Nach einem erneuten Rassismus-Vorfall hat Real Madrids Stürmer Vinicius Junior Vorwürfe gegen die spanische Fußball-Liga erhoben. Diese gehöre mittlerweile nicht mehr den Stars, sondern den Rassisten, schrieb der Brasilianer auf Instagram.
„Es war weder das erste noch das zweite noch das dritte Mal. Rassismus ist in LaLiga normal. Die Konkurrenz hält es für normal, der Verband auch und die Gegner ermutigen es. Es tut mir leid. Die Meisterschaft, die einst Ronaldinho, Ronaldo, Cristiano und Messi gehörte, gehört heute den Rassisten“, so Vinicius Junior.
Nicht das erste Mal
Zuvor war es bei der 0:1-Niederlage der „Königlichen“ bei Valencia am Sonntagabend zu rassistischen Beleidigungen gegen ihn gekommen. Die Folge war eine rund zehnminütige Unterbrechung. Der Stadionsprecher forderte die Fans nach den Vorfällen auf, Respekt zu zeigen und rassistische Äußerungen zu unterlassen. Kurz vor Schluss sah Vinicius Junior dann nach einer von zwei Rudelbildungen im Spiel auch noch die Rote Karte. In der Vergangenheit war es immer wieder zu rassistischen Beleidigungen gegen den 22-Jährigen gekommen.
Der Angreifer bezeichnete Spanien als „wunderschöne Nation“, die ihn willkommen geheißen habe und die er liebe, die sich aber auch bereit erklärt habe, das Bild eines rassistischen Landes in die Welt zu exportieren. „Es tut mir leid für die Spanier, die anderer Meinung sind, aber heute gilt Spanien in Brasilien als Land der Rassisten. Und leider habe ich für alles, was jede Woche passiert, keine Verteidigung. Aber ich bin stark und werde bis zum Ende gegen Rassisten vorgehen“, ergänzte der Stürmer, der den Liga-Verantwortlichen wiederholt Untätigkeit vorwarf.
Liga kontert
LaLiga-Präsident Javier Tebas forderte an Vinicius Junior gerichtet auf Twitter: „Bevor Sie LaLiga kritisieren und verleumden, müssen Sie sich richtig informieren. Lassen Sie sich nicht manipulieren und stellen Sie sicher, dass Sie die Kompetenzen des anderen und die Arbeit, die wir gemeinsam geleistet haben, verstehen.“ Tebas kritisierte, dass der Stürmer zu keinem der vereinbarten Termine erschienen sei. Die Vorgehensweise stieß Vinicius Junior sauer auf, der auf Twitter reagierte: „Anstatt Rassisten zu kritisieren, erscheint der Liga-Präsident wieder einmal in den sozialen Medien, um mich anzugreifen. Er stellt sich mit den Rassisten auf eine Stufe. Ich will Taten und Strafen.“
Die erneute Antwort von Tebas ließ nicht auf sich warten. Weder Spanien noch LaLiga seien rassistisch, betonte er. Rassismus-Vorfälle würden „mit aller Härte verfolgt“. Diese Saison habe man neun rassistische Vorfälle bei der Justiz angezeigt, acht davon gegen Vinicius Junior. Auch der jüngste Vorfall werde genauestens untersucht. Laut Medien wurde ein Täter bereits von der Polizei identifiziert. Unabhängig davon erstattete Real bei der für Hassverbrechen und Diskriminierung zuständigen Staatsanwaltschaft in Madrid Anzeige, wie der Club, der den Vorfall „auf das Schärfste verurteilte“, am Montag mitteilte.
„Ernsthaftes Problem“
Verärgert über den Vorfall war auch Spaniens Verbandspräsident Luis Rubiales, der zugab, dass es im spanischen Fußball ein „ernstes Rassismus-Problem“ gebe. Das unterstreichen auch Videos, die in den sozialen Medien auftauchten, in denen Hunderte Valencia-Fans schon bei der Ankunft des Real-Teambusses im Stadion „Vinicius ist ein Affe“ gesungen hatten.
Unterstützung erhielt Vinicius Junior aus seiner Heimat. So begann Präsident Luiz Inácio Lula seine Pressekonferenz zum Abschluss des G7-Gipfels in Hiroshima mit einer Aussage zum Nationalspieler. Er drückte dem Offensivspieler seine Solidarität aus. „Es ist nicht möglich, dass fast in der Mitte des 21. Jahrhunderts rassistische Vorurteile in mehreren Fußballstadien in Europa an Stärke gewinnen“, sagte Lula. Solidarisch mit dem Kicker zeigte sich auch Gianni Infantino. „Es gibt keinen Platz für Rassismus im Fußball und der Gesellschaft“, verlautete der FIFA-Präsident.
Auch Real-Trainer Carlo Ancelotti sagte Vinicius Junior seine Unterstützung zu: „Heute war ein trauriger Tag im Mestalla, an dem eine Gruppe von Fans ihre schlimmste Version gezeigt hat. Es ist an der Zeit, mit dem Reden aufzuhören und energisch zu handeln. Rassismus hat weder im Fußball noch in der Gesellschaft einen Platz. Nein zu Rassismus“, schrieb der Italiener auf Instagram. Über Fußball wollte er auch nach der Partie aufgrund der Vorfälle gar nicht reden. „Was wir gesehen haben, ist einfach nicht akzeptabel.“
Tätern droht Strafe
Wenn rassistische Gesänge im ganzen Stadion zu hören seien, müsse die Partie ganz einfach abgebrochen werden. „Ich würde genau das Gleiche sagen, wenn wir das Spiel 3:0 gewonnen hätten“, betonte Ancelotti. Es gebe dazu keine Alternative. Valencia kündigte am Sonntagabend an, man werde den oder die Täter von allen Heimspielen ausschließen.
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