Am Freitag präsentiert Chartstürmerin Ina Regen in der KUGA Großwarasdorf Songs aus ihrem neuen Album „Fast wie Radlfahren“. Mit der „Krone“ sprach sie über ihre neue Freundin, ein Charity-Projekt und ihr Mitwirken an einem Dokumentarfilm, der für die Filmfestspiele in Cannes eingereicht wurde.
„Es ist schwierig, sich selbst treu zu bleiben, wenn man gleichzeitig um Verbundenheit bemüht ist. Manchmal macht man einen Kompromiss an der falschen Stelle. Aber es ist nie zu spät, den inneren Kompass neu zu eichen“, sagt Singer/Songwriterin Ina Regen (38) im Rückblick auf die vergangenen Jahre. Auch wenn sie stets den Eindruck gehabt hätte, dass sie das Steuer fest in der Hand hatte, müsse sie zugeben, dass sie sich da oder dort ein wenig angelogen, selbst sabotiert und einen völlig falschen Weg eingeschlagen habe, gesteht die Oberösterreicherin, der mit dem Lied „Wie a Kind“ der Durchbruch gelang.
Deshalb hat sie sich vor kurzem neu orientiert und ihr eigenes Label, „Nannerl“, gegründet. Der Name ist angelehnt an Wolfgang Amadeus Mozarts große Schwester. Denn so wie ihr berühmter Bruder war auch Nannerl ein Wunderkind und musizierte in den europäischen Adelshäusern. Doch mit 14 musste sie ihre Tour beenden, weil es sich für Frauen im heiratsfähigen Alters nicht schickte, aufzutreten. „Ich frage mich, wie viele Frauen von der Geschichte geschluckt wurden, nur weil sie das falsche Geschlecht hatten. Mein Label ehrt diese Talente“, sagt Regen, die damit auch ihr neues Album veröffentlicht hat.
Die Songs klingen wie Klaviatur der Gefühle
Als sie mit der Arbeit daran begann, sei sie ein bisschen verloren und von künstlerischen Selbstzweifeln geplagt gewesen, gesteht sie. Doch schon nach dem Niederschreiben der ersten Textzeilen, habe sie auf ihre Gabe vertraut und, so wie ein Kind, einen gewissen Spieltrieb zelebriert. Diesen Spieltrieb empfiehlt sie jedem Erwachsenen, weil er einen in die Leichtigkeit zurückbringe.
Als das Album fertig war, habe ich es auf und ab gehört, dazu getanzt und geweint. Das bedeutet mir mehr als jeder Erfolg, den es hoffentlich trotzdem haben wird.
Singer/Songwriterin Ina Regen über ihr neues Album „Fast wie Radlfahren“
Gelebte Sisterhood
Ein besonderes Highlight ist „Kaffee und Charadonnay“. Das Duett hat Ina Regen mit der deutschen Sängerin Alexa Voss alias „Flinte“ aufgenommen. Auch wenn die Musikerinnen unterschiedlicher nicht sein könnten und hier Hausruckviertler Dialekt auf Berliner Schnauze trifft, sei es ein Beweis für gelebte „Sisterhood“: „Wir haben uns blind verstanden, uns sofort platonisch schockverliebt. Mittlerweile ist aus unserer Berufsbeziehung eine private Freundschaft geworden. Sie hat auch den Entstehungsprozess meines Albums konstant begleitet“, schwärmt Regen.
Deshalb wird „Flinte“ sie nicht nur bei den meisten Österreich-Auftritten als Support begleiten, sondern auch beim Charity-Konzert SIE am Weltfrauentag 2024 im Wiener Konzerthaus mit von der Partie sein, das Regen als Gastgeberin organisiert, um Künstlerinnen aus den unterschiedlichsten Sparten eine Bühne zu geben. „Die Interpretinnen-Quote im Radio liegt hierzulande bei nur 15 Prozent. Dieser Weiberabend ist ein Versuch zu zeigen, wie viel weibliches Talent es in Österreich gibt", so Regen.
Macht Cannes sie international bekannt?
Und noch ein spannendes Projekt hat Ina Regen zurzeit am Start. Für den Dokumentarfilm „Kreis der Wahrheit“, der zu den Filmfestspielen in Cannes eingereicht wurde, hat sie den Titel „Elisabeth tanzt“ verfasst. „In der Doku geht es um Zeitzeuginnen-Erinnerungen von Holocaust-Überlebenden. Ich wählte die Biografie von Elisabeth Scheiderbauer, die tragende Figur des Films ist. Sie verbrachte ihre Kindheit im KZ Theresienstadt. Die nötige Kraft zum Überleben gab ihr der Tanz. Jeden Abend, wenn es finster wurde, tänzelte sie durch die Barrikaden. Später wurde sie Volksoperntänzerin in Wien. Ihre Geschichte hat mich so berührt, dass ich zu diesem Projekt nur Ja sagen konnte“, erzählt Regen.
Um sich in die damalige Zeit einfühlen zu können, fuhr sie nach Auschwitz und sammelte Eindrücke: „Der erste Mann meiner Oma fiel im Krieg, der Zweite, mein Großvater, kämpfte auch an der Front. Leider habe ich es nicht geschafft, mit meinen Vorfahren über ihre Erfahrungen im Krieg zu reden, weil ich merkte, dass diese traumatischen Erfahrungen ein Tabu waren. Ich wollte nicht in alten Wunden stochern. Und irgendwann war es zu spät“, sagt Regen.
Politische Botschaft
Umso wertvoller finde sie es, dass die Zeitzeuginnen ihre Erfahrungen mahnend zur Verfügung gestellt haben, damit wir wachsam könnten für die Strömungen, die uns heute links und rechts begleiten: „Es ist gerade recht krawallig und erschreckend, wie respektlos selbst auf Social-Media-Plattformen Diskurse geführt werden. Diese Verknappung von Inhalten wird unserer mannigfaltigen Welt, in der wir leben, nicht gerecht“, wird Regen politisch.
Die Sehnsucht nach einer einfachen Wahrheit und einem Erlöser ist gerade sehr präsent. Unsere europäischen Werte sind akut bedroht.
Singer/Songwriterin Ina Regen
Auch sie würde manchmal gerne eine schützende Mauer um sich bauen, um sich vor den Schreckensnachrichten, die täglich auf uns einprasselten, zu schützen. Aber das sei der falsche Weg: „Ich bemühe, wach und weich zu bleiben. Denn das stärkste, das wir der Welt schenken können, ist ein weiches, verbindliches Herz. Davon singe ich auch in meinem Song ‘Granit‘“, so Regen.
Soziales Engagement
Am 14. Juni steht die Amadeus-Preisträgerin auf der Bühne des Wolkenturms in Grafenegg, wo sie ein Charity-Konzert für die gemeinnützige CAPE10-Stiftung spielt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Leid von unverschuldet in Not geratenen Menschen zu lindern: In den vergangenen Jahren sind viele Probleme sichtbar geworden. Es liegt ans uns, dass wir diese Umbruchzeiten nutzen und miteinander etwas gestalten, das für uns alle besser ist. Das heißt aber auch, dass sich jene, denen es besser geht, sich um diejenigen kümmern sollten, die es nicht so gut erwischt haben.“
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