Endlich ist die Badesaison eröffnet. Doch in manchen Schulklassen geht jedes zweite Kind im wahrsten Sinne des Wortes unter, wenn es ins tiefe Wasser fällt. Die Schul-Schwimmkurse sind verpfllichtend, aber die Abrechnung ungeklärt. Regau zeigt auf, wie Gemeinden auf Kosten sitzen bleiben.
Was hat Corona mit den Nichtschwimmern zu tun? Viel. Wegen fast zwei Jahren mit ausgefallenen Schul-Schwimmkurse – rund 670.000 Stunden pro Jahr in OÖ – hat sich die Anzahl der Nichtschwimmer im Volksschulalter verdoppelt. Bis zu 50 Prozent der Achtjährigen gehen im wahrsten Sinne unter, bei allen fünf bis 19-Jährigen sind es laut einer Erhebung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit zehn Prozent. Dabei fällt auf, dass doppelt so viele Kinder aus sozial schwachen Familien oder mit Migrationshintergrund betroffen sind.
Bis bundesweit geklärt ist, wer die Kosten für den Schwimmunterricht trägt, ist für mich denkbar, dass das Land OÖ diese übernimmt.
Doris Margreiter, SP-Bildungssprecherin
Bild: Alexander Schwarzl
Jetzt laufen die Schul-Schwimmkurse wieder, „doch ist nirgends geregelt, wer Zusatzkosten tragen muss“, zeigt SP-Bildungssprecherin Doris Margreiter auf, die durch eine aktuelle Gemeinderats-Petition aus Regau auf das Problem aufmerksam geworden ist. Dort besuchen 75 Volksschulkinder den Schwimmunterricht, der pro Kind 25…Euro kostet. 1975 Euro, die derzeit – wie die Bildungsdirektion erklärt – der Schulerhalter, sprich die Gemeinde, trägt. Allerdings ist laut Gemeindebund der Dienstgeber, also bei Pflichtschulen das Land, für die Bezahlung der zusätzlichen Lehrer verantwortlich.
Rund 1,6 Millionen Euro für alle Volksschüler
Denn eine Verpflichtung der Eltern, die Kosten zu übernehmen, ist wegen der Schulgeldfreiheit nicht möglich. Die Bildungssprecherin ist der Meinung, dass der Bund, der die Lehrpläne erlässt, für Kosten wie Schwimmlehrer, zweite Lehrkraft ab einer Klasse mit 20 oder mehr Kindern, Busfahrt & Co. aufkommen müsse. „Bis das geregelt ist, sollte das Land einspringen“, befasst Margreiter nun den Landtag mit einem entsprechenden Antrag.
Nimmt man die 25 Euro pro Kind von Regau und legt diesen Wert einer überschlagsmäßigen Berechnung zugrunde, würden heuer für die etwas mehr als 62.000 Volksschüler in Oberösterreich rund 1,6 Millionen Euro nötig sein.
„Krone“-Kommentar: Bei Mathe kann ich überlegen
Bei Mathe kann ich überlegenIch hör schon die Erbsenzähler: „Ist es denn nötig, dass die Kinder schwimmen fahren?“ Sicher, geschätzte 1,6 Millionen Euro, die irgendwer zahlt, wären woanders sicher auch bitter nötig. Aber diese Diskussion sollten wir nicht beginnen, weil dann werden als nächstes die Zuschüsse für Schulskikurse hinterfragt.
Und Wedeln ist im Gegensatz zu Schwimmen nicht potenziell lebenswichtig. Schwimmen gehört wie Mathe in den Unterricht und ausgebaut. In Mathe pauken wir das 1x1, bis es sitzt. Aber wenns mir mal nicht einfällt, kann ich überlegen, wie es geht. Wenn ich ins tiefe Wasser falle, hab’ ich diese Zeit nicht!
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