Kampf der Giganten in Tirol: Der mächtige Tiroler Arbeiterkammer-Präsident Erwin Zangerl legt sich mit dem Landesenergieversorger Tiwag wegen dessen Preispolitik an. Dass nächstes Jahr AK-Wahlen anstehen, dürfte nur einer der Gründe sein!
Spartanisch eingerichtet ist das Büro des Tiroler AK-Präsidenten im zweiten des vierstöckigen Gebäudes: Schreibtisch, kleine lederbezogene Sitzbank mit Tisch, Fernseher, ein Bild und eine Aussicht auf die Alte Post und das Landesgericht.
„Krone“: Herr Präsident, wir wollen mit einer – zugegeben etwas provokanten – Frage beginnen: Sehen Sie sich als moderner „Robin Hood“, der den reichen Energiekonzernen nimmt und den ausgebeuteten Tirolern gibt?
Erwin Zangerl: Nein. Ich bin kein „Robin Hood“. Ich orientiere mich ausschließlich an Zahlen, Daten und Fakten. Diese sprechen eine deutliche Sprache – gegen die Energieproduzenten. Und die Energie ist nun mal einer der Haupttreiber der Teuerung. Einmal zahlt man für den Strom mehr, dann in der Bäckerei für die Semmel. Wasser gehört Land und Leuten, die Produktionseinrichtungen dem Land und den Gemeinden, aber insgesamt auch wieder Land und Leuten. Da verstehen die Menschen nicht, dass jetzt in einer schwierigen Situation der Preis in die Höhe getrieben wird. Die Eigenproduktion in Tirol ist ja nachweislich vorhanden. Die Erzeuger werben ja auch damit. Und die Leute fragen sich: Ja wo ist denn der Strom dann? Der Verdacht liegt nahe, dass der irgendwohin ins Ausland verschwindet und dann wieder zugekauft werden muss zu einem Preis X, den man dann wieder jenen verrechnet, die den Strom brauchen – nämlich den Haushalten.
Das kann doch beim besten Willen nicht sein, dass man aus dem Strompreis de facto eine Steuer macht!
AK-Präsident Erwin Zangerl
Aber Tirol hat auch nach der geplanten Erhöhung im österreichweiten Vergleich einen günstigen Tarif. Sagt zumindest die Tiwag.
Das habe ich auch jahrzehntelang geglaubt. Jetzt stellt sich heraus, dass auch dieser billigste Strom von den Kunden überzahlt wurde. Weil man könnte alle Haushaltskunden mit den Laufkraftwerken versorgen, zumindest neun Monate im Jahr. Nach meinen Informationen kostet die Produktion bei den Laufkraftwerken drei bis vier Cent, also weniger als ein Viertel des derzeitigen Tarifs. Jetzt lesen wir im „Krone“-Interview mit LH Mattle, dass 130 Millionen Dividende ans Land fließen, damit wird Gesundheit, Bildung und mehr bezahlt. Und zwar von den Tiwag-Kunden, und zwar ausschließlich von diesen. Das kann doch beim besten Willen nicht sein, dass man aus dem Strompreis de facto eine Steuer macht! Denn im Endeffekt ist es derzeit eine Steuer zum Decken von irgendwelchen Ausgaben.
Sie fordern damit nicht weniger als eine Neuaufstellung der Tiroler Energiewirtschaft, die im europäischen Verbund eingebettet ist.
Die Problematik besteht ja darin, dass die Stromanbieter die Transparenz deswegen verweigern, weil man dann draufkommen könnte, dass der komplette Strom verkauft wird. Und zwar nicht nur Spitzenstrom. Und dann müssen wir wieder Strom zurückkaufen, der aber nicht aus erneuerbaren Quellen kommt. Deswegen bringen wir zur Vollversammlung einen Antrag ein, dass die Tiwag-Satzung geändert wird. Derzeit wird mit keinem Wort die Versorgung der Tiroler Bevölkerung mit Energie als Aufgabe erwähnt. Als ich bei der jüngsten Sitzung mit Tiwag und Land darauf aufmerksam gemacht habe, antwortete der Tiwag-Vorsitzende, wir sind eine Aktiengesellschaft und nur dem Gewinn verpflichtet. Da bin ich aufgestanden.
Was empfiehlt der AK-Präsident den Tausenden Tiroler Haushalten, die den Tiwag-Brief noch nicht unterschrieben haben?
Unterschreiben, was bleibt denn anderes übrig? Die Tiwag wählt eine Vorgangsweise unter dem Motto „Friss’ oder stirb.“ Der Bonus ist ein Lockangebot. Wir werden beginnend mit der ersten Klage auch noch weitere Auseinandersetzungen führen und zeigen, dass die Erhöhungen gar nicht zulässig waren. Unser Gutachten dazu hat die Büchse der Pandora geöffnet, das ist gar keine Frage. Das ist für keinen lustig, auch nicht für uns.
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