Kosten explodieren

So viel Geld verschlingen Wetterextreme

Österreich
22.05.2023 12:49

Der finanzielle Schaden durch Naturkatastrophen wird laut österreichischen Versicherungen immer größer. Die Kosten übersteigen mittlerweile die Milliarden-Grenze - und das jedes Jahr. Doch ein Umdenken in den Köpfen der Österreicher findet offenbar noch nicht statt.

Naturkatastrophen verursachen pro Jahr österreichweit Schäden in Höhe von rund einer Milliarde Euro. Das betonte der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO) am Montag auf einer Pressekonferenz in Wien. „Wir rechnen jedoch mit einer dramatischen Zunahme von Schadensereignissen“, sagte Klaus Scheitegel, VVO-Vizepräsident. Er forderte deshalb auch eine Änderung des Versicherungsvertragsgesetzes von der Politik.

Nach dem Jahrhunderthochwasser 2003 in Österreich habe die Schadenssumme noch zwischen 300 und 400 Millionen Euro gelegen. Nun sei man mit rund einer Milliarde Euro pro Jahr „auf einem konstant hohen Niveau“ angekommen.

Die Zunahme von Naturkatastrophen aufgrund des Klimawandels sei evident, hieß es auf dem Medientermin. Scheitegel verwies in diesem Zusammenhang auf die starken Überschwemmungen in Italien vergangene Woche. Auch Österreich müsse sich für solche Ereignisse rüsten, wurde betont. „Jedes Bundesland hat Potenzial für Naturkatastrophen“, ergänzte VVO-Generalsekretär Christian Eltner.

Wetter in Österreich verändert sich
Im Zuge des menschengemachten Klimawandels zeigten sich in Österreich bereits Änderungen bei den extremen Wetterereignissen, erklärte Klimaforscher Marc Olefs von Geosphere Austria (ehemals ZAMG). „Zum Beispiel nahm in den letzten Jahrzehnten die Anzahl der Tage mit sehr großen Regenmengen im Sommer um rund 30 Prozent zu. Tage mit wenig Regen wurden hingegen seltener“, sagte Olefs.

„Hier gibt es einen direkten Zusammenhang mit der Klimaerwärmung. Denn pro Grad Erwärmung kann die Atmosphäre sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen, bei Gewittern sogar bis zu 15 Prozent mehr.“

Wie schnell es zu schweren Überflutungen kommen kann, zeigte das Hochwasser im Jahr 2013. (Bild: APA/RUBRA)
Wie schnell es zu schweren Überflutungen kommen kann, zeigte das Hochwasser im Jahr 2013.

Eltner und Scheitegel forderten am Montag eine Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, um eine Volldeckung bei Naturkatastrophen in der Feuerversicherungen zu ermöglichen. Dazu bräuchte es eine Änderung des Versicherungsvertragsgesetzes. „Bei einem Haus im Wert von 500.000 Euro können nach einem Naturereignis derzeit nur fünf bis sieben Prozent abgedeckt werden“, so Scheitegel.

„Wir benötigen für eine österreichweite Versicherbarkeit verschiedener Naturgefahren gesetzliche Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, den Versicherungsschutz flächendeckend zur Verfügung stellen zu können.“ Leider habe es hierfür noch keine Unterstützung der Politik gegeben, hieß es.

Auf der Pressekonferenz wurde auch auf den im Februar zum zehnten Mal durchgeführten „Naturgefahrenmonitor“ (Stichprobengröße 1.211 Teilnehmerinnen und Teilnehmer) des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hingewiesen. Die Daten aus der Erhebung zeigten, dass ein Umdenken noch nicht stattgefunden habe. Der Umfrage zufolge glauben 62 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher, dass es ausschließlich die Aufgabe der Behörden sei, sie vor Naturgefahren zu schützen. Jede zweite befragte Person gibt zudem an, keine Informationen darüber zu haben, wie man sich auf individueller Ebene vor Naturgefahren schützen kann.

Italien als Warnung
Nur 50 Prozent der befragten Personen kennen die Bedeutung der Zivilschutzalarme oder wissen, was bei einer Alarmierung konkret zu tun ist. Erst vergangene Woche sorgten verheerende Unwetter in Italien für starke Überschwemmungen in der Adria-Region Emilia Romagna. Die Behörden sprachen von 14 Todesopfern, mehr als 36.000 Evakuierten und 60 betroffenen Gemeinden. Ersten Schätzungen zufolge richteten die Überschwemmungen Schäden in Höhe von fünf Milliarden Euro an.

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