Im Schwarzwassertal im Tiroler Außerfern ist die Almsaison schon vorbei, bevor sie richtig begonnen hat! Wegen Wolfs- und Bärrissen wurden Hunderte Schafe wieder abgetrieben. Viele stehen nun vor der Schlachtung. Die Bauern wissen keine andere Lösung, denn im Tal ist es im Sommer einfach zu heiß für die Tiere.
Rund 300 Schafe wurden erst vor zwei Wochen vom Tiroler Unterland ins Schwarzwassertal gebracht. „Weil für uns das eine der wenigen Almen in Tirol gewesen ist, die noch wolfsfrei war bis jetzt. Bei uns ist es nicht mehr machbar, auf eine Alm zu fahren. Da ist der Wolf flächendeckend unterwegs, inzwischen auch der Bär. Jetzt hat es uns auch hier erwischt“, ist Reinhard Astner aus Itter erschüttert. Er war es, der den Auftrieb der Schafe aus dem Unterland ins Schwarzwassertal organisierte.
Im Tal ist es viel zu warm, im Stall droht Parasitenbefall - das würde an Tierquälerei grenzen.
Reinhard Astner, Tiroler Schafbauer aus Itter
Bild: zoom.tirol
Viele Schafe vor Schlachtung
Vor wenigen Tagen wurden die Schafe zurück ins Unterland gebracht. Astner ist konsterniert. Auch deshalb, weil ein großer Teil der Tiere jetzt notgedrungen geschlachtet wird. „Dass wir so handeln müssen, ist nicht lustig. Jedes unserer Tiere hat einen Namen, den ihnen vielfach die Kinder gegeben haben.“
Alternativen sieht er keine. „Im Brixental haben wir längst keine Alm ohne Wolf oder Bär mehr“, sagt Astner. Die Haltung im Stall oder auf der Feldweide über den Sommer stelle keine Alternative dar. „Im Tal ist es viel zu warm, im Stall droht Parasitenbefall – das würde an Tierquälerei grenzen“, betont er. „Die Tiere nun zum Metzger bringen – das tun wir wirklich nicht gern.“
„Touristiker müssen aufschreien“
Hoffnung sieht Astner nur darin, wenn – wie angekündigt – rasch eine Abschussverordnung erlassen werde. Dann könnte man doch noch einmal auftreiben. Aber es würde wohl zusätzlich Zeit verstreichen, ehe man den Wolf erwische. „Jetzt müssen auch einmal die Touristiker aufschreien. Es bringt nichts, wenn jeder die Klappe hält, weil er fürchtet, dass sonst an seinem Sessel gesägt wird!“
„Jetzt muss schnell gehandelt werden“
„Schlimmer hätte die Almsaison nicht starten können“, sagte Tirols LK-Präsident Josef Hechenberger kürzlich zur „Krone“. Und weiter: „Dass es in vielen Bezirken schon zu Rissen gekommen ist, bestätigt die Brisanz der Situation. Jetzt muss schnell gehandelt werden, bei der Beprobung, bei der Auswertung und beim Abschuss.“
Erst Mitte dieser Woche hatte die Tiroler Landesregierung eine Abschussverordnung für einen Wolf in Osttirol erlassen. Am Freitag folgte eine weitere - für einen Wolf im Ötztal, wo zuletzt ebenfalls mehrere gerissene Schafe aufgefunden worden waren.
Tötung nun mittels Verordnung erlaubt
Im April wurde im Tiroler Landtag eine Gesetzesnovelle beschlossen, die eine Tötung nun mittels Verordnung und nicht mehr per Bescheid erlaubt. Vorangegangene Bescheide waren vom Gericht mehrmals aufgehoben worden, nachdem Umweltschutzorganisationen diese erfolgreich beeinsprucht hatten.
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