Sexualstraftaten offenbaren menschliche Abscheulichkeit: Für Ermittler zählen nur die Opfer: „Ihr Dank ist unser größter Lohn.“ Die „Krone“-Serie gibt Einblicke in die Arbeit des Landeskriminalamtes Niederösterreich. Diesmal berichten Ermittler über immer neue Herausforderungen im Bereich der Sexualverbrechen.
Das Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung ertönt die Stimme eines zehnjährigen Mädchens: „Mein Papa hatte heute Verhandlung. Er hat für das, was er mir angetan hat, zehn Jahre bekommen. Danke für Ihre Hilfe!“ Für Momente wie diesen setzt Eric Egretzberger alle Hebel in Bewegung. Der Leiter des Ermittlungsbereiches Sexualdelikte im Landeskriminalamt blickt tagtäglich in die Tiefen menschlicher Abgründe – jene von Sexualstraftätern: „Es ist unfassbar, was Menschen machen oder auch aushalten“, stößt der Kriminalist im Zuge von Ermittlungen an seine Grenzen.
Gerade wenn es Kinder sind, die zum Opfer sexuellen Missbrauchs werden. Jeder einzelne Fall ist aufreibend. „Wir glauben immer, was wir hören!“, so sein Credo.
Mit Fingerspitzengefühl und Empathie
Die Täter sind meist im Verwandten- oder Bekanntenkreis zu finden. Die Ermittler sehen sich dabei mit den abscheulichsten Geschichten konfrontiert. Die Opfer trauen sich oft aus Scham nicht, über das Erlebte zu sprechen. „Hier braucht es viel Fingerspitzengefühl und Empathie“, so der Chefinspektor. Wenn die Täter am Ende hinter Gittern landen, hat sich die Arbeit für Egretzberger und sein Team gelohnt.
Denn allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der angezeigten Straftaten verdoppelt. So hat in Zeiten der Pandemie vor allem der Online-Kindesmissbrauch massiv zugenommen. Aber auch bei den Anzeigen wegen Vergewaltigung gab es laut Kriminalstatistik 2022 einen Anstieg um rund 30 Prozent. Der Unbekannte, der Frauen nachts ins Gebüsch zerrt, sei aber die Ausnahme.
Aufklärungsquote bei 80 Prozent
Vor einigen Jahren gab es einen Fall, der Egretzberger bis heute in Erinnerung blieb: Eine junge Frau wurde an einem Badeteich im Waldviertel entführt, mehrfach missbraucht und in einer Kiste in Todesangst gefangen gehalten. „So etwas löst in der Bevölkerung natürlich Angst und Schrecken aus. Es ist uns gelungen, den Täter rasch auszuforschen. Er wurde mittlerweile verurteilt“, so der erfahrene Fahnder.
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