Für einige Almbauern im Tiroler Außerfern ist die diesjährige Almsaison schon wieder beendet - nach nicht einmal 14 Tagen! 750 Tiere wurden von den Almweiden geholt. Grund sind Wolf und Bär, die sich in dem Gebiet herumtreiben und schon 15 Schafe getötet haben. Die Aufregung, aber auch die Verunsicherung ist groß!
Osttirol, Ötztal und nun auch das Außerfern sind derzeit die Hotspots von Wolf, Bär und Goldschakal. Im Bezirk Reutte fotografierten Jäger Abdrücke von Bärentatzen im Schnee. Die Bilder verbreiten sich in Windeseile im Netz. Bauern holten nach 15 Rissen 750 Schafe vom Schwarzwasser im Lechtal, davon kamen 200 aus dem Unterland. Der Ausflug auf die vermeintlich sichere Alm hätte sie vor Angriffen Zuhause schützen sollen.
Schlimmer hätte die Almsaison nicht starten können.
Tirols Landwirtschaftskammer-Präsident und Nationalrat Josef Hechenberger
Bild: Die Fotografen
„Jetzt muss schnell gehandelt werden“
„Schlimmer hätte die Almsaison nicht starten können“, sagt Tirols LK-Präsident Josef Hechenberger: „Dass es in vielen Bezirken schon zu Rissen gekommen ist, bestätigt die Brisanz der Situation. Jetzt muss schnell gehandelt werden, bei der Beprobung, bei der Auswertung und beim Abschuss.“
Das Land setzte am Freitag die zweite Abschussverordnung nach Osttirol in Kraft. Sie gilt für einen Wolf im Gemeindegebiet von Umhausen im Ötztal. In 45 Jagdgebieten im Umkreis von zehn Kilometern kann in den nächsten acht Wochen ein Wolf erlegt werden. „Das zeigt, dass wir – wenn auch unser ganzheitliches Ziel die Senkung des Schutzstatus des Wolfs bleibt –, sobald es uns möglich ist, eingreifen“, sagt LHStv. Josef Geisler (ÖVP).
Wenn unsere Almen nicht mehr beweidet werden können, leidet nicht nur die Landwirtschaft darunter, sondern auch der Tourismus und die Freizeitwirtschaft. Vielen ist noch immer nicht klar, was für uns alle auf dem Spiel steht.
Tirols Landwirtschaftskammer-Präsident und Nationalrat Josef Hechenberger
„Das muss rausgehen wie ein Strafzettel“
Dasselbe dürfte im Außerfern bevorstehen, auch hier handle es sich laut Definition um einen Schadwolf. „Immer mehr Almauftriebe werden abgesagt bzw. gestoppt“, sagt Stefan Brugger von der Weidezone Tirol, einem Zusammenschluss von Tausenden Schafbauern im ganzen Land. Wünschenswert wäre eine noch schnellere Abschussverordnung. „Riss, Begutachtung, Verordnung: Das muss rausgehen wie ein Strafzettel“, sagt Brugger. „Wobei zwei Tage schon sehr gut sind.“
„Für Tiere zu gefährlich, für Wanderer nicht?“
Er warnt vor massiven Imageschäden im Tourismus: „Wir ziehen uns wegen der Gefahr mit unseren Tieren von den Almen zurück, aber die Gäste mit ihren Schoßhündchen lassen wir hinauf? Wenn Almen nicht mehr bewirtschaftet werden, fangen die Probleme erst richtig an.“
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