Fehler bei Auszählung?
Erdogan-Gegner orten Tausende Unregelmäßigkeiten
Mehrere türkische Oppositionelle haben Einspruch gegen das Wahlergebnis vom Wochenende erhoben. Die eigenen Protokolle würden nicht mit den offiziellen Daten übereinstimmen, so die Argumentation. Auch in kurdischen Hochburgen soll es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein.
Die Parlaments- und Präsidentenwahl in der Türkei sorgt weiter für Wirbel. Die Opposition beklagt Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung. „Wir gehen jeder Stimme nach, auch wenn sie das Gesamtergebnis nicht ändern“, sagte der Vize-Vorsitzende der größten Oppositionspartei CHP, Muharrem Erkek am Mittwoch.
In mehr als 7000 Fällen stimmten die Protokolle der CHP nicht mit den bei der Wahlbehörde eingegebenen Daten überein, so Erkek. Die Partei hätte nun Einspruch erhoben.
Bei der Parlamentswahl seien Unregelmäßigkeiten an 4825 Urnen festgestellt worden - zum Nachteil der CHP und ihrem Bündnispartner Iyi-Partei. Bei der Präsidentenwahl gebe es Unregelmäßigkeiten an 2269 Wahlurnen. Die prokurdische Oppositionspartei HDP hatte am Dienstag Einspruch erhoben. Mehr als 2000 Stimmen seien in ihren Hochburgen fälschlicherweise dem Regierungsbündnis zugeschrieben worden, so die Partei.
Stichwahl am 28. Mai
Bei der Präsidentenwahl in der Türkei am Sonntag hatte Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan zwar die meisten Stimmen erhalten, verpasste aber die absolute Mehrheit knapp. Er muss nun am 28. Mai gegen den Zweitplatzierten, Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu, in einer Stichwahl antreten (siehe Grafik unten).
„Wir werden, so Gott will, einen historischen Erfolg erzielen“, twitterte Erdogan am Dienstag. Sein Widersacher Kılıçdaroğlu sieht das naturgemäß etwas anders: „In diesem Land sind mehr Menschen für Veränderung als jene, die keine wollen“, twitterte er. „Aber es ist auch klar, dass wir diejenigen sind, die viel härter kämpfen müssen, um so eine rücksichtslose Regierung loszuwerden.“ Im Parlament sind die Kräfte hingegen deutlich verteilt. Das Regierungsbündnis Erdogans konnte vorläufigen Daten zufolge die Mehrheit halten (siehe Grafik unten).
Erdogan im Ausland deutlich stärker
Internationale Wahlbeobachter bemängelten einen unfairen Wahlkampf und mangelnde Transparenz bei der Abstimmung. Insgesamt waren bei der Wahl am Sonntag rund 64 Millionen Menschen zur Stimmabgabe aufgerufen, davon rund 3,4 Millionen im Ausland, wo Erdogan deutlich vorne lag. Es gab rund 200.000 Wahlurnen.
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