten sie Argumente, warum es weltweite Vermögenssteuern braucht.
Das Wort „Selfmade-Millionär“ mag Investor Djaffar Shalchi nicht: Er selbst, als siebenjähriger iranischer Flüchtling von Dänemark aufgenommen, habe nur dank des dortigen Wohlfahrtssystems seinen Aufstieg schaffen können, betonte der Gründer von Millionaires for Humanity am Dienstag in Wien, wo er mit BASF-Erbin Marlene Engelhorn und dem arbeitnehmernahen Momentum-Institut auf weltweite Reichensteuern drängte.
„Steuern sind nichts Negatives“
„Armut ist die schlimmste Form von Gewalt“, zitierte Shalchi in einer Rede Mahatma Gandhi. Eine nur einprozentige Steuer auf die Großvermögen dieser Welt wäre „genug, um alle Probleme auf dieser Welt zu lösen“, ist er überzeugt. Steuern sind für Shalchi „nichts Negatives. Kaum wo sind sie so hoch wie in Skandinavien. Und trotzdem sind dort laut Untersuchungen die zufriedensten Menschen daheim“.
Wir könnten aus diesem Planeten ganz leicht ein Paradies machen.
Immobilien-Investor und Vermögenssteuer-Aktivist Djaffar Shalchi
Bild: Klemens Groh
Shalchi und Engelbrecht, ihrerseits mit der Plattform Tax Me Now aktiv, werben in ganz Europa mit dem Elefanten „TJ“ - für „Tax Justice“, also Steuergerechtigkeit - für ihr Anliegen. Im Englischen steht die Redewendung „ein Elefant im Raum“ für etwas, worüber man nicht reden will. Genau das sei aber nötig, betonten beide. Mit nur einem Prozent Steuer auf große Vermögen, so ist Shalchi überzeugt, „könnten wir aus diesem Planeten ganz leicht ein Paradies machen.“
Reiche Menschen zahlen nichts ein und profitieren von allem.
Millionenerbin und Vermögenssteuer-Aktivistin Marlene Engelhorn
Bild: Klemens Groh
Gerade in Österreich gebe es Handlungsbedarf, unterstrich Engelbrecht: 80 Prozent der Steuern kämen von Arbeit oder Konsum, und nur vier Prozent aus Vermögen - so wenig wie kaum sonst wo. Reiche Menschen würden quasi „nichts in das System einzahlen und von allem profitieren“. Momentum-Ökonom Mattias Muckenhuber assistierte mit Zahlen: Die 100 reichsten Familien in Österreich besäßen gleich viel wie die ärmeren 5,4 Millionen der Bevölkerung, rechnete er vor.
Immobilien-Vermögen als Sonderfall
Als Sonderfall der Verteilung von Reichtum in Österreich können Immobilien gelten. Ein Zehntel der Haushalte besitzt 79 Prozent der vermietbaren Immobilien - also abseits des eigenen Hauses oder der eigenen Wohnung - und profitiert damit in der aktuellen Situation doppelt. Nicht nur, dass dieses Vermögen steuerfrei weitergegeben wird - noch dazu stiegen die privaten Mieteinnahmen seit 2014 um 42 Prozent (Gemeindebauten und Genossenschaften: 28 Prozent).
„Armut abschaffen“
Eine einprozentige Steuer auf Großvermögen ab einer Million Euro in Österreich würde nach Schätzungen von Muckenhuber fünf Milliarden Euro bringen. Damit könne man in Österreich „die Armut abschaffen“. Deshalb, so Engelhorn, wolle man nun so lange für Vermögenssteuern werben, „bis es den Leuten so auf den Keks geht, dass sie wirklich umgesetzt werden“. Das habe jede Demokratie selbst in der Hand, ergänzte Shalchi. Er setzt seine Hoffnungen in „junge, demokratisch gewählte Kräfte, die die Parlamente aufmischen“.
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