GUTEN MORGEN

Wildes Stechen | Allergrößter Verlierer

Was für ein Tag für die Sozialdemokraten. 16 ½ Stunden nach der Verkündung des Ergebnisses der SPÖ-Mitgliederbefragung, bei der sie als Dritte am schlechtesten abgeschnitten hatte, verkündete Pamela Rendi-Wagner, sie werde beim Parteitag nächste Woche nicht mehr antreten. Wenig später begann unter den Parteigranden in den sogenannten Gremien ein Stechen, Würgen und Hauen der übelsten und blamabelsten Art, wie Teilnehmer berichten. Der knapp zweitplatzierte Andreas Babler bekräftigte seine Forderung nach einer Stichwahl unter den Parteimitgliedern zwischen ihm und Doskozil. In der Präsidiumssitzung fand man keine Lösung, in der folgenden Vorstandssitzung wurde eine derartige Stichwahl schließlich mit 25:22 Stimmen „abgestochen“. Stattdessen folgt nun ein finales Duell auf dem Parteitag in der nächsten Woche. Das wilde Stechen - es geht weiter.   

Allergrößter Verlierer. „Die Sozialdemokratie steht mit dem Rücken zur Wand“, hatte der Linzer SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger Sonntag in der TV-Diskussion „Im Zentrum“ gewarnt - knapp vor der Bekanntgabe des Auszählungsergebnisses der SPÖ-Mitgliederbefragung. Diese ging - um eine andere sprichwörtliche Formulierung zu verwenden - ja aus wie das „Hornberger Schießen“. Dessen Wikipedia-Definition: „Die Wendung wird gebraucht, wenn eine Angelegenheit mit großem Getöse angekündigt wird, aber dann nichts dabei herauskommt und sie ohne Ergebnis endet.“ Inkludiert wohl auch ein Ergebnis ohne klaren Sieger. Was es schon brachte: eine Reihe klarer Verlierer. Pamela Rendi-Wagner bloß Dritte im Kandidaten-Trio: Das besiegelte ihr Ende als Parteichefin. Mit ihr fällt wohl auch ihr engeres Umfeld mit dem Buhmann Christian Deutsch als Geschäftsführer an der Spitze. Auch Klubobfrau-Stellvertreter Jörg Leichtfried blüht die Degradierung. In die lange Liste der Verlierer muss sich auch der Wiener SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig einreihen: Seinem Einfluss auf die Bundespartei sind klare Grenzen gesetzt. Selbst der Gewinner der Abstimmung, Hans Peter Doskozil, könnte letztlich ein Verlierer sein, wenn ihm der zweitplatzierte Andreas Babler nicht mehr nur die Show, sondern auf dem Parteitag - siehe oben - womöglich auch noch das Amt „stiehlt“. Allergrößter Verlierer jedoch bleibt die Sozialdemokratie selbst. Die steht nicht nur an der Wand, sondern am Abgrund.

Kommen Sie gut durch den Mittwoch!

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