Bei prachtvollem Herbstwetter traf der Konvoi der 150-köpfigen chinesischen Delegation in Begleitung von Bundespräsident Heinz Fischer, seiner Frau Margit und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller um 10.30 Uhr bei der Schiffsanlegestelle in St. Gilgen am Wolfgangsee ein. Schon vor der Ankunft stimmten 100 Chinesen, die in Salzburg leben, Volkslieder aus ihrer Heimat an.
Begrüßt wurden die Staatsgäste von Bürgermeister Otto Kloiber. Der Empfang in St. Gilgen dauerte nur wenige Minuten und verlief ohne Zwischenfälle. 50 Mitglieder der Trachtenmusikkapelle Fuschl spielten auf, Prangerstutzenschützen gaben Salutschüsse ab.
Hu Jintao schrieb sich in ein "Gedenkbuch" ein, in das sich schon sein Vorgänger sowie zahlreiche Staatspräsidenten aus Deutschland und Österreich und Repräsentanten fast aller Königshäuser Europas verewigt hatten. Die chinesischen Zaungäste hießen ihren Präsidenten mit Plakaten "Herzlich willkommen". Und Tourismusobmann Franz Mayrhofer freute sich, dass "Leute mit Rang und Namen an den Wolfgangsee kommen".
Nachdem Ortschef Kloiber dem Staatschef einen Geschenkkorb mit zwei Schnapsflaschen der Brennerei "Primushäusl", "Fürst"-Mozartkugeln, "Mozarts Reisetorte" der Konditorei Dallmann und einem Buch über St. Gilgen überreicht hatte, stieg der Tross auf zwei Schiffe und setzte ins oberösterreichische St. Wolfgang über. Dort wurden die Gäste von Bürgermeister Johannes Peinsteiner und dem oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer empfangen. Eine Kindergruppe zeigte eine Tanzvorführung.
Lautstarker Protest bei Ankunft in der Stadt Salzburg
Am Nachmittag besuchte Hu Jintao Mozarts Wohnhaus in der Stadt Salzburg, begleitet von lautstarken Protesten von Exil-Tibetern, Sympathisanten und Anhängern der in China verbotenen Religionsgemeinschaft "Falun Gong". Die rund 100 Demonstranten verließen ihre zugewiesenen Standorte und rückten in Richtung Makartplatz vor, wo sie von Sperrgittern und einem Großaufgebot an Sicherheitskräften am Betreten des Platzes gehindert wurden.
Während die Aktivisten im Freien unzählige Male die Forderung "Freies Tibet" skandierten, herrschte in Mozarts Wohnhaus festliche Konzertatmosphäre. Unter der Leitung von "Hausherr" Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident der Internationalen Stiftung Mozarteum, gab es Melodien aus der Mozart-Oper "Zauberflöte" zu hören, die erst achtjährige Salzburgerin Emma spielte dazu auf Mozarts Kindergeige.
Geschenke auch von Bürgermeister und Landeshauptfrau
Am Abend stand noch ein Fototermin und ein Abendessen in der Alten Residenz mit den beiden Präsidentenpaaren sowie Landeshauptfrau Burgstaller und Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden auf dem Programm. Dort wurde dem chinesischen Staatschef ein "Habsburger Anzug" überreicht - als Gastgeschenk des Bürgermeisters von St. Wolfgang. Burgstaller schenkte der Frau des Präsidenten, Liu Yongqing, ein Salzburger Dirndlkleid, hergestellt von Trachtenmoden Lanz.
Am Mittwochvormittag reiste der chinesische Staatschef schließlich zum Gipfeltreffen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer ins französische Cannes weiter.
Im Flugzeug nach Salzburg "Sissi" angeschaut
Hu Jintao war am Montagabend mit seiner Frau Liu Yongqing und einer Wirtschaftsdelegation bei Nebel in Salzburg gelandet. Anschließend fuhren die Gäste in einem Konvoi aus 60 Fahrzeugen ins rund 30 Kilometer entfernte Hotel Schloss Fuschl, wo der Präsident samt der Entourage bis zu seiner Abreise einquartiert war. Hoteldirektor Wolfgang M. Greiner überreichte dem Präsidentenpaar Blumen, die Gastgeschenke - eine "Schloss-Fuschl-Torte" gefüllt mit Champagner-Trüffel-Creme und "Sissipralinen" aus der hauseigenen Patisserie - sollten den Aufenthalt versüßen.
Während des Fluges nach Salzburg soll sich Hu Jintao einen Teil des berühmten "Sissi"-Films mit Romy Schneider in der Hauptrolle angesehen und sich so auf das Schloss Fuschl eingestimmt haben, das ein Schauplatz des Films war. Auch wenn das Hotel auf eine langjährige Tradition von Staatsgästen zurückblicke - in den 1970er-Jahren habe hier der damalige ägyptische Präsident Anwar Saddat residiert - "ist es eine besondere Ehre, wenn einer der mächtigsten Männer der Welt in unser kleines Schloss kommt", sagte der Hoteldirektor.
2006 hat das Hotel die Sicherheitsstandards erhöht. Die Bilder des chinesischen Staatsfernsehen, das Hu Jintao beim Sightseeing begleitet, würden Millionen von Menschen in China sehen, sagte Greiner. Er erhofft sich einen enormen Werbeeffekt für die gesamte Region.
Zwischenfall mit Tibetern nach Ankunft im Hotel
Bereits kurz nach der Ankunft des chinesischen Präsidenten im Hotel kam es während einer Demonstration der Tibetgemeinschaft Österreich an der Wolfgangsee-Straße zu einem Zwischenfall. Sechs Personen, die aus Nepal und China stammen, hätten sich aggressiv verhalten, sagte Polizeisprecher Anton Schentz. Ein mysteriöser Koffer eines 33-jährigen anerkannten Asylwerbers aus Nepal sorgte dann für kurze Aufregung. Darin befand sich ein verschnürtes Paket, das sich bei einer ersten Untersuchung als harmlos herausstellte. Der amtsbekannte Mann habe die Polizisten attackiert, er wurde "mit Körperkraft" entfernt. Verletzt wurde laut Polizei aber niemand.
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