Die russischen Wagner-Söldner haben nach Angaben ihres Chefs Jewgeni Prigoschin mit dem Abzug aus der ostukrainischen Frontstadt Bachmut begonnen. Das sagte Prigoschin am Donnerstag in einem Video. Die Söldner sollen von regulären russischen Truppen ersetzt werden. Unklar ist, ob die Stadt wirklich vollständig erobert ist, wie von Russland behauptet.
Wagner-Chef Prigoschin hatte kürzlich den Abzug seiner Söldner aus der Stadt vom 25. Mai bis 1. Juni angekündigt, nachdem er Bachmut für vollständig erobert erklärt hatte. Die Ukraine bestreitet, dass russische Truppen die Stadt vollständig eingenommen haben. Die Kämpfe seien demnach abgeflaut.
Propagandasieg für Prigoschin
Prigoschin, der als Meister der Desinformation gilt, kann für sich aber jedenfalls einen Propagandasieg verbuchen: Nach Einschätzung der US-Denkfabrik ISW sind in der Wahrnehmung einflussreicher russischer Militärblogger seine Söldner für den Sieg verantwortlich. Auch deswegen, weil der Wagner-Chef selbst die hohen Verluste seiner Truppe immer wieder thematisierte. Nach Aussage Prigoschins wurden bei der Schlacht um die Stadt in der Ostukraine 10.000 rekrutierte Häftlinge und 10.000 reguläre Wagner-Söldner getötet.
Russische Militärblogger diskutieren daher dem ISW zufolge hauptsächlich über die Verluste bei der Schlacht um Bachmut, das russische Verteidigungsministerium habe es daher schwer, von dem angeblichen Sieg zu profitieren. Prigoschin könne in seiner Fehde gegen den russischen Verteidigungsminister und weitere Eliten nun seine Attacken verstärken und versuchen, seinen Einfluss weiter zu erhöhen. Er versuche, sich als „totalitäre Figur“ zu inszenieren, die einen militärischen Sieg in der Ukraine erringen könne, so die Experten des ISW.
Alle nächtlichen Angriffe abgewehrt
Unterdessen hat die Ukraine in der Nacht auf Donnerstag nach eigenen Angaben 36 Drohnen des Typs Shahed aus iranischer Produktion abgeschossen und damit alle russischen Luftangriffe abgewehrt. „Der Feind setzte 36 Shaheds ein“, schreibt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Ziel der Drohnenangriffe war der ukrainischen Luftwaffe zufolge militärische Einrichtungen und kritische Infrastruktur im Westen des Landes. Auch im Luftraum um die Hauptstadt Kiew seien mehrere Drohnen abgefangen worden, sagt der Leiter der Kiewer Militärverwaltung. Es war der zwölfte Angriff auf Kiew in diesem Monat.
Auch auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim sind in der Nacht russischen Angaben zufolge sechs Drohnen abgeschossen worden. Es habe „keine Opfer oder Verletzten“ gegeben, erklärte der von Moskau eingesetzte Gouverneur, Sergej Aksjonow, am Donnerstag im Onlinedienst Telegram.
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