Russland ist verwundert über eine Aussage von Außenminister Alexander Schallenberg zu „informellen Gesprächskanälen“ mit Moskau. Man habe „keine Informationen über die angebliche Aufrechterhaltung informeller Kommunikationskanäle mit der österreichischen Regierung“, erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, in einem sarkastischen Statement am Dienstag.
Schallenberg hatte im Interview mit der deutschen Zeitung „Welt“ die Frage bejaht, ob Österreich informelle Gesprächskanäle mit Russlands Regierung unterhalte. Das sei wichtig. „Der Westen muss weiterhin mit Russland sprechen“, das tue auch die US-Administration. Russland sei „der größte geografische Nachbar der EU und die größte Nuklearmacht auf diesem Planeten“. Moskau sitze in zahlreichen internationalen Organisationen mit am Tisch und sei beispielsweise ein wichtiger Akteur bei der Durchsetzung der weltweiten Klima- und Umweltziele.
Schallenberg: „OSZE und UNO nutzen“
„Wir müssen klare Kante zeigen bei der Verfolgung von russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine und bei der Rechenschaftspflicht der politischen Führung für Kriegsverbrechen und das Verbrechen der Aggression“, betonte Schallenberg. „Aber der Westen muss auch weiterhin mit Russland sprechen und sollte die internationalen Foren, wie die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und die Vereinten Nationen (UNO), nutzen, um unsere Standpunkte im direkten Austausch unverblümt klarzumachen.“
„Österreich hat seine unabhängige Rolle aufgegeben“
Sacharowa erklärte dazu laut Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS: „Wir waren überrascht zu erfahren, dass Wien informelle Kommunikationskanäle mit den russischen Behörden unterhält. Wir wissen davon nichts.“ Die Außenamtssprecherin merkte auch an, dass es keine Themen gebe, über die Moskau und Wien einen informellen Dialog führen könnten. „Österreich, das sich gegenüber Russland eindeutig auf die Seite des Westens in seiner feindlichen Politik gestellt hat, hat seine bisher unabhängige Rolle in der Außenpolitik aufgegeben und das Prinzip der Neutralität über Bord geworfen.“
„Emotionale Verzweiflung über Notwendigkeit des Händeschüttelns“
Die Sprecherin kommentierte außerdem eine andere Äußerung Schallenbergs, wonach er im Fall eines persönlichen Treffens mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow wegen der diplomatischen Etikette die Hand „kurz reichen“ würde, aber mit Widerwillen. „Was seine emotionale Verzweiflung über die Notwendigkeit des Händeschüttelns mit dem russischen Minister bei einem hypothetisch möglichen persönlichen Treffen betrifft, so möchten wir Minister Schallenberg versichern, dass niemand ihn aufsuchen würde, um ihm die Hand zu schütteln“, so Sacharowa trocken.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.