Am 25. Mai 2003 wurde Werner Schlager in Paris Tischtennis-Weltmeister, 20 Jahre danach spielt er mit seinen Kindern PlayStation.
„Krone“: Vor 20 Jahren war dein großer Tag. Alles noch in Erinnerung?
Werner Schlager: Den Matchball seh‘ ich noch ganz genau vor meinem geistigen Auge. Dann aber reißt der Faden. Das war anscheinend zu viel, dann hat das Gehirn abgeschaltet. Ich hab‘ die Hände nach oben gerissen, dann bin ich am Boden wieder zu mir gekommen.
Damals war schon deine Partnerin Bettina mit in der Halle.
Ja, diese Verliebtheit hat mir so viel Selbstvertrauen gegeben, ich hatte keine Angst, ein Match zu verlieren. Bettina hat sicher einen großen Anteil an diesem Titel.
Ihr seid nicht verheiratet. Warum nicht?
Ich glaube, sie will mich nicht. Ich warte immer noch auf einen Antrag. Nein, ich war schon mal verheiratet. Drei Jahre später kam die Scheidung. Das ist nichts für mich.
Was gab’s damals für den WM-Titel?
Von meinem Ausrüster 80.000 Euro. Vom Land Niederösterreich einen Empfang und eine Anstecknadel und von Wiener Neustadt eine Sachertorte.
Ernsthaft?
Ja, aber ich hatte danach acht Jahre einen Vertrag mit einer chinesischen Firma und gut in Aktien investiert.
Gab es auch negative Seiten nach dem Erfolg?
Leider! Man merkt, dass es Leute gibt, die wie Zecken auf dir hocken, dich nur aussaugen wollen.
2011 wurde die „Werner Schlager Akademie“ eröffnet, fünf Jahre später zugedreht. Und dazwischen lag die Klage gegen dich wegen schweren Betrugs.
Diese Klage hat mich viel Geld gekostet und gezeigt, wie das Land mit seinen Sporthelden umgeht. Ich bin freigesprochen worden. Sportlich ist es gut gelaufen, wirtschaftlich war es nicht machbar. Und dann hab‘ ich gemerkt, der Sport ist das Ehrlichste, was ich bisher gemacht habe. Hier gibt es Regeln, die zu 99,9 Prozent von allen befolgt werden, in der Wirtschaft sind es 0,01 Prozent.
Was machst du heute?
Ich arbeite in Bad Aibling in Bayern im Tischtennis-Zentrum, kümmere mich um einen Nachwuchssportler.
Der Hype um dich in China war damals riesengroß!
Nach meinem WM-Titel bin ich zum bekanntesten ausländischen Sportler in China gewählt worden. Zweiter war Tiger Woods, und Dritter Michael Schumacher. Das waren unvorstellbare Ausmaße. Hat mir aber auch die negativen Seiten gezeigt. Ich war in einem goldenen Käfig.
Und in Österreich? Wirst du hier noch erkannt?
Nur von Insidern. Und das ist gut so. Dadurch hab‘ ich ein entspanntes Leben. Ich möchte kein Hans Krankl oder Herbert Prohaska sein.
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