Laut britischen Geheimdiensten hat Russland seine Truppen im Kampf um die Stadt Bachmut verstärkt. Damit könnte auf taktische Geländegewinne des ukrainischen Militärs sowie auf öffentliche Drohungen der Söldnergruppe Wagner reagiert werden. Die Gruppe Wagner hatte ihrerseits angekündigt, den Kampf in Bachmut einzustellen.
„In den vergangenen vier Tagen hat Russland sehr wahrscheinlich mehrere Bataillone zur Verstärkung der Bachmut-Front eingesetzt“, teilte das Verteidigungsministerium in London am Samstag mit. Vermutlich seien nur wenige russische Einheiten in der Ukraine verfügbar, daher stelle das Verlegen in den Raum Bachmut ein bemerkenswertes Engagement des russischen Kommandos dar. „Die russische Führung betrachtet wahrscheinlich weiterhin die Eroberung Bachmuts als wichtigstes unmittelbares Kriegsziel, das es ihr ermöglichen würde, einen gewissen Erfolg im Konflikt zu verbuchen“, sagten Vertreterinnen und Vertreter des britischen Ministeriums.
Kiew bestätigte Angaben
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Kriegsbeginn in der Ukraine täglich Informationen zum Verlauf. Es will laut eigenen Angaben der russischen Darstellung entgegentreten und Verbündete bei der Stange halten. Zuvor hatte auch die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar angegeben, das russische Militär habe mehrere tausend Streitkräfte nach Bachmut verlegt. „Der Feind kann nicht mit Qualität gewinnen, also versucht er es mit Quantität“, schrieb sie auf Facebook.
Explosionen in Mariupol
Gekämpft wird unterdessen auch in Mariupol und Kiew (siehe Video oben). Der Flughafen der von russischen Truppen besetzten Hafenstadt Mariupol ist am Freitagabend von mehreren Explosionen erschüttert worden. Das berichtete die russische Nachrichtenagentur Tass, die sich auf örtliche Behörden bezog. In sozialen Netzwerken kursierten Videoaufnahmen von Explosionen, deren Grund und Auswirkungen vorerst nicht bekannt waren.
Weder das russische noch das ukrainische Militär äußerten sich bisher zu dem Zwischenfall. Die Hafenstadt am Asowschen Meer war im Vorjahr nach monatelangen schweren Kämpfen erobert worden. Dabei wurden große Teile zerstört.
In Kiew wurde jetzt der elfte russische Angriff in diesem Monat gezählt. Zahlreiche Kampfdrohnen zerstörten zwei Wohnhäuser, Autos und Straßenbeläge. Die ukrainischen Luftstreitkräfte sprachen in einer Mitteilung von insgesamt 18 sogenannten Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed-136/131, die im Kiewer Gebiet abgeschossen worden seien. Verletzt worden sei niemand. In einem Haus sei durch herabgestürzte Trümmer ein Feuer ausgebrochen und inzwischen wieder gelöscht worden.
„Sinnlose Attacken“
In der vergangenen Woche hatte das russische Militär sowohl Kiew als auch andere Regionen beschossen, unter anderem mit Raketen. Laut Einschätzungen habe die russische Militärführung zuerst versucht, die Energieinfrastruktur anzugreifen, und wolle den Menschen in der Ukraine mit ständigen nächtlichen Angriffen nun den Schlaf rauben. Die Führung in Kiew sprach von „sinnlosen und kostspieligen Attacken“, die ein Zeichen für die Verzweiflung des Kriegsgegners seien. Schließlich gebe es für Kremlchef Wladimir Putin schon länger keine Erfolge auf dem Schlachtfeld.
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