Was wusste Kiew?

Russischer Neonazi will Russland wieder angreifen

Ukraine-Krieg
25.05.2023 14:19

Die Attacken auf Ziele in der russischen Grenzregion Belgorod durch das Russische Freiwilligenkorps (RVC) haben in Russland für Entsetzen und international für Aufsehen gesorgt. Die Miliz, angeführt von dem Neonazi Denis Kapustin, hat weitere Angriffe angekündigt. Kiew weist eine Verwicklung in die Vorgänge zurück - profitiert aber davon.

Nach offiziellen ukrainischen Angaben haben das Russische Freiwilligenkorps und die ebenfalls an dem Einfall beteiligte Legion Freiheit Russlands auf eigene Faust gehandelt. Beide sind gegen die Regierung in Moskau eingestellt. Gegenüber CNN gab Denis Kapustin, auch bekannt als Denis Nikitin an, dass jede Operation „unsere eigene Entscheidung“ sei. Allerdings gab er zu, dass es von der ukrainischen Seite „Ermutigung und Hilfe“ gebe. 

(Bild: APA/AFP/SERGEY BOBOK)

Er hat neue Vorstöße angekündigt: „Ich denke, Sie werden uns wieder auf der anderen Seite sehen“, erklärte Kapustin am Mittwoch vor Reportern auf der ukrainischen Seite der Grenze. Die Kämpfer posierten dabei mit Flaggen für die Fotografen und setzten ein erbeutetes russisches Panzerfahrzeug in Szene.

Ein russisches MIlitärfahrzeug wurde als Beute präsentiert. (Bild: APA/AFP/SERGEY BOBOK)
Ein russisches MIlitärfahrzeug wurde als Beute präsentiert.

„Wird wieder heiß hergehen“
„Es wird wieder einen Ort geben, an dem es heiß hergeht“, sagte der Freischärler. „Ich kann die bevorstehenden Dinge nicht verraten, ich kann nicht einmal die Richtung verraten“, so der Russe. Die russisch-ukrainische Grenze sei ziemlich lang. Kapustin nennt sich selbst „White Rex“, was auch der Name eines neonazistischen Netzwerks und einer Bekleidungsmarke aus Russland ist, die er gegründet hat. Im Online-Shop von „White Rex“ sind T-Shirts mit faschistischen Symbolen erhältlich.

Experten zufolge ist es unwahrscheinlich, dass die ukrainische Regierung die Anti-Putin-Freischärler nicht unterstützt hat. Schließlich griffen sie von ukrainischem Boden aus an und waren dabei gut ausgerüstet. Zudem habe der ukrainische Militärgeheimdienst bestätigt, dass er eng mit den beiden Gruppen zusammenarbeite, schrieb Russland-Experte Gerhard Mangott auf Twitter.

US-Fahrzeuge im Einsatz
Heikel ist zudem der Einsatz von mindestens drei US-Militärfahrzeugen, die laut „New York Times“ bei den bisherigen Angriffen verwendet wurden. Zwei dieser als „MRAP“ (Mine-Resistant Ambush Protected) bekannten Fahrzeuge seien von russischer Seite beschlagnahmt worden, berichtete die Zeitung. Die USA hatten dem ukrainischen Militär mehrere Hundert dieser Fahrzeuge zur Verfügung gestellt.

Wie kamen die russischen Freischärler in den Besitz der MRAP-Fahrzeuge? Der unter dem Spitznamen „Cäsar“ bekannte Sprecher der Legion Freiheit Russlands erklärte gegenüber CNN, dass man die Fahrzeuge „in internationalen Waffengeschäften“ gekauft habe.

„Unterstützen Einsatz in Russland nicht“
Ob die beim Angriff zum Einsatz gekommenen Vehikel von den USA an die Ukraine gespendet wurden oder nicht, glücklich ist die US-Regierung nicht darüber. Man prüfe derartige Berichte, erklärte der Nationale Sicherheitsberater John Kirby dazu. „Wir haben eindeutig klargestellt, dass wir den Einsatz von in den USA hergestellter Ausrüstung für Angriffe innerhalb Russlands nicht unterstützen“, betonte er.

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Kiew riskiert damit, seine Unterstützer im Westen zu verprellen.

(Bild: Johns Hopkins SAIS Europe/LF)

Sergey Radchenko

Die Indizien sprechen dafür, dass die Ukraine die Angriffe in Belgorod unterstützt hat. Dem Historiker Sergey Radchenko zufolge, der sich intensiv mit dem Krieg auseinandersetzt, ist das definitiv so. Warum sich Kiew bei einer derartigen Operation auf eine von einem Neonazi angeführte Truppe verlässt? „Sie haben wahrscheinlich niemanden anderes“, so Radchenko gegenüber krone.at. Die Ukraine wolle „in der Grenzregion Unruhe stiften, die Inkompetenz der russischen Armee zeigen und so Putin schwächen, außerdem in einer Art psychologischer Kriegsführung Panik schüren.“

„Alles in allem eine schlechte Idee“
Aus Sicht Radchenkos überwiegen aber die Nachteile einer solchen Operation: Denn sie würden Putins Behauptungen, wonach Russland in seiner Existenz bedroht werde und deshalb Krieg führen müsse, neue Nahrung geben. „Das ist natürlich falsch, lässt sich aber gut verkaufen“, betont Radchenko. „Außerdem riskiert Kiew, indem es sich auf diese zwielichtigen Rechtsextremisten verlässt und sie mit US-Ausrüstung versorgt, seine Unterstützer im Westen zu verprellen, nicht zuletzt in Washington. Alles in allem also eine ziemlich schlechte Idee.“

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