Am Sonntagabend staunten Passagiere eines ÖBB-Railjets nicht schlecht. Denn statt der Haltestellen-Durchsage tönten offenbar Teile einer Hitler-Rede aus den Lautsprechern. Nun hat sich ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä zu dem Vorfall geäußert und zutiefst schockiert gezeigt. Es seien sofort interne Ermittlungen aufgenommen worden, sicherte er zu.
Es sei ihm bewusst, dass der Vorfall „Verstörungen in der jüdischen Gemeinde“ hervorrufe und ein „schlechtes Licht auf die Bahn und das Land“ werfe, richtete Matthä in einem Brief an den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch.
„Antisemitismus und Hass haben bei den ÖBB keinen Platz - weder im Zug noch sonst irgendwo“, versichert er. Die Bahn werde alles tun, um den Fall aufzuklären und Maßnahmen zu setzen, die solche Vorfälle in Zukunft abwehren. Deutsch lud den ÖBB-Vorstand als Reaktion auf den Brief in die IKG ein.
Zwei Jugendliche verdächtig
Bei den Verdächtigen handle es sich laut Matthä um zwei Jugendliche, die den ÖBB bereits wegen unbefugten Betretens von Bahnanlagen bzw. Zügen oder des Tragens von ÖBB-Uniformteilen aufgefallen waren. Es werde davon ausgegangen, dass die Tatverdächtigen „aufgrund ihrer ‚Bahnaffinität‘ sehr gute Kenntnisse über Betriebsabläufe und auch technische Einrichtungen haben“.
Sie seien bereits von der Polizei kontaktiert und zur Vernehmung als Beschuldigte vorgeladen worden, der genaue Vernehmungszeitpunkt sei ihm nicht bekannt, schreibt der ÖBB-Chef. Ermittelt wird wegen Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz und störendem Verhalten sowie unbefugtem Betreten bestimmter Stellen von Eisenbahnanlagen.
Mehrere „Sieg Heil-Rufe“
Der Vorfall passierte in einem Railjet, der von Bregenz nach Wien unterwegs war. Im Zug waren Ausschnitte aus einer historischen Aufnahme einer Hitler-Rede zu hören. Danach folgten mehrere „Sieg Heil“-Rufe. Die Einspielungen erfolgten laut Bahn direkt im Zug über die Sprechstellen. Insgesamt drei Fälle, in denen die Lautsprecher „gekapert“ wurden, sind bei den ÖBB bekannt. Die ersten beiden Vorfälle gab es in der Vorwoche, immer auf der Strecke zwischen St. Pölten und Wien, sagte ein ÖBB-Sprecher.
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