Die Zwischenfälle mit verheerenden Folgen für die Patienten an der Innsbrucker Klinik häufen sich - wie mehrfach berichtet (siehe Infobox). Am Freitag starb nun erneut ein Kind: Ein dreijähriges Mädchen aus dem Tiroler Unterland wurde Mitte Oktober von den Eltern ins BKH Schwaz gebracht, weil es beim Spielen Klebstoff verschluckt hatte. Der Mund wurde ausgespült. Zur Sicherheit sollte es an der Klinik Innsbruck weiter untersucht werden.
Klinik-Betreiber erstattet Selbstanzeige
In Innsbruck nahm man laut ersten Informationen eine Magenspiegelung vor. Dabei lief etwas schief, das Mädchen verstarb an den Folgen. Ebenso wie bei der mittlerweile vierjährigen Nadina, die seit einer misslungenen Leistenbruchoperation im Jänner 2008 schwerbehindert ist, soll dabei das Narkosemittel Propofol verwendet worden sein.
Der Tiroler Krankenanstaltsträger Tilak, der auch die Klinik betreibt, hat indes Selbstanzeige erstattet. "Alle in die Behandlung eingebundenen Mitarbeiter sind zutiefst betroffen und sprechen den Eltern des Mädchens ihr aufrichtiges Beileid aus", betonte die Tilak in einer Stellungnahme. Alle Verantwortlichen würden derzeit mit Hochdruck daran, herauszufinden, was zu der drastischen Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Kindes geführt habe.
"Untersuchungen abwarten", ehe Konsequenzen folgen
Tilak-Sprecher Johannes Schwamberger sprach von Umständen, "die es den Ärzten unmöglich gemacht haben", dem Mädchen zu helfen. Bevor "alle notwendigen Konsequenzen" gezogen würden, wolle man "die Untersuchungen abwarten". Wie die Innsbrucker Staatsanwaltschaft bestätigte, wird nun auch eine Obduktion durchgeführt, Ermittlungen wurden aufgenommen.
Der Vorfall ist nicht der einzige, der Ermittler beschäftigt. Allein drei Fälle mit kleinen Patienten sorgen seit 2008 für Schlagzeilen. Erst kürzlich zog ein Fall sogar nach sich, dass die Staatsanwaltschaft in der Schuldfrage gegen die Tilak als Verband ermittelte - das gab es in Österreich davor erst ein einziges Mal.
Grüne: "Lange Kette von Fehlern und Versäumnissen"
Tirols Grüne forderten angesichts des tragischen Todesfalls eine systematische Änderung an der Innsbrucker Kinderklinik. Dieser jüngste Fall reihe sich in eine "inzwischen lange Kette von Fehlern und Versäumnissen", betonte Klubobmann und Landtagsabgeordneter Georg Willi am Sonntag: "Ich kann nicht mehr glauben, dass alles, was da passiert, schicksalhaft ist."
Natürlich habe die medizinische Kunst ihre Grenzen. Die untypische Häufung von tragisch endenden Behandlungsverläufen an der Innsbrucker Klinik, insbesondere an der Anästhesie, verlange jedoch nach Änderungen. Die Kinderklinik müsse mehr Personal bekommen und die Behandlungsabläufe verbessert werden. Die medizinische Qualität müsse auf "europäisches Spitzenniveau" angehoben werden. ÖVP-Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg sei laut Willi gefordert, "sofort alle Vorgänge an der Klinik zu überprüfen".
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