'Hat nichts gebracht'

Das wurde aus dem sechsmilliardsten Baby der Welt

Ausland
31.10.2011 11:39
Bei der Geburt des sechsmilliardsten Menschen war das internationale Interesse groß, rund zwölf Jahre später ist jedoch nichts mehr davon übrig: Im Oktober 1999 in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo ließ es sich selbst UN-Generalsekretär Kofi Annan nicht nehmen, unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen den neugeborenen Adnan Mevic auf den Arm zu nehmen. Heute lebt der bosnische Bub mit seinen Eltern, die von den Vereinten Nationen bitter enttäuscht sind, in der Stadt Visoko in bitterer Armut.

"Das hat uns nichts gebracht", sagen Adnan und seine Eltern. Zwar hat der Bub mit dem Faible für Geografie zur Geburt eine UN-Silberplakette bekommen, Vater Jasmin erklärt aber: "Das bedeutet uns wenig, denn die kann man nicht essen." 

Der 48-jährige ehemalige Kino-Hausmeister liegt erkrankt an Krebs und mit künstlichem Darmausgang auf dem Sofa in der kleinen Wohnung direkt unterm Dach. Mutter Fatima ist als Textilarbeiterin arbeitslos. Umgerechnet 750 Euro bräuchte die Familie nach eigenen Angaben zum Leben. Sie haben aber nur 350 Euro zur Verfügung, darunter auch 100 Euro, die dem "Weltehrenbürger" jedes Monat von der Stadt Sarajevo überwiesen werden.

"Uns interessiert nur unser Überleben"
Der Vater kritisiert die internationale Staatengemeinschaft jedenfalls scharf und bringt sie direkt mit der aussichtslosen Situation der Familie in Zusammenhang: "Mit der UNO sind wir völlig unzufrieden. Wenn man sich überhaupt nicht kümmert, braucht man auch nicht so viel Show bei der Geburt zu machen." "Uns interessiert nur unser Überleben", ergänzt seine Frau.

In den Wochen vor der Geburt des siebenmilliardsten Menschen am 31. Oktober 2011 (siehe auch Infobox) war der Rummel nun natürlich wieder groß. Journalisten gaben sich in den vergangenen Wochen die Klinke in die Hand. Die Mutter ging in dieser Zeit dazu über, von den Reportern aus aller Welt, die ihre kleine Wohnung regelrecht besetzt hielten, Geld zu verlangen. "Damit können wir Adnan wenigstens Schuhe und Kleidung kaufen", sagt die 40-Jährige zur Begründung.

"Will doch nur ein ganz normaler Bub sein"
Ihrem Sohn ist der ganze Wirbel ein wenig peinlich: "Ich will doch nur ein ganz normaler Bub sein." Jedenfalls gilt er bei seinen Freunden beim Straßenfußball viel mehr als guter Torwart denn als ein berühmter Erdenbürger.

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