Das gegenwärtige Wetter lässt anderes vermuten, aber: Mit größter Wahrscheinlichkeit werden die Jahre 2023 bis 2027 nach Angaben der Vereinten Nationen die wärmsten fünf Jahre aller Zeiten sein.
„Es besteht eine 98-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eines der nächsten fünf Jahre sowie der gesamte Fünfjahreszeitraum der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird“, erklärte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Mittwoch.
El Niño kommt bald zurück
Die globalen Temperaturen könnten demnach schon bald das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens überschreiten. Die wärmsten acht Jahre, die jemals aufgezeichnet wurden, lagen alle zwischen 2015 und 2022. Laut der Prognose der WMO werden die Temperaturen aber noch weiter ansteigen. Sie machte dafür neben dem Klimawandel auch das Wetterphänomen El Niño verantwortlich, mit dessen Rückkehr sie in den kommenden Monaten rechnet.
El Niño tritt alle zwei bis sieben Jahre auf und kann die globalen Temperaturen zusätzlich erhöhen. Das Wetterphänomen zeichnet sich durch eine Erwärmung des Oberflächenwassers im Pazifischen Ozean aus. Meist führt es zu starker Trockenheit in Australien, Indonesien und Teilen Südasiens, während es in einigen Regionen Afrikas und Südamerikas, im Süden der USA und in Zentralasien für stärkere Niederschläge sorgt. El Niño war zuletzt in den Jahren 2018 und 2019 aufgetreten.
El Niño und das Gegenstück La Niña begünstigen Extremwetter in vielen Weltregionen. Während El Niño die globale Durchschnittstemperatur in die Höhe treibt, hat La Niña einen kühlenden Effekt hat. Sie tauchen abwechselnd alle paar Jahre auf.
Bereits um 1,1 Grad wärmer
Um einen Klimawandel mit katastrophalen Folgen abzuwenden, hatte die Weltgemeinschaft 2015 im Pariser Klimaabkommen vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Durch den Treibhausgas-Ausstoß der Menschheit, insbesondere durch die Nutzung fossiler Energieträger wie Erdöl und Erdgas, hat sich die Erde bereits um über 1,1 Grad erwärmt.
Gemeinsam mit El Niño dürfte der von Menschen verursachte Klimawandel „die globalen Temperaturen in ungeahnte Höhen treiben“, erklärte der Finne. Dies werde „weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit, die Ernährungssicherheit, die Wasserwirtschaft und die Umwelt“ haben. „Wir müssen darauf vorbereitet sein.“
Südeuropa bereitet sich auf extreme Dürre vor
Wissenschafter warnen indes für die nächsten Monate vor einer noch katastrophaleren Dürre in Europa als im vergangenen Jahr. Damals hatte der heißeste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen laut Forschern die schlimmste Trockenheit seit mindestens 500 Jahren auf dem Kontinent ausgelöst.
Vor allem in Südeuropa fürchten Landwirte wegen steigender Temperaturen und Wasserknappheit 2023 die schlechtesten Ernten und Erträge seit Jahrzehnten. Das könnte die Nahrungsmittelpreise weiter in die Höhe treiben, befürchtet die EU-Kommission. „Die Dürresituation wird sich in diesem Sommer noch verschlimmern“, warnt Jorge Olcina, Geografieprofessor an der Universität von Alicante. Es gebe kaum eine Chance, dass das bereits bestehende Regendefizit zu dieser Jahreszeit noch behoben werden könne.
In Spanien, wo bis April weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Niederschlags gefallen ist, sind aktuell Tausende Menschen auf die Lieferung von Trinkwasser per Lastwagen angewiesen. Einige Landwirte meldeten nach Verbandsangaben bereits Ernteeinbußen von bis zu 80 Prozent, wobei vor allem Getreide und Ölsaaten betroffen waren
Die EU-Kommission behält die Situation in dem Land, das für die Hälfte der Olivenproduktion und ein Drittel der Obstproduktion innerhalb der EU verantwortlich ist, nach eigenen Angaben genau im Blick. „Die schwere Dürre in Südeuropa ist besonders besorgniserregend, nicht nur für die Landwirte dort, sondern auch, weil sie die bereits sehr hohen Verbraucherpreise in die Höhe treiben kann“, sagt Kommissionssprecherin Miriam Garcia Ferrer.
Prognosen der Forscher bewahrheiten sich
Häufigere und schwerwiegendere Dürren im Mittelmeerraum, wo die Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad Celsius höher liegt als vor 150 Jahren, entsprechen den Prognosen der Wissenschaftler. „Die Folgen des Klimawandels vor Ort entsprechen genau dem, was wir erwartet haben“, sagt Hayley Fowler, Professorin und Klimaforscherin an der Universität Newcastle. Trotz dieser Prognosen bleiben Maßnahmen zur Bekämpfung der Dürre vor Ort weitgehend aus.
„Die Regierungen sind spät dran. Die Unternehmen sind spät dran“, sagt Robert Vautard, Klimawissenschaftler und Direktor des französischen Pierre-Simon Laplace Instituts. So müssten viele landwirtschaftliche Regionen noch wassersparende Methoden einführen oder auf resistentere Landbaukulturen umstellen. „Einige Unternehmen denken nicht einmal daran, ihr Modell zu ändern. Sie sind nur damit beschäftigt, irgendwelche Wundertechnologien zu finden, die Wasser hervorzaubern.“
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